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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Boden gleiten und lächelte unsicher zurück. Wieso wollte ihm jetzt partout keine charmante oder originelle Antwort einfallen? Stattdessen konnte er sie nur anstarren und verlegen an seinem Hemd zupfen, das patschnass an seinem Oberkörper klebte.
    »Danke, dass du mithilfst! Bei dem Wetter!«, sagte Lina, als sich das Schweigen zwischen ihnen in die Länge zu ziehen drohte.
    »Keine Ursache«, antwortete Ole.
    Es klang allzu knapp und kühl.
    Tatsächlich wurde Linas Lächeln eine Spur dünner, und die zauberhaften Grübchen verschwanden.
    Verdammt, Elfi hatte recht. In Konversationsdingen war er talentiert wie ein Fisch.
    »Hör mal, wenn du wegen der Sache mit dem Nachttopf immer noch sauer auf mich bist,« sagte sie kühl, »glaub bloß nicht, dass ich mich dafür entschuldige!«
    »Nein nein! Schon vergessen!«, sagte er hastig und fügte, einem für seine Verhältnisse ungewöhnlichen Geistesblitz folgend, hinzu: »Außerdem hast du ja nicht getroffen!«
    »Ja, da hast du verdammtes Glück gehabt!«
    Zu Oles grenzenloser Erleichterung kehrten die Grübchen an ihren Platz zurück.
    »Normalerweise werfe ich nie daneben!«
    Damit schlug sie die Kapuze wieder hoch und wollte sich an ihm vorbei zur Gangway schieben. Aber mitten in der Bewegung erstarrte sie.
    Auch Ole drehte sich um.
    Unten auf der Starbootbühne flammten plötzlich starke Scheinwerfer auf. Regen glitzerte nass auf einem Dutzend schwarzer Ledermäntel, unter denen Polizeiuniformen zu erkennen waren.
    »Keiner rührt sich vom Fleck! Stay where you are!«, kommandierte lautstark eine scharfe Stimme.
    »Gestapo!«, entfuhr es Lina.
    Zu Oles Überraschung schob sie sich hinter ihn und drückte sich eng an seinen Rücken.
    »Alles durchsuchen!«, befahl der Anführer der Polizeieinheit. »Die Segelboote, den Schlepper und das gesamte Gepäck!«
    »Einen Moment!«, sagte von Wellersdorff laut und stellte sich den ersten Polizisten in den Weg. »Das ist ein Schiff der Kriegsmarine und wir haben alle nötigen Papiere! Sie haben keine Befugnis, hier irgendetwas zu durchsuchen.«
    Zwar war der Konteradmiral einen guten Kopf kleiner als die Polizisten, aber die Autorität in seiner Stimme und die Epauletten auf seinen Schultern hielten sie zurück. Zumindest für den Moment.
    »O doch, die haben wir!«, antwortete der Polizeioffizier heiser. »Und an Ihrer Stelle, Wellersdorff, wäre ich sehr, sehr vorsichtig.«
    Damit hielt er dem Konteradmiral ein Papier unter die Nase. Trotz der Entfernung und des Regens konnte Ole sehen, wie von Wellersdorffs Gesicht versteinerte.
    »Befehl direkt aus dem Staatspolizeiamt in Berlin«, rief der Gestapooffizier so laut, dass alle Umstehenden es hören konnten, und seine Stimme troff von Wichtigkeit. »Wo ist der Physiker? Where is Mr. Hülsmeyer?«
    Ole sah, wie von Wellersdorff und Professor Sønstebye einen entsetzten Blick tauschten. Einen Moment lang war nur das Prasseln des Regens zu hören.
    »Verdammt! Jemand hat uns verraten!«, hörte Ole Lina hinter sich flüstern. »Ausspioniert und verraten! Jemand von der Regatta!«
    Ihr Atem streifte in verwirrender Weise Oles Genick. Noch verwirrender war ihre Hand, mit der sie von hinten in seinen Hosenbund griff.
    »Bleib vor mir! Die dürfen mich nicht sehen, hörst du?«, sagte sie und zog ihn mit sich in den Schatten des Brückenaufgangs. Obwohl sie einen Regenmantel trug, konnte er deutlich die Wärme und die Formen ihres Körpers auf seinem nassen Rücken spüren.
    Unten auf der Pier traten zwei Polizisten in den Lichtkegel. Sie hatten Hülsmeyer in ihrer Mitte. Der Physiker war weiß wie die Wand und hatte den Kopf gesenkt. Er wehrte sich nicht.
    »Er hatte sich in der Baracke da versteckt!«, sagte einer der Polizisten und zeigte auf den Takelschuppen.
    Ole merkte, wie Lina scharf Luft holte und entsetzt etwas auf Schwedisch flüsterte, einen Fluch vielleicht oder ein Stoßgebet.
    »Der Physiker Christian Hülsmeyer«, schnarrte der Gestapooffizier laut und schwenkte seinen Befehl, »Leiter der naturwissenschaftlichen Versuchs-Abteilung und Geheimnisträger des Reiches, ist mit sofortiger Wirkung in Schutzhaft zu nehmen …«
    Er machte eine Pause und sah direkt in die vor Schreck versteinerten Gesichter von Loomis und Sønstebye. Dann hob er die Stimme noch weiter an.
    »… um ihn dem Zugriff der hier anwesenden Feinde des Reiches zu entziehen.«
    Der Gestapooffizier machte eine Handbewegung und Hülsmeyer wurde abgeführt.
    »Was unterstehen Sie sich?«,

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