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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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Sergei auf der Kühlerhaube des Wagens und rauchte eine Zigarette. Anna räkelte sich, blinzelte und rieb sich die Augen. Es war das erste Mal. dass sie auf dem Rücksitz eines Autos geschlafen hatte – definitiv eine Verbesserung gegenüber dem Laderaum eines Kleinlasters kurz vor der kanadischen Grenze, ohne jemanden der sie beschützte.
    Sie stieg aus dem Wagen und streckte die Beine aus. Die rote Kiste war immer noch an Ort und Stelle.
    »Guten Morgen«, sagte Sergei. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?«
    Sie lachte. »Besser als Sie, wie es scheint.«
    »Nach 20 Jahren in der Armee wird Schlaf zum Luxus«, meinte Sergei. »Aber bitte frühstücken Sie doch mit mir.« Er ging zur Fahrerseite des Wagens, zog eine Blechdose unter dem Sitz hervor, nahm den Deckel ab und legte den Inhalt frei: zwei Brötchen, ein gekochtes Ei, eine Käseecke, zwei Tomaten, eine Orange und eine Thermoskanne mit Kaffee.
    »Woher kommt das alles?«, fragte Anna, während sie die Orange schälte.
    »Das gestrige Abendessen«, erklärte Sergei. »Von meiner Frau zubereitet.«
    »Wie wollen Sie erklären, warum Sie nicht heimgekommen sind?«, fragte Anna.
    »Ich werde ihr die Wahrheit sagen«, meinte Sergei. »Dass ich die Nacht mit einer wunderschönen Frau verbrachte.« Anna wurde rot.
    »Aber ich fürchte, ich bin zu alt, als dass sie mir glauben würde«, fügte er hinzu. »Was machen wir als Nächstes? Eine Bank ausrauben?«
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    »Nur wenn Sie eine Bank kennen, die 50 Millionen Dollar in bar im Safe hat«, lachte Anna. »Ansonsten muss ich das hier
    …«, sie zeigte auf die Kiste, »… in den Frachtraum des nächsten Fliegers nach London bringen, also muss ich herausfinden, wann die Frachtabfertigung öffnet.«
    »Sobald der erste Angestellte auftaucht.« Sergei pellte die Schale vom Ei. »Für gewöhnlich gegen 7 Uhr«, fügte er hinzu und reichte Anna das Ei.
    Anna biss hinein. »Dann möchte ich gegen sieben dort sein, wenn sie öffnen, damit ich dafür sorgen kann, dass die Kiste auch wirklich an Bord kommt.« Sie sah auf ihre Uhr. »Wir sollten also besser los.«
    »Das denke ich nicht.«
    »Wie meinen Sie das?« Anna klang ängstlich.
    »Wenn eine Frau wie Sie die Nacht in einem Auto verbringen muss anstatt in einem Hotel, dann gibt es dafür einen Grund. Ich habe das Gefühl, das ist der Grund.« Sergei wies auf die Kiste.
    »Vielleicht wäre es unklug, wenn man sieht, wie Sie heute Morgen mit einer roten Kiste einchecken.« Anna starrte ihn an, sagte aber nichts. »Könnte möglicherweise etwas in der Kiste sein, für das sich die Behörden besser nicht interessieren sollten?« Er schwieg, aber Anna gab immer noch keinen Kommentar ab. »Das habe ich mir doch gedacht«, sagte Sergei.
    »Wissen Sie, als ich noch Oberst in der Armee war und ich etwas erledigt sehen wollte, von dem niemand etwas erfahren sollte, dann habe ich immer einen Unteroffizier ausgewählt, der die Aufgabe für mich übernommen hat. Auf diese Weise hat sich niemand dafür interessiert. Ich denke, heute werde ich Ihr Unteroffizier sein.«
    »Aber wenn Sie erwischt werden?«
    »Dann habe ich wenigstens einmal etwas Wichtiges getan.
    Glauben Sie, es macht Spaß, Taxifahrer zu sein, wenn man ein Regiment befehligt hat? Machen Sie sich keine Sorgen, meine 283
    liebe Dame. Ein oder zwei meiner Jungs arbeiten beim Zoll und wenn der Preis stimmt, werden sie nicht allzu viele Fragen stellen.«
    Anna öffnete ihren Aktenkoffer, nahm den Umschlag heraus, den Anton ihr gegeben hatte, und reichte Sergei fünf 20-Dollar-Scheine.
    »Nein, nein, liebe Dame.« Er warf die Hände in die Luft, »Wir versuchen nicht, den Polizeichef zu bestechen, nur zwei einfache Jungs.« Er nahm einen der Scheine. »Außerdem brauche ich deren Dienste vielleicht in der Zukunft noch einmal und da wollen wir ihre Erwartungen doch nicht über ihre Nützlichkeit hinaus hochschrauben.«
    Anna lachte. »Wenn Sie die Frachtpapiere unterschreiben, Sergei, dann achten Sie darauf, dass man Ihre Unterschrift nicht entziffern kann.«
    Er sah sie fest an. »Ich verstehe – und ich verstehe auch wieder nicht.« Er hielt inne. »Bleiben Sie hier. Zeigen Sie sich nicht. Jetzt brauche ich nur noch Ihr Ticket.«
    Anna öffnete ihren Aktenkoffer erneut, steckte die 80 Dollar zurück in den Umschlag und reichte ihm ihr Flugticket nach London.
    Sergei setzte sich auf den Fahrersitz, schaltete den Motor an und winkte zum Abschied.
    Anna sah zu, wie der Wagen um die Ecke verschwand – mit dem Gemälde,

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