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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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dazwischenzufunken. Widerstrebend musste sie zugeben, dass sie unabsichtlich ihr Versprechen gebrochen hatte, rein technisch gesehen. Aber sie hatte ja gar nicht mit jemandem reden wollen. Jose hatte sie angesprochen.
    Im nächsten Moment schlugen ihre Gewissensbisse in Ärger um. Offenbar erging Bericht über jeden ihrer Schritte, und zwar direkt an Mendrinos. Das war ungeheuerlich. Sie wusste ja, dass die Polizei sie bewachte. Aber sie hatte ganz bestimmt nicht angenommen, dass ihre Wächter laufend bei Mendrinos petzen gingen.
    Sie wurde regelrecht beschattet. Dabei stieß ihr vor allem die Erkenntnis auf, dass jede wahrheitsgemäße Erklärung ihrer Gründe, überhaupt zu dem Wohnheim zu fahren – ›ein Versuch, durch visuelle Stimulation intuitive Erkenntnis auszulösen‹ –, völlig bescheuert klang, wenn man sie laut aussprach.
    Sie entschied sich, gar nichts zu erklären. »Gibt es da ein Problem?«, fragte sie in einem Ton, der andeutete, es gäbe besser keins.
    Sie hörte ihn durchs Telefon seufzen. »Sie bringen mich in eine unangenehme Lage. Alles, was ich jetzt sage, ist reine Wiederholung meiner Rede von neulich Nacht, aber ich sehe mich gezwungen, diese Lektion erneut herunterzuleiern. Also, noch einmal: Es ist nicht ratsam für Sie, sich an einem Ort aufzuhalten, der anscheinend ein zentraler Punkt bei der Opferwahl des Mörders ist, ganz besonders in Anbetracht des Umstands, dass der Mörder bereits nachhaltiges Interesse an Ihnen an den Tag gelegt hat. Hinzu kommt, das Heim wird durchgehend von Leuten überwacht, die mit der Handhabung solcher Vorgänge Erfahrung haben. Es ist durchaus denkbar, dass Ihre Gespräche mit Mitarbeitern oder Insassen den korrekten Verlauf der Ermittlung kompromittieren könnten, wie unbeabsichtigt das von Ihrer Seite auch sein mag.«
    Er zögerte einen Moment.
    »Diane hat mich gewarnt, dass Sie ein Problem mit Vorschriften haben, aber sie sagte auch, Ihr gutes Urteilsvermögen sorgt dafür, dass das selten Ihre Arbeit behindert.«
    Sein Ton war ruhig und vernünftig. Sie hasste das.
    »Wir führen hier ein strengeres Regiment, als Sie es gewöhnt sind. Kurz und gut: Ihre Aufgabe besteht darin, mir bei der Ermittlung zu helfen, indem Sie genau das tun, worum ich Sie bitte. Ich kann nicht riskieren, dass Sie eine wichtige Mordermittlung versauen. Ich habe auch nicht die Absicht, noch eine weitere Sekunde meiner Zeit darauf zu verschwenden, Dritten gegenüber Ihre Aktivitäten zu rechtfertigen. Mit anderen Worten, das waren jetzt zwei Fettnäpfe. Noch einer, und Sie sind draußen.«
    »Ich verstehe.« Weiter mochte sie nicht gehen.
    Er seufzte wieder. »Nachdem das gesagt ist – haben Sie etwas Brauchbares erfahren?«
    »Ich nehme an, Ihre Quellen haben Ihnen berichtet, dass einer der Bewohner mich erkannt hat und aus dem Haus kam, um mit mir zu sprechen. Er hat nicht viel erzählt, weil er befürchtete, die anderen Heimbewohner könnten Anstoß nehmen, wenn er zu lange mit mir redet. Aber er hat mich überzeugt, dass er etwas Relevantes wissen könnte. Ich glaube kaum, dass es eine gute Idee wäre, einen Cop zu ihm zu schicken. Er hat deutlich gemacht, dass er unangenehme Erinnerungen an die Polizei hat. Ich denke, er wird keinen Piep sagen, wenn er nicht vorsichtig angefasst wird.« War Mendrinos' Sprachmuster ansteckend? Sie fing schon an, wie er zu klingen.
    »Und Sie haben einen guten Draht zu dem Jungen? Ich werde mit Russo sprechen. Vielleicht befürwortet er, dass Sie mit ihm zusammenarbeiten. Oder vielleicht mit Malone. Sie ist ganz gut mit Kindern. Russo macht ihnen manchmal Angst. Aber künftig werden solche Unternehmungen im Vorfeld abgeklärt. Und zwar mit mir. Russo ist sowieso schon nicht gut auf Sie zu sprechen, und so etwas darf nicht noch mal passieren.«
    Sie hatte kaum aufgelegt, als das Telefon schon wieder klingelte. Mrs. Campbell stammelte: »Es tut mir so leid, Sie zu stören.«
    Katherines Geduld mit Mrs. Campbell war längst verbraucht. »Worum geht es?«, fragte sie scharf.
    »Brian ist am Freitag wieder weggelaufen«, Pause für ein paar Schluchzer, »und erst heute Morgen nach Hause gekommen.«
    Na, das war bestimmt ein Empfang.
    »Und als er nach Hause kam, hat er …« Entnervenderweise brach sie wieder ab.
    Hat er was? Eine Tätowierung gehabt? Gesagt, dass er zum Zirkus geht? Ich werde nicht nachfragen. Wenn sie will, dass ich es erfahre, soll sie es von sich aus erzählen.
    »Er sagte, er will zu einem Therapeuten.«
    Das hatte

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