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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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einer theatralischen Geste abnahm, schaute ich in wasserblaue Augen, die mich neugierig musterten.
    »Sie waren vor etwa dreißig Jahren im Rudolf-Sophien-Stift«, sagte er.
    Ich war sprachlos. Es gab keinen Zweifel, es war Dali!
    Er muss gemerkt haben, dass ich ihn erkannte, denn er lachte und reichte mir seine schwabbelige Hand.
    Mir war nicht nach Lachen zumute.
    »Ich habe mir den Bankbeleg angesehen. Wofür braucht Ihre Schwester denn so viel Geld?« Er musterte mich neugierig und kaute am Bügel seiner Sonnenbrille.
    Ich fragte, was ihn das angehe.
    »Gar nichts«, sagte er und bestellte sich einen doppelten Cognac.
    Ich war der Ansicht, dass er schon genug getrunken hatte, aber das ging wiederum mich nichts an. Deshalb fragte ich nur, wie er hierher komme.
    Er sagte, er habe bei einem alten Bekannten Ferien gemacht und seinen letzten Urlaubstag zum Anlass genommen, sich richtig zu besaufen. Das konnte ich nachvollziehen. Ich wäre schließlich auch nicht besonders glücklich gewesen, wenn ich am nächsten Tag hätte nach Stuttgart fahren müssen.
    Plötzlich hob er sein schweißglänzendes Gesicht von seinem Cognacschwenker. »Das ist wirklich sehr nett, dass Sie Ihre Schwester finanziell unterstützen.«
    Ich hätte zu gern gewusst, worauf er hinaus wollte, sagte aber nur: »Das ist doch selbstverständlich. Es bleibt ja in der Familie.«
    Er lächelte mitleidig. »Sind Sie da wirklich sicher?«
    Ich fragte, wie er das meine.
    Das sei doch klar, sagte er. Meine Schwester wol le endlich ein neues Leben beginnen. Zu wünschen wäre es ihr ja, sie habe lange genug allein gelebt.
    »Meine Schwester hat ihr ganzes Leben lang allein gelebt«, sagte ich. »Warum sollte sie das ausgerechnet jetzt ändern wollen?«
    »Vielleicht hat ihr Geliebter sich endlich zu einer Scheidung durchgerungen?«
    Geliebter? Scheidung? Ich muss ihn angeglotzt haben wie ein Schaf.
    »Wolf Hauser ist ein alter Jugendfreund von mir. Das heißt, ich habe die Romanze zwischen ihm und Ihrer Schwester von Anfang an miterlebt. Leider musste er dann Helene Merkle heiraten. Sie hatte Geld.« Sein Kichern jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Aber Geld ist nicht alles, nicht wahr? Ein Mann braucht auch Liebe. Und die bekommt er seit Jahr zehnten von Ihrer Schwester. Wussten Sie das nicht?«
    Nein, das wusste ich nicht. Ich hatte die ganzen Jahre keine Ahnung gehabt. Mir wurde übel.
    »Helene ist eine harte Frau.« Er schwenkte sein Cognacglas, dass die braune Flüssigkeit beinahe über den Rand schwappte. »Sie hockt mit ihrem knochigen Hintern auf dem Vermögen wie die ›Caritas‹ auf der Schatztruhe. Sie kennen doch das Gemälde von Lucas Cranach, dem Jüngeren?«, fügte er hinzu, als er meinen verständnislosen Blick bemerkte. Da war er wieder, der verkappte Künstler.
    »Ganz im Vertrauen …«, er beugte sich zu mir hinüber und ich musste seinen säuerlichen Schweiß geruch, gemischt mit der derben Cognacfahne, ertragen, »Wolf und ich haben eine Schwäche für das schöne Baden-Baden. Und das kostet Geld, verstehen Sie? Viel Geld.«
    Ich verstand allmählich.
    »Bisher war Wolf immer noch einigermaßen flüssig, und wenn nicht, hat er ab und zu in die Firmenkasse gegriffen.« Dali senkte den Kopf, dass sein Doppelkinn wie eine Ziehharmonika zusammengedrückt wurde. »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Bis heute habe ich zu niemandem ein Sterbenswörtchen gesagt. Und Wolf zeigt sich für mein Schweigen erkenntlich und hilft mir regelmäßig finanziell aus. Das heißt, er tat es, bis Helene dahinter kam und ihm mit der Scheidung drohte. Beim letzten Mal sagte er, ich müsse nun sehen, wie ich aus eigener Kraft meine Spielschulden begleiche.« Er stellte mit einem Knall das leere Glas auf den Tisch und rülpste. »Toller Freund. Und Ihre Schwester ist ihm seit der Schulzeit hörig. Er hat ihr das Blaue vom Himmel versprochen; wenn er finanziell nicht von Helene abhängig wäre, dann würde er sie heiraten. Dass ich nicht lache!«
    Er redete wie ein Wasserfall, und ich hatte das Gefühl, in seinen Worten zu ertrinken.
    »Ihre Schwester verdient als Krankenschwester recht be s cheiden, und viel Erspartes hat sie nicht.« Er kippte seinen Cognac in einem Zug.
    Aber ich, dachte ich. Ich habe es.
    »Vielleicht will er mit Ihrer Schwester nun endlich neu anfangen«, lallte Dali. »Dazu brauchen die beiden nur ein bisschen Startkapital. Dann sind die Liebenden endlich glücklich vereint. Ich werde keinen Cent mehr

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