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Die Farbe der Träume

Die Farbe der Träume

Titel: Die Farbe der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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fühlten sich an, als hätten sie ihn um die halbe Welt getragen, vom Orient bis zu den Südalpen. Er wünschte sich, er läge noch oben auf dem Hügel am Feuer, wo nur die Buchen seufzen würden und seine Vision vom Lehmhaus noch nicht durch das reale Haus befleckt wäre.
    Er sah eine Scheune in der Ferne und beschloss, sich dort schlafen zu legen. Es war ihm nicht wichtig, ob er Stroh oder Heu darin fand. Er hatte seinen Mantel. Damit würde er sich zudecken und auf der Stelle einschlafen. Doch als er näher kam, hörte er ein heftiges Bellen und Jaulen, offenbar waren Hunde in der Scheune eingesperrt – keine Collies, wie sie auf Schaffarmen gehalten wurden, sondern, so wie es sich anhörte, schlecht ernährte Tiere von der Sorte, die Kakadu-Farmer zum Töten von Wekarallen und pukeko und zum Apportieren von Tauben hielten. Also lief er um das Gebäude herum, trank etwas Wasser aus der Regentonne, ging jedoch nicht hinein, sondern ließ sich draußen an der Wand im Schutz des Dachüberstands nieder und sah zu, wie der Mond hinter den Wolken hervorkam und wieder verschwand.
    Die ganze Nacht durch hörte er die Hunde sich über ihre Gefangenschaft beschweren, manchmal real und manchmal nur in seinen Träumen. Er wusste, dass sie ihn riechen konnten – diesen menschlichen Eindringling. Sie heulten, weil er so hartnäckig blieb, pressten sich wütend gegen die Wand, und er dachte, dass er lange Zeit eine ähnliche Wut in sich getragen hatte – Wut gegen sich selbst, Wut über sein ruiniertes Leben und seine tollkühne Vorstellung, er könnte noch einmal von vorne anfangen.
    Bei Tagesanbruch – die Hunde waren endlich verstummt – wachte er auf. Der Himmel hing wie ein blasses graues Laken über ihm, das kein Wind bewegen würde. Er lief im nassen Gras auf und ab, schüttelte die Steifheit aus den Gliedern und machte sich dann auf die Suche nach einem Frühstück, bevor er mit den Einkäufen für die Farm beginnen wollte.
    Obwohl er sich rühmte, ein Mensch zu sein, der niemals fror, stellte er fest, dass er auf dem Rückweg in die Stadt vor Kälte zitterte. Andere Männer gesellten sich unterwegs dazu, doch jeder für sich und allein, wie schattenlose Geister in der verhangenen Morgendämmerung. Zwar hielt Joseph den Kopf gesenkt und ließ sich auch auf kein Gespräch ein, aber trotzdem fiel ihm auf, dass die Gesichter dieser Menschen fahl wirkten. Als wären sie von Verwandten in England oder Schottland, die ihrer überdrüssig waren und sich nicht darum scherten, was aus ihnen wurde, solange sie nicht zurückkehrten, in die Verbannung geschickt worden. Und jetzt versuchten sie, zur Westküste zu gelangen, wo es keinen sicheren Hafen gab, wo ein Schiff nach dem anderen auf einer Sandbank strandete und wo schon Hunderte in der wütenden Brandung ertrunken waren. Dies hier waren wild entschlossene Männer, die in ihrer Einsamkeit nichts zu verlieren hatten. Aber Joseph wagte nicht, sie zu bemitleiden, weil er sich selbst in ihnen erkannte.
    Er wickelte sich noch fester in seinen Mantel und lief mit ihnen dem nächsten Augenblick, der nächsten Stunde des rasch nahenden Tags entgegen.
    Bei Hudsons Farmerbedarf, einem höhlenartigen, staubigen Laden, der nach Holzspänen roch, stellte Joseph fest, dass Saatgut und die üblichen Farmergerätschaften in den hinteren Teil des Geschäfts verbannt worden waren, um einem breiten Angebot an Goldgräberutensilien Platz zu machen.
    Er schlenderte langsam an den vielen ausgestellten Pfannen, Pickeln, Schaufeln, Messern, Stiefeln, Hüten, Flaschen, Eimern und Zelten vorbei. Zwischendurch blieb er immer wieder stehen und schaute sich alles genau an. Dann fiel sein Blick auf ein handgeschriebenes Schild: Nehmen Sie Ihr Schicksal mit dieser Waschwiege selbst in die Hand! Ein Apparat aus Holz und Eisen, auf den ersten Blick nicht viel anders als ein kleiner Schlitten, stand unter dem Schild, das das Gerät als Die einmalige Otago-Waschrinne anpries. Joseph begriff sofort, wie raffiniert dieses Ding erdacht worden war.
    Der obere Teil, eine Schütte aus einzelnen Metallleisten, konnte mit der Hand auf und ab bewegt werden (fast wie man eine Wiege schaukelte), während Wasser darüber lief. Steine und gröberer Kies würden in den Leisten hängenbleiben, und den feinen Sand würde das Wasser fast vollständig auswaschen. Aber unter den Leisten war ein kleiner Kasten angebracht, der mit in Falten gelegtem Sackleinen ausgekleidet war, und da hinein würden nun alle kleinen, schweren

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