Die Farbe der Liebe
eins und vollführten gemeinsam den Schlingerkurs zwischen Möse, Herz und Verstand. Jetzt lieferte Aurelia sich ganz den Empfindungen aus, die machtvoll in ihr anschwollen und ihren Körper und Geist erfassten. Sie schien zu zerfließen und ertrank in einem Meer aus Hingabe; sie war bereit für die gewaltige Explosion, die ihr Innerstes erschüttern und sie innerhalb von Sekundenbruchteilen in tausend Stücke zerriss, um den seligen Zustand des Nichts zu erreichen, wo Leben und Tod eins waren. Erst nach einer Weile würde ihre Seele sich wieder zusammenfügen, und sie könnte wieder normal atmen.
Ja, noch eine winzig kleine Bewegung, noch ein einziges zartes Streicheln über die herrlich harte Knospe an ihrer Möse, und sie wäre soweit und würde die Grenze zur äußersten Leere und Freude überschreiten. Aurelia hielt die Luft an. Jede ihrer Empfindungen folgte der gewaltigen Woge, die sich in ihr aufbaute und sie auf ihrem Kamm trug.
Ja.
Ihr Rücken bog sich. Dann fiel sie nach hinten. Ihr langes dunkelblondes Haar breitete sich wie ein Schleier auf das Kissen – ein Strahlenkranz lag um ihr erhitztes, verzücktes Gesicht.
Ja.
Sie holte Luft. Ihre Glieder fühlten sich leicht an, ihr Geist war klar, ihr Körper weich.
Aurelia stöhnte.
Noch nie zuvor hatte sie so einen intensiven Höhepunkt erlebt.
Lag es vielleicht daran, dass sie inzwischen von einem Mann geliebt worden war, von jenem Mann, dem Fremden? Hatte er ihre Fähigkeit, Lust zu empfinden, auf eine neue Stufe gehoben? Oder war es nur ihre Sehnsucht nach ihm, die sie Tag und Nacht erfüllte und die mit ihren Erinnerungen an jene Nacht verschmolz?
Wieder begann sie verzweifelt zu grübeln.
»Du denkst zu viel«, hielt sie sich vor. Warum konnte sie nicht einfach den Augenblick genießen?
Aurelia blieb ewig lange ausgestreckt liegen und genoss das innere Glühen. Aber sie kämpfte auch mit ihren Gefühlen: Unvorstellbar, dass der Sex sie mit solcher Macht fortgetragen hatte. Unglaublich aber auch die Tiefe ihres Verlangens nach diesem namenlosen Fremden, der ohne sein Zutun diesen heftigen Orgasmus in ihr ausgelöst oder zumindest die Stärke ihres Empfindens um ein Vielfaches gesteigert hatte.
Sie sollte sich nicht länger mit diesen Gedanken befassen, ermahnte sie sich. Das wahre Leben war wichtiger.
Durchs Fenster sah sie, dass das Blau am Himmel über die grauen Wolken siegte, und inzwischen war es auch im Zimmer wärmer geworden.
Sie musste duschen. Ansonsten würde sie wieder einschlafen und den Großteil des Tages faul im Bett herumlungern.
Deshalb schob sie einen Fuß unter der Bettdecke hervor. Ihre Zehen prickelten. Ihre Fingerspitzen auch. Und ihr ganzer Körper kam ihr unendlich leicht vor, als sie auf nackten Sohlen über die Holzdielen ins Badezimmer ging.
Sie beugte sich in dem engen Raum über das gesprungene Waschbecken und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Allmählich kehrten ihre Lebensgeister zurück, obwohl ihre Nerven nach dem ungewöhnlichen Energieschub noch immer vi brierten. Aurelia drehte den Hahn der Dusche auf und wartete, bis der Strahl die richtige Temperatur hatte, sodass sie weder einen Kälteschock bekommen noch sich verbrühen würde. Sie zog sich das T-Shirt über den Kopf und ließ es auf die Bodenfliesen fallen, dann streifte sie das Höschen ab. Als sie in die Dusche steigen wollte, erhaschte sie in dem hohen Spiegel auf der Innenseite der Badezimmertür einen Blick auf ihren blassen, schlanken Körper.
Leicht amüsiert stellte sie fest, das ihre dunkelrosa Brustwarzen noch immer hart und ihr Gesicht, der Hals und der Brustansatz vom Orgasmus leicht gerötet waren.
Als sie gerade unter den Wasserstrahl hüpfen wollte, stutzte sie. Irgendetwas war anders. Sie trat einen kleinen Schritt zurück und betrachtete ihren blassen Körper erneut im Spiegel – und erspähte einen farbigen Fleck. Sie sah nach unten und kniff die Augen zusammen, weil der kleine Raum sich langsam mit Wasserdampf füllte und der Spiegel schon ganz beschlagen war.
Hatte sie sich verletzt? Oder gestoßen?
Da war eine nicht genauer erkennbare Verfärbung, nur zwei, drei Zentimeter von ihrer Möse entfernt.
Reflexartig strich Aurelia über die Stelle und erwartete schon fast, dass es ein bisschen wehtat. Sie erinnerte sich nicht, sich in letzter Zeit dort gekratzt zu haben oder an eine scharfe Kante eines Möbelstücks gestoßen zu sein. Doch sie spürte nichts.
Sie drehte das Wasser ab und wischte mit dem Handrücken über den
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