Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
dessen Leiche aufwachte. Mit klopfendem Herzen erwiderte ich ihren Blick, der mich anzuflehen schien, eine andere Lösung zu finden.
»Kannst … kannst du mich hören?«, stammelte ich.
Sie schloss die Augen und verlor wieder das Bewusstsein. Nach diesem Schreck entschied ich mich doch für die andere Alternative: das Herausziehen. Während ich mir in Gedanken Mut machte, packte ich den Pfeil mit einer Hand, drückte mit der anderen die Schulter der Elfe zu Boden … und zog!
Ich brauchte zwei Anläufe, aber ich schaffte es. Die Wunde fing an zu bluten, aber nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Mit drei kleinen Stichen konnte ich sie nähen. Fünf Minuten später war die Schöne verbunden und wieder angezogen. Ich ließ mich im Schneidersitz vor ihr nieder und betrachtete sie glücklich und stolz. An der Stelle, wo sie vom Pfeil getroffen worden war, war das Oberteil ein wenig ausgeleiert, aber ich konnte mir vorstellen, dass es sich mit der Zeit wieder spannen würde, so wie diese Materialien mit Formgedächtnis, die unsere modernen Designer so mögen. Die Pfeilspitze war durch den Aufprall zersplittert. Wäre der Stoff des Oberteils nicht so erstaunlich reißfest gewesen, wären Reste der Spitze in der Wunde geblieben und hätten mit Sicherheit eine tödliche Infektion verursacht. Mit Schaudern dachte ich daran zurück, dass der unglückselige Pfeil mich getroffen hätte, wenn er dreißig Zentimeter neben der Elfe eingeschlagen wäre.
Während die Verletzte schlief, kam mir eine neue Sorge in den Sinn: Wem sollte ich die Elfe anvertrauen?
ODA
D raußen vor dem Haus wieherte Armaintho laut und stampfte mit der Pfote auf. Vor lauter Panik, eine Gruppe Orks könnte im Anmarsch sein, stürmte ich zum Fenster. Mit grenzenloser Erleichterung stellte ich fest, dass es sich bei dem Neuankömmling um einen alten weißbärtigen Mann handelte. Er war ziemlich dick und mit einem Hemd, einer kastanienbraunen Hose und fuchsroten Halbstiefeln bekleidet. Mit seinem großen Sack, den er über der Schulter trug, sah er aus wie der Weihnachtsmann. Die Tatsache, dass ihm ein aufgeregt stampfendes Equined den Zugang zu seinem eigenen Haus verwehren wollte, schien ihn eher neugierig zu machen, als zu beunruhigen. Ich lächelte und eilte nach draußen.
»Ruhig, Armaintho, es ist alles in Ordnung«, rief ich von der Treppe aus.
Da sich der Fremde so gutmütig zeigte, vertraute ich mich ihm an.
»Ich habe eine junge Frau bei mir, die von Halborks verwundet wurde. Da niemand zu Hause war, habe ich mir erlaubt, einzutreten, um sie zu versorgen … in Ihrem Wohnzimmer. Tut mir leid.«
Der Mann beäugte mich misstrauisch und schien sich wenig für meine Erklärungen zu interessieren.
»Auf den ersten Blick könnte man dich für einen litithischen Ritter halten. Auf den zweiten aber nicht.«
Ich nickte. »Ich komme aus Paris. Oder falls Ihnen das lieber ist, ich bin ein Abenteuerreisender.«
»Wir nennen euch lieber Ausländer. Wie geht es deiner Freundin?«
»Sie ist eigentlich keine Freundin, sondern …«
»Eine Elfe, ich weiß«, kam er mir zuvor und sah mich mit seinen listigen, funkelnden Augen weiter unverwandt an.
»Äh … Ja, stimmt.«
»Sie wurde an der rechten Schulter verletzt, nicht wahr?«
Ich war so verblüfft, dass es mir die Sprache verschlug. Dann senkte er den Blick und sagte mit einer wegwerfenden Handbewegung: »Keine Sorge, es geht ihr sehr gut. Man könnte sie auch als geheilt betrachten.«
»Woher wissen Sie das? Sind Sie eine Art Hellseher?«
Er gluckste schelmisch und antwortete: »In meinem Alter ist das Sehen ziemlich anstrengend. Aber in diesem Fall reicht meine Sehkraft noch aus … und mein Verstand reicht für die einfachsten Schlussfolgerungen«, fügte er hinzu und schenkte mir ein spöttisches Lächeln, das meinen Argwohn erregte.
Ich warf einen Blick über meine Schulter und stellte verdutzt fest, dass mein hübscher Schützling vor der Haustür stand. Den rechten Arm trug sie in der Schlinge, die ich ihr angelegt hatte. Sie war aschfahl und taumelte ein wenig.
»Verflixt noch mal, warum bist du aufgestanden?«, rief ich und stürzte zu ihr.
Sie brach in meinen Armen zusammen. Mithilfe des alten Mannes brachte ich sie in ein Zimmer.
»Wir müssen weg«, murmelte sie.
»Das hab ich auch vor«, erwiderte ich, »aber nicht sofort.«
Nachdem ich sie hingelegt und zugedeckt hatte, beglückwünschte ich sie zu ihrer erstaunlichen Widerstandskraft.
»Mit der Menge, die ich dir
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