Die Farbe der Gier
Geheimnis fasziniert mich auch.«
Anna nickte.
»Es gibt noch ein Geheimnis, das ich gern lüften würde, bevor Sie sich auf den Weg machen, Dr. Petrescu«, sagte Macy.
Anna richtete ihre Aufmerksamkeit auf Jacks Chef.
»Wenn Fenston eine Fälschung besitzt, wo ist dann das Original?«, verlangte er zu wissen.
»In Wentworth Hall«, erwiderte Anna. »Sobald ich das Gemälde bei Sotheby’s hatte, habe ich es mit einem Taxi nach Wentworth Hall bringen lassen. Ich selbst hatte nur die rote Kiste und den Originalrahmen des Gemäldes dabei.«
»Beides haben Sie nach Bukarest gebracht, damit Ihr Freund Anton seine Fälschung in den Originalrahmen einpassen konnte.
Um Fenston möglichst lange an der Nase herumführen zu können.«
»Und das hätte auch funktioniert, wenn er nicht beschlossen hätte, das Gemälde versichern zu lassen.«
Eine Weile sagte keiner ein Wort, dann meinte Macy: »Und das ganze Täuschungsmanöver haben Sie direkt vor Jacks Nase durchgeführt.«
»Allerdings.« Anna lächelte.
»Eine letzte Frage, Dr. Petrescu«, fuhr Macy fort. »Wo befand sich der van Gogh, als zwei meiner fähigsten Agenten mit Ihnen und Lady Arabella in Wentworth Hall gefrühstückt haben?«
»Beruf dich bitte auf dein verfassungsmäßiges Recht, die Aussage verweigern zu dürfen«, flehte Jack.
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»Im Van-Gogh-Gästezimmer«, antwortete Anna. »Direkt über den beiden, im ersten Stock.«
Olga Krantz wartete bis zum zehnten Klingeln, dann hörte sie ein Klicken und eine Stimme fragte: »Wo sind Sie?«
»Hinter der russischen Grenze«, erwiderte sie.
»Gut, denn Sie können nicht nach Amerika zurück, so lange Sie regelmäßig in der New York Times erwähnt werden.«
»Ganz zu schweigen von der Suchliste des FBI«, fügte die Krantz hinzu.
»Das sind Ihre 15 Minuten Ruhm«, meinte Fenston. »Aber ich habe einen Auftrag für Sie.«
»Wo?«, fragte die Krantz.
»Wentworth Hall.«
»Ich kann es nicht riskieren, dort ein zweites Mal …«
»Auch dann nicht, wenn ich Ihr Honorar verdoppele?«
»Es ist trotzdem ein zu großes Risiko.«
»Vielleicht überlegen Sie es sich anders, wenn ich Ihnen sage, wessen Hals ich gern durchtrennt sähe.«
»Ich höre«, sagte sie und als Fenston ihr den Namen ihres nächsten Opfers nannte, meinte sie nur: »Und dafür zahlen Sie mir zwei Millionen Dollar?«
»Drei, wenn Sie es fertig bringen, die Petrescu ebenfalls zu töten – sie bleibt dort über Nacht.«
Olga Krantz zögerte.
»Und vier, wenn sie zusieht, wie dem ersten Opfer die Kehle durchtrennt wird«, fügte Fenston hinzu.
Es folgte eine ausgedehnte Stille, dann sagte die Krantz: »Ich brauche zwei Millionen im Voraus.«
»Am üblichen Ort?«
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»Nein«, erwiderte sie und nannte ihm ein Nummernkonto in Moskau.
Fenston legte den Hörer auf und summte Leapman an. »Ich muss Sie sprechen – sofort.«
Während er auf Leapman wartete, notierte sich Fenston die Punkte, über die er sprechen musste: van Gogh, Geld, Wentworth-Besitz, Petrescu. Er kritzelte immer noch, als es an die Tür klopfte.
»Sie ist geflohen«, sagte Fenston, nachdem Karl Leapman die Tür geschlossen hatte.
»Dann war der Bericht der New York Times also zutreffend.«
Leapman konnte nur hoffen, dass er nicht besorgt klang.
»Ja, aber die wissen nicht, dass sie auf dem Weg nach Moskau ist.«
»Will sie nach New York zurückkehren?«
»Vorerst nicht«, sagte Fenston. »Das kann sie nicht riskieren, solange die Sicherheitsmaßnahmen derart verschärft sind.«
»Sinnvolle Überlegung«, stimmte Leapman zu und versuchte, nicht allzu erleichtert zu klingen.
»In der Zwischenzeit habe ich ihr einen anderen Auftrag erteilt«, sagte Fenston.
»Wer soll es diesmal sein?«, fragte Leapman.
Leapman hörte ungläubig zu, als Fenston offenbarte, wen er als das nächste Opfer von Olga Krantz ausgewählt hatte und warum es unmöglich sein würde, das linke Ohr abzuschneiden.
»Ist der Hochstapler nach Wentworth Hall zurückgeschickt worden?«, fragte Fenston, während Leapman das vergrößerte Foto des Vorsitzenden anstarrte, wie er bei seinem Besuch am Ground Zero George W. Bush die Hand schüttelte. Es hing wieder an dem Ehrenplatz hinter Fenstons Schreibtisch.
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»Ja. Art Locations hat das Bild heute Nachmittag abgeholt«, erwiderte Leapman. »Sie bringen die Fälschung irgendwann morgen zurück nach Wentworth Hall. Ich habe auch mit unserem Anwalt in London gesprochen. Die Beschlag-nahmungsanordnung kommt am Mittwoch vor einen
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