Die Farbe der See (German Edition)
hatte.
Irgendwann hatte Korfmann zähneknirschend einsehen müssen, dass sie nichts finden würden, und hatte die Suche abgebrochen.
Damit hatte der Konteradmiral, obwohl persönlich gescheitert, doch noch einen letzten bescheidenen Triumph errungen – nämlich den, dass seine Feinde nie wirklich sicher sein konnten, ob er sie nicht doch noch irgendwie überlistet hatte.
Aber was bedeutete das schon?
Ole schüttelte traurig den Kopf. Das Blau der See begann sich langsam dunkler zu färben. Zeit, dass er zum Schiff zurückkehrte.
*
Nach der Abfahrt des Schnellbootes gab es außer Ole und Strasser nur noch drei Deutsche vor Ort, einen Obermaat und zwei Mannschaftsdienstgrade aus der Schnellbootbesatzung, die helfen sollten, die Skagerrak zurück nach Flensburg zu segeln.
Ole hockte abseits von ihnen in einer Ecke der Messe und löffelte schweigend die fade, dünne Suppe, die es zum Abendessen gab. Eine Schüssel mit gesottenem, verführerisch duftendem Speck und dicken Klößen stand drüben auf der langen Back, wo Strasser und die anderen saßen. Ole wagte gar nicht erst, danach zu fragen.
Der Kaleu hatte ihm bei seiner Rückkehr an Bord ordentlich die Hölle heiß gemacht, weil er den halben Tag über verschwunden war, und ihm lautstark Prügel angedroht, wenn dergleichen noch einmal vorkommen sollte. Ole war es egal gewesen. Er hatte den Kopf eingezogen und den Blick auf den Decksplanken gehalten, während das Donnerwetter über ihn hinwegging. Er wollte nur noch eins: dass dieser Alptraum hier zu Ende ging und er wieder nach Hause kam. Was dann passieren würde, war ihm einerlei. Selbst wenn sie ihn auf die Schleswig-Holstein zurückschicken sollten.
Zum Glück rückte der Zeitpunkt näher, an dem auch die Skagerrak Marstrand verlassen würde. Morgen, spätestens übermorgen sollte es so weit sein, abhängig davon, wann die Yacht wieder segelfähig sein würde.
Noch gab es einiges zu tun. Außer den Arbeiten, die durch die rigorose Suche nach den Plänen notwendig geworden waren – Wandpaneele und Bodenbretter waren abgeschraubt, Kojen und Schränke teilweise demontiert worden – mussten auch einige ältere Schäden beseitigt werden. So war heute Morgen bereits die von Strasser auf Anholt demolierte Spritpumpe ausgetauscht und endlich ein neues Funkgerät eingebaut worden. Mit einem Hauch von Genugtuung hatte Ole beobachtet, wie der Kaleu die alte, defekte Anlage mit einem unbeherrschten Stiefeltritt über Bord ins Hafenbecken befördert hatte, vermutlich ein wütender Akt der Rache dafür, dass sie ihn seit Beginn der Reise daran gehindert hatte, mit seinen Hintermännern oder dem Schnellboot Kontakt halten zu können.
Außerdem schwamm bereits ein neues Dingi längsseits neben der Yacht. Morgen sollten neue, passende Auflagen angebracht werden, auf denen es an Deck festgelascht werden konnte. Und einige in der Sturmnacht beschädigte oder lose gekommene Beschläge wollten ebenfalls noch ausgetauscht oder gerade gebogen werden.
Alles in allem ein gutes Dutzend Arbeiten, von denen Strasser ihm sicher nur die unangenehmsten zuweisen würde. Kopfüber in der Bilge den Pumpensod reinigen zum Beispiel, oder die Bordtoilette auseinandernehmen oder ähnliche Nettigkeiten vielleicht.
Eine Schikane, die der Kaleu sich bereits für ihn ausgedacht hatte, war seine dauerhafte Einteilung zur Backschaft. Normalerweise rotierte dieser unbeliebte Posten innerhalb der Mannschaft. Strasser hatte ihn Ole selbstverständlich gleich für den ganzen Rest der Reise aufgebrummt.
Die Aufgabe des Backschafters beinhaltete das Aufdecken des Tisches und das Servieren des Essens, später das Abdecken und Spülen des schmutzigen Geschirrs, und zu guter Letzt noch das Reinigen der Kochtöpfe und das Aufklaren der Kombüse. Dass Ole nicht auch noch kochen musste, lag wohl daran, dass er zu Anfang der Reise seinen Mangel an diesbezüglichem Talent ausreichend unter Beweis gestellt hatte.
Einer der Schnellbootmatrosen war Hilfskoch und hatte diese Aufgabe übernommen. Und natürlich machte er sich einen Spaß daraus, Ole möglichst viel Dreck und Angebranntes an seinem Arbeitsplatz zu hinterlassen.
Abgesehen davon war Ole jedoch zufrieden damit, sich in die Kombüse verkrümeln zu können, und während drüben in der Messe die Gläser klirrten und glühende Reden über die Großtaten des Krieges geschwungen wurden, genoss er es regelrecht, in Ruhe und Frieden seine Töpfe schrubben zu können.
Nach getaner Arbeit zog sich Ole
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