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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Stimme.
    »Streich die Segel, Storm!«
    Ole hielt den Blick nach vorne. Jetzt bloß nicht zur Seite sehen und Richard seine Absicht verraten. In Oles Augenwinkel öffnete sich die nur etwa zwanzig Meter breite Querpassage. Noch einen kleinen Moment.
    Jetzt, Halse!
    In einer wilden Bewegung warf Ole das Ruder der Lotten herum und das Heck der Yacht drehte durch den Wind. Ole zog den Kopf ein und in der nächsten Sekunde fegte der Großbaum über ihn hinweg. In genau diesem Augenblick tackerte die erste Salve des MGs in ohrenbetäubendem Stakkato über ihn hinweg. Sie verfehlte ihn jedoch, vielleicht wegen des abrupten Kurswechsels. Stattdessen schlug sie faustgroße Brocken und Splitter aus den Felsen in Lee.
    Ole stand weiterhin geduckt im Cockpit. Anstatt die Schot zu fieren, wie nach einem normalen Halsenmanöver üblich, hielt er sie fest. Der Wind kam nun genau von der Seite ins Segel und sein Druck ließ die Yacht beträchtlich nach Lee krängen. Das hatte Ole beabsichtigt. Damit hatte die Yacht weniger Tiefgang, wenn sie die flache Stelle erreichte.
    Aber die starke Krängung rettete Ole vermutlich auch das Leben. Denn die nächste Salve aus Richards MG traf nicht ihn, sondern den Rumpf der Lotten.
    Dann war die Yacht für einen kurzen Moment aus der Schusslinie.
    »Ole, bist du in Ordnung?«, rief Lina und ihr Gesicht tauchte im Niedergang auf.
    »Ja, aber bleib unten! Es ist noch nicht vorbei!«
    Ole riskierte es, sich aufzurichten und einen Blick nach vorn zu werfen. Das Wasser war nicht einmal mehr grün. Es war durchsichtig. Hatte er sich verrechnet? Das hier waren weniger als eineinhalb Meter! Gütiger Gott im Himmel, jetzt lass uns hier nicht auf Grund gehen, flehte er. In einer Minute würde das Schnellboot hinter der Lücke im Felsen wieder in Schussposition kommen und sie zerlöchern!
    Mit fast dreißig Grad Krängung und sechseinhalb Knoten Fahrt segelte die Lotten auf die Untiefe zu – und mit einem gewaltigen Ruck darüber hinweg! Dann: grünes, tiefes Wasser. Sie waren drüben!
    Ole fuhr herum. Jetzt hatte das Schnellboot die Höhe der Querung erreicht. Seine Maschinen dröhnten ohrenbetäubend laut auf, als es mit voller Rückwärtsumdrehung aufzustoppen versuchte, nur übertönt vom Brüllen des MGs, das in ihre Richtung feuerte.
    Instinktiv ließ Ole Pinne und Schot fahren und warf sich nach vorne auf den Boden. Die Kugeln schlugen über ihn hinweg, rissen jede Menge Splitter und ganze Leisten aus Aufbau und Cockpitsüll. Ein paar der umherfliegenden Holzstücke bohrten sich mit hellem Schmerz in seinen Arm und seinen Handrücken, die er zum Schutz über den Kopf gelegt hatte.
    Dann endete der Kugelhagel abrupt.
    Die Lotten hatte genau das getan, was jede gute Yacht tun sollte, wenn sie steuerlos war: Sie drehte von selber in den Wind!
    Und brachte damit sich und ihre Crew hinter den nächsten Felsen der Insel Malö aus der Schusslinie.
    *
    Als Richards MG verstummt war und ihre Verfolger achteraus hinter den Felsen zurückblieben, hatte Ole die Lotten weiter nach Osten gesteuert, um in dem weit verzweigten, unübersichtlichen Archipel aus Inseln, Felsen und Wasserflächen rund um die Insel Flatön zu verschwinden.
    Das Schnellboot würde zu ihrer Verfolgung zunächst ein Wendemanöver ausführen müssen, das in dem engen Fahrwasser sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Danach musste es einen längeren Umweg südlich um die Insel Malö herum in Kauf nehmen, um zu ihnen aufzuschließen.
    Sie würden also eine reelle Chance haben.
    Eine ganze Weile lang hörten sie in der Distanz das wütende Dröhnen der Schnellbootmotoren, aber es blieb zusehends weiter zurück. Und als Ole die Yacht nördlich von Flatön durch den schmalen, gewundenen Råbergsund zurück nach Westen steuerte, erstarb das Geräusch vollends.
    Die Inseln und Schären um sie herum waren hier nicht mehr karg, flach und rund gewaschen wie jene draußen vor der Küste, sondern steil und hoch und üppig mit Birken, Kiefern und alten, knorrigen Eichen bewachsen. An manchen Stellen wähnte Ole sich eher auf einem Gebirgssee denn in unmittelbarer Nachbarschaft zum offenen Meer. Alle paar Minuten schien die Stimmung der Landschaft zu wechseln, mal schroff und geheimnisvoll, mal offen und lieblich, wenn sich der Blick auf weite Wiesen und die sanfte, den Fjord umgebende Hügellandschaft mit den darin verstreuten, einsamen Gehöften öffnete.
    Als sie sich einigermaßen in Sicherheit fühlten und das Verarzten von Oles

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