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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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antwortete Ole. »Wir müssen antworten, irgendwas, damit sie wissen, dass wir hier sind!«
    Er nahm den Scheinwerfer aus dem Rucksack und richtete ihn auf die See hinaus.
    Plötzlich stürzte von rechts ein schwarzer Schatten auf ihn zu und schlug ihm den Arm mit dem Scheinwerfer herunter.
    »Stopp!«, schrie der Angreifer, und sowohl Ole als auch Lina fuhr der Schreck durch Mark und Bein.
    Erst mit dem nächsten Lichtstrahl des Leuchtturmes erkannten sie, dass es Lundegård war, der so urplötzlich und lautlos hinter ihnen aufgetaucht war, dass sie keine Chance gehabt hatten, ihn zu bemerken.
    »Gi meg her!«, blaffte er.
    Grob nahm er Ole die Lampe aus der Hand und begann, einen Lichtcode zum U-Boot hinüberzuschicken.
    »Wenn ihr das Falsche geantwortet hättet, wären sie sofort wieder untergetaucht!«, knurrte er unfreundlich, noch während er die Signale abgab. »Dann wäre alles umsonst gewesen!«
    »Und wenn ihr pünktlich hier gewesen wärt, verdammt noch mal, dann wäre es gar nicht erst dazu gekommen!«, schnappte Lina. »Wo habt ihr überhaupt so lange gesteckt?«
    Lundegård hatte die Nachricht beendet und baute sich jetzt gereizt vor Lina auf.
    »Ich habe doch gesagt, dass es Schwierigkeiten geben kann!«
    »Ho!«, rief Ole dazwischen. »Immer langsam mit den jungen Pferden!«
    Streit war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.
    »Wir hatten schon befürchtet, dass ihr in Schwierigkeiten geraten seid. Hoffentlich sind alle wohlauf?«
    »Wir sind froh, dass wir noch am Leben sind!«
    Erst jetzt fiel Ole auf, dass Lundegård einen blutigen Verband um die Stirn trug.
    »Und die anderen?«, fragte Lina, nun ebenfalls etwas ruhiger.
    »Sind unten am Boot. Außer ein paar Kratzern und diesem Streifschuss hier«, er tippte an seine Stirn, »hat keiner von uns was abbekommen. Aber es war reichlich knapp. Sie haben uns aufgelauert! Man hätte meinen können, dass unsere Pläne verraten worden sind!«
    Der Satz schwebte einen Moment lang bedrohlich zwischen ihnen in der Luft. Ole beschloss, ihn einfach zu ignorieren, und zeigte zum U-Boot hinaus.
    »Und wie geht es jetzt weiter? Kommen die an Land?«
    »Nein. Wir fahren zu ihnen raus. Wo habt ihr die Dokumente?«
    »Auf der Yacht. Hinter der Landzunge im Südwesten.«
    »Gut. Wir kommen mit unserem Boot dorthin und nehmen euch an Bord. Beeilt euch!«
    Damit drückte Lundegård Ole den Scheinwerfer in die Hand zurück und verschwand lautlos, wie er gekommen war, in der Dunkelheit.
    »Skitstöveln!«, murmelte Lina finster.
    Was wohl so viel wie Arschloch hieß.
    Wenige Minuten später stieg Ole mit den Plänen in der wasserdichten Schatulle auf eine schneidige, etwa neun Meter lange Motoryacht über, die Lundegård geschickt an das Heck der Lotten heranmanövrierte. Sie hatte einen hohen Bug mit geradem Steven und kleinen Bullaugen im Rumpf, einen überdachten Steuerstand und ein geräumiges Achtercockpit mit umlaufendem, festem Schanzkleid.
    Ole hatte die Schatulle mit einer Sorgleine gesichert und diese zum Übersteigen um sein linkes Handgelenk gewunden. Zu dumm, wenn ihnen die Pläne jetzt noch über Bord gehen und absaufen würden.
    Askildsen und ein zweiter, groß gewachsener Mann schüttelten ihm zur Begrüßung die Hand.
    »Schön, dass es auch Deutsche gibt, die mit uns kämpfen, anstatt gegen uns!«, sagte der Fremde in völlig akzentfreiem Deutsch.
    Er war Ende dreißig, hatte ein gewinnendes Lächeln, eine auffallend hohe Stirn und glatt nach hinten gekämmte Haare. Sein Gesicht kam Ole vage bekannt vor, aber er konnte unmöglich sagen, woher. Außer ihm, Askildsen und Lundegård waren noch zwei ältere Männer an Bord der Motoryacht. Sie saßen unten in der kleinen Kabine und winkten nur kurz zu Ole herauf.
    Dann stieg auch Lina von der Lotten über.
    Im Gegensatz zu Ole erkannte sie den Mann, der sie in Empfang nahm, sofort und machte große Augen. Kaum dass sie an Deck stand, deutete sie einen Knicks an und senkte ehrfürchtig den Kopf.
    »Takk, deres Høyhet.«
    Eure Hoheit? Jetzt dämmerte Ole, wen er da vor sich hatte. Der Mann war kein Geringerer als Kronprinz Olav, Sohn von König Haakon VII. von Norwegen!
    Also deswegen war dieser Transport so brisant, dass die Engländer eines ihrer wertvollen U-Boote auf die gefährliche Fahrt durch ein von der deutschen Kriegsmarine kontrolliertes Seegebiet geschickt hatten.
    Einen Moment lang war Ole mindestens so beeindruckt wie Lina. Allerdings weniger wegen der königlichen Abstammung ihres

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