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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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ihrem Gepäck, ihrem Ticket nach London und 20
    Dollar. Alles, was sie als Sicherheit hatte, waren ein Brötchen mit Käse und Tomate und eine Thermoskanne voll kaltem Kaffee.

    Fenston nahm den Hörer beim zehnten Klingeln ab.
    »Ich bin soeben in Bukarest gelandet«, sagte sie. »Die rote Kiste, nach der Sie suchen, wurde in eine Maschine nach 284
    London verladen, die gegen vier heute Nachmittag in Heathrow landet.«
    »Und die Frau?«
    »Ich kenne ihre Pläne nicht, aber sobald ich …«
    »Sorgen Sie dafür, dass die Leiche in Bukarest bleibt.«
    Die Leitung war tot.
    Olga Krantz marschierte aus dem Flughafengebäude, legte das kürzlich akquirierte Handy unter das Vorderrad eines Sattelschleppers und wartete, bis er losfuhr, bevor sie wieder in die Abflughalle zurückkehrte.
    Sie sah auf die Abflugtafel, aber dieses Mal ging sie nicht davon aus, dass die Petrescu nach London fliegen würde: Schließlich gab es an diesem Morgen auch einen Flug nach New York. Sollte die Petrescu einen Platz auf diesem Flieger gebucht haben, dann würde sie sie am Flughafen umbringen müssen. Es wäre nicht das erste Mal – auf diesem bestimmten Flughafen.
    Olga Krantz stellte sich hinter einen großen
    Getränkeautomaten und wartete. Sie achtete darauf, dass sie eine ungehinderte Sicht auf jedes Taxi hatte, das seine Fahrgäste ablieferte. Sie interessierte sich nur für ein bestimmtes Taxi und einen bestimmten Fahrgast. Ein zweites Mal würde die Petrescu sie nicht hereinlegen, denn jetzt hatte sie sich abgesichert.

    Nach 30 Minuten wurde Anna unbehaglich zumute. Nach 40
    Minuten machte sie sich Sorgen. Nach 50 Minuten stand sie kurz vor einer Panik. Eine Stunde, nachdem Sergei losgefahren war, fragte sich Anna, ob er eventuell für Fenston arbeitete.
    Einige Minuten später rollte ein alter, gelber Mercedes, gefahren von einem noch älteren Mann, um die Kurve.
    Sergei lächelte. »Sie wirken erleichtert«, sagte er, öffnete die Beifahrertür und gab ihr das Ticket zurück.
    »Nein, nein.« Anna plagten Schuldgefühle.
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    Sergei lächelte. »Die Kiste ist nach London gebucht und reist in derselben Maschine wie Sie«, sagte er, sobald er wieder hinter dem Lenkrad saß.
    »Gut«, meinte Anna. »Dann ist es jetzt wohl an der Zeit, dass ich mich auf den Weg mache.«
    »Stimmt.« Sergei drehte den Zündschlüssel um. »Aber Sie müssen vorsichtig sein, denn der Amerikaner wartet bereits auf Sie.«
    »Er hat kein Interesse an mir«, meinte Anna, »nur an der Kiste.«
    »Aber er hat gesehen, wie ich sie in die Frachtabfertigung brachte, und für weitere 20 Dollar weiß er genau, wohin die Kiste unterwegs ist.«
    »Das macht mir nichts mehr aus«, sagte Anna, ohne das näher zu erklären.
    Sergei wirkte verwirrt, fragte aber nicht nach. Er lenkte den Mercedes wieder auf die Autobahn und folgte der
    Ausschilderung zum Flughafen.
    »Ich schulde Ihnen so viel«, sagte Anna.
    »Vier Dollar«, meinte Sergei, »zuzüglich einer Gourmetmahl-zeit. Ich werde mich mit fünf Dollar zufrieden geben.«
    Anna öffnete ihren Aktenkoffer, griff nach Antons Umschlag, nahm bis auf 500 Dollar alles heraus und verschloss ihn wieder.
    Als Sergei am Taxistand vor der Abflughalle anhielt, reichte Anna ihm den Umschlag.
    »Fünf Dollar«, sagte sie.
    »Danke, Madame«, erwiderte er.
    »Anna«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. Sie drehte sich nicht noch einmal um, sonst hätte sie einen alten Soldaten weinen sehen.
    Hätte er ihr sagen sollen, dass Oberst Sergei Slatinaru neben ihrem Vater stand, als der hingerichtet wurde?
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    Als Tina aus dem Aufzug trat, sah sie Leapman, der ihr Büro verließ. Sie ging rasch in die Toilette. Ihr Herz klopfte panisch, als sie über die Folgen nachdachte. Wusste er jetzt, dass sie jedes Telefongespräch von Fenston mithören konnte, während sie gleichzeitig alles sah, was sich im Büro des Vorsitzenden abspielte? Schlimmer noch, hatte er herausgefunden, dass sie im Laufe des letzten Jahres vertrauliche Dokumente an sich selbst weitergemailt hatte? Tina versuchte, ruhig zu bleiben, als sie wieder auf den Flur trat und langsam auf ihr Büro zuging. In einem war sie sich sicher: Es würde keinen Hinweis geben, dass Leapman sich jemals in ihrem Büro aufgehalten hatte.
    Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete den Bildschirm ein. Ihr wurde übel. Leapman war im Büro des Vorsitzenden und sprach mit Fenston. Der Vorsitzende hörte aufmerksam zu.

    Jack sah zu, wie Anna den Fahrer auf die Wange küsste.

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