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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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laut auf.
    »Au, verdammt!«
    Hastig zog Richard die Hand zurück, als habe er sie sich zwischen Beiboot und Bordwand geklemmt. Dabei ging die Vorleine über Bord und das Dingi trieb achteraus davon.
    »Korfmann, du Schwachkopf!«, schrie Rausch und machte den Konteradmiral am Ruder darauf aufmerksam. »Er hat das verdammte Dingi losgelassen!«
    Von Wellersdorff drehte sich um und blickte dem Beiboot hinterher, das vom Wind zurück in den Vorhafen getrieben wurde.
    »Himmelherrgott!«, schimpfte Rausch. »Wie sollen wir das verdammte Ding jetzt wieder kriegen, im Schlepp hinter dem Kutter?«
    »Gar nicht!«, antwortete von Wellersdorff kalt. »Wir lassen es treiben. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren!«
    Richard hob abwehrend die Hände.
    »Ich … das tut mir leid! Ich wollte nicht, dass es die Bordwand verkratzt …«, sagte er, verstummte aber, als er den Blick sah, den von Wellersdorff ihm zuwarf.
    Als sie einen Augenblick später die Molenköpfe passierten und die ersten Spritzer Gischt über das Vorschiff leckten, setzte der Regen ein. Ole klappte den Kragen seines Ölzeuges hoch. Bei all den verwirrenden Ereignissen der letzten Stunde war doch eines glasklar: Es würde eine ziemlich ungemütliche Nacht werden.
    Draußen vor dem Hafen zeigte das Wasser keine Spur mehr von dem betörenden Farbenspiel, das Ole hier noch am Nachmittag gesehen hatte. Die heranrollenden Wellen wurden von der Hafenmole zurückgeworfen und zu einer unangenehm giftigen Kabbelsee zusammengestaucht. Der dabei aufgewühlte Sandgrund färbte die Oberfläche im stetig abnehmenden Licht in einem ungesunden, schmutzigen Grüngrau.
    Eine Farbschattierung im Übrigen, die sich auch im Gesicht des einen oder anderen Kadetten wiederfand.
    Wenn es eine heikle Phase dieses Manövers gab, dann war es jetzt. Vorne wühlte und stampfte der stäbige Kutter mit schaumigem Bug durch die kurzen, steilen Wellen, ohne so recht vom Fleck zu kommen, und hinten stellte die Yacht, da in diesem Moment Besan und Baumfock flatternd und wild schlagend am Mast hochstiegen, die größte denkbare Belastung für die Schlepptrosse dar. Diese war am Großmast der Skagerrak befestigt, weil keine der Klampen im Bug dem gewaltigen Zug standgehalten hätte.
    Durch das unterschiedliche Auf und Ab der beiden Schiffe kam die Trosse immer wieder lose, nur um im nächsten Moment mit einem gefährlichen Ruck und unter Ächzen und Knarren bis zum Bersten gespannt zu werden.
    Besorgt wanderte Oles Blick nach achtern, wo aus dem Regengrau die weißen Brandungszähne der Steinmole zu ihnen herüberbleckten.
    Aber alles ging glatt und wenige Minuten später hatte der Kutter sie so weit von der Mole freigeschleppt, dass die Trosse gelöst werden konnte.
    Von Wellersdorff am Ruder hob den Arm und winkte der Kutterbesatzung einen kurzen Dank und Abschied zu. Ole sah zwei der drei Männer an Deck. Sie winkten zurück. Dann drehte der Kutter ab und nahm, anstatt in den Inselhafen zurückzulaufen, direkten Kurs auf die dänische Festlandsküste und ihren Heimathafen Ebeltoft.
    Mit lautem Knattern von Vor- und Besansegel legte sich die Skagerrak mächtig auf die Seite, nahm aber im nächsten Moment Fahrt auf und begann, sich aus eigener Kraft vom Ufer frei zu segeln. Das riskante Auslaufmanöver war geglückt. Nicht nur Ole atmete auf, auch Rausch und von Wellersdorff tauschten einen erleichterten Blick.
    Allerdings hielt die befreite Stimmung nicht lange vor.
    Die Skagerrak kämpfte sich gerade hoch am Wind mit Kurs Nordnordwest an der Kante des Anholt-Riffs entlang, als keine Meile südlich von ihnen eine flache, graue Silhouette aus einer Regenwand auftauchte.
    Das Schnellboot! Es hielt geradewegs auf sie zu.
    Dann war unvermittelt ein entferntes, gegen das Heulen des Windes und das Peitschen der Wellen seltsam flach und kraftlos klingendes Knattern zu hören. Ole sah zahlreiche kleine Pulverwolken vor der Mündung des Flugabwehrgeschützes auf dem Achterdeck, die schnell vom Wind weggeweht wurde. Doch die vielköpfigen Gischtfontänen, die keine hundert Meter vor der Yacht aus dem Wasser schlugen, machten Ole und den übrigen Mitgliedern der Crew umso drastischer klar, was hier gerade passierte: Die Skagerrak wurde beschossen! Das ebenfalls unter der Reichskriegsflagge fahrende Schnellboot erachtete sie als Feind.
    Ole stockte der Atem. Die Gesichter von Karl, Richard und den anderen Kadetten um ihn herum spiegelten seine eigenen Gefühle wieder: Verunsicherung, Ratlosigkeit,

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