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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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von ihnen endet früher oder später im Knast. Und dann denken manche immer noch, dass sie gewonnen haben, weil sie sich weigern, das Spiel mitzuspielen.«
    Er lächelte, ein kleines bitteres Lächeln.
    »Aber Jonnie, der glaubte wirklich, er könnte einfach er selbst sein. So klug wie er war, dachte ich immer, er würde schon noch lernen, Leute zu benutzen, für seine Zwecke einzuspannen. So wie er Sie zum Beispiel hätte schamlos ausnutzen können. Ich muss jetzt nicht mehr miterleben, wie das passiert. Was für eine verdammte Verschwendung, bei all seinen Gaben.
    Als ich diesen Job antrat, hab ich voller Theorien gesteckt. Ich war sicher, ich würde das nicht für immer machen, aber ich dachte, ich könnte – lachen Sie nicht – ich könnte für einige Kids was bewirken, eine Veränderung in ihrem Leben.« Er zog eine Grimasse. »Das ist die peinliche Wahrheit, die die meisten Sozialarbeiter nie zugeben. Aber wenn man diesen Job macht, gehört man zu der Maschinerie, die diese Kinder schleift, ob man will oder nicht.«
    Katherine stand auf und ging zum Fenster, durch das sie über die schmutzige Gasse in die Hinterhöfe der gegenüberliegenden Häuser sah. Eine ganze Weile blieb sie dort stehen. Als sie sich wieder umdrehte, saß George reglos auf seinem Stuhl und starrte in seine Handflächen, als könnte in ihnen eine Antwort geschrieben stehen.
    »Ja. Ich weiß«, sagte sie. »Aber ich weiß auch, dass die Jungs hier besser dran sind, weil Sie da sind.« Und dann: »Wie lange sind Sie jetzt dabei?«
    »Hier, in diesem Heim? Etwas über zwölf Monate.«
    Das zeugte schon von großem Durchhaltevermögen. Die Bezahlung war lausig, der Burn-out kam schnell, und die Personalfluktuation war astronomisch. »Wie lange wollen Sie das noch machen?«
    »Meine Freundin möchte geheiratet werden. Sieht das hier für Sie wie eine Hochzeitssuite aus? Ich geh an den Wochenenden zum Aufbaustudium an der Uni. Ich mach mein Diplom, dann bin ich hier weg. Bevor ich mich in ein totales Arschloch verwandle.«
    Sie wünschte sich, sie müsste es ihm nicht sagen, aber sie konnte es nicht länger vor sich herschieben. »Da ist noch etwas.«
    Vorsichtig erwiderte er: »Ja?«
    »Kannten Sie die anderen beiden Jungen, die ermordet wurden?«
    Er sprach langsam, als ob er eine Falle witterte. »Ich weiß von ihnen. Ich weiß, dass vor Jonnie schon zwei Kids auf dieselbe Art umgebracht wurden. Ich glaube nicht, dass ich davor schon mal von ihnen gehört hab. Wenn doch, hab ich nicht drauf geachtet und es wieder vergessen. Als Jonnie nicht nach Hause kam, hab ich es der Agentur gemeldet. Ich war überrascht, dass er abgehauen ist. Das hatte ich bei ihm nicht erwartet. Ein paar Tage später kamen dann die Ermittler vorbei.« Er zuckte vielsagend die Achseln.
    »Das erste Opfer, oder jedenfalls das erste, von dem wir wissen, war Craig Wadley.«
    Seine Miene blieb ausdruckslos. »Da klingelt nichts.«
    »Warum sollte es auch. Er ging drei Monate, bevor Sie herkamen, hier weg.«
    Sie sah blitzartiges Begreifen in seinen Augen, dann, langsamer, das mühsame Ringen darum, sich mit der Tatsache abzufinden.
    »Gütiger Himmel! Allmächtiger Gott. Er hat hier gelebt? Hier, in diesem Haus?« Er sah sie an, als verlange er nach einer Antwort. »Was zur Hölle ist hier los?«

10
    Von Brian war nichts zu sehen, als Katherine mit Miss Bennett das Haus zum Abendspaziergang verließ. Sie erwischte sich ein paarmal dabei, dass sie über die Schulter blickte und halb erwartete, ihn hinter sich herrennen zu sehen, um sie einzuholen. Schließlich fand sie sich damit ab, dass er heute nicht aufkreuzen würde. Doch als sie um die letzte Ecke vor ihrer Haustür kam, sah sie jemanden an ihrer Türschwelle warten.
    Mrs. Campbells Baumwollkleid mit Bubikragen war so ordentlich und langweilig, wie Katherine es von ihr erwartet hätte. Ihre braunen Augen waren rot gerändert, und sie hielt ein Taschentuch in der Hand.
    Das also hatte sie jetzt davon, dass sie sich Brians Probleme angehört hatte. Mrs. Campbell musste von Brians Liebschaft erfahren haben. Und jetzt stand sie vor Katherines Tür, um ihr zu sagen, sie solle sich aus ihren Familienangelegenheiten raushalten. Ein heimlicher kurzer Wutschub, weil Brian sie bei seinen Eltern verpfiffen hatte, legte sich schnell wieder. Er war noch ein Kind. Sie konnte ihm das nicht ankreiden.
    Sie musste Mrs. Campbell wohl hereinbitten. Sie überließ ihr den weißen Plastikgartenstuhl am Kartentisch und zog sich selbst

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