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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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von ihm sehen. Und so was nennt sich Freund! Das ist nun der Dank dafür, dass ich ihm damals aus der Klemme geholfen habe!«
    Aus der Klemme geholfen? Was sollte das nun wieder bedeuten? Ich fragte ihn danach. Aber er hatte bereits Mühe, die Augen offen zu halten. Ich dachte schon, er hätte meine Frage gar nicht verstanden, doch dann begann er, mit schwerer Zunge zu reden.
    »Wolf hatte sich damals urplötzlich mit Helene Merkle verlobt. Das war für Ihre Schwester furchtbar, aber sie machte sich trotzdem noch Hoffnungen, er würde die Verlobung lösen und sie heiraten.«
    Sie heiraten? Ich konnte nicht glauben, was der Kerl da faselte. Mir wurde klar, dass ich von meiner Schwester überhaupt nichts wusste. Wenn es stimmte, was dieser Mensch von sich gab, wollte ich gar nicht weiterdenken.
    »Ihre Schwester himmelt ihn immer noch an«, lallte er. »Keine Ahnung, was sie an diesem Weiberheld findet. Schließlich hat er auch mit Ihnen, ich meine, Sie waren doch minderjährig …« Er brach plötzlich ab.
    Mein Herzschlag setzte aus. Was wusste dieser widerliche Kerl noch alles?
    Der nächste Cognac wurde gebracht, und Dali kippte ihn auf Ex. Eigentlich wollte ich nichts mehr hören, und doch fragte ich ihn fast zwanghaft weiter aus. Jetzt wand er sich wie ein Wurm. »Ich weiß nicht viel, nur dass er Sie verführt und Ihre Schwester es erfahren hat. Wolf hat’s mir im Suff erzählt. Er gab mächtig damit an, dass er endlich eine Jungfrau gehabt hatte, und platzte schier vor Stolz, weil er Sie damals im Auto rumgekriegt hat. Sie wissen schon. Später wollten die beiden natürlich verhindern, dass die Sache an die Öffentlichkeit kommt. Wolf hatte Schiss vor einer Anzeige, weil dann seine Verlobung geplatzt wäre. Ihm war es scheißegal, was aus Ihnen wird. Er hat sich immer genommen, was er wollte.«
    Mir war speiübel. »Und sie?«, fragte ich schwach. »Ihr kam es sicher sehr gelegen, dass sie ihre labile Schwester in einer guten Klinik unterbringen konnte, oder?« Allmählich schloss sich der Kreis.
    »Wie ich schon sagte. Ich habe Wolf aus der Klemme geholfen. Und das ist nun der Dank!«, nuschelte er, bevor sein Kopf auf die Tischplatte sank.
     
    Als ich auf der Piazza Salimbeni im grellen Tageslicht stand, hatte ich das dringende Bedürfnis, einen Menschen zu sehen, dem es ähnlich elend ging wie mir. Aber ich sah nur in fröhliche, Eis schleckende Gesichter. Touristen, die die drei Palazzi auf der Piazza Salimbeni fotografierten, Studenten, die schwatzten und Tauben fütterten. Die Sonne schien auf das Denkmal von Sallustio Bandini. Ein dicker Klecks Taubendreck klatschte ihm gerade auf den Kopf und lief in einer weißen Spur über seine Nase. Na, alter Knabe, hat dich wenigstens auch einer angeschissen, dachte ich und machte mich auf den Heimweg.
     

DREI
     
    Es war zehn Uhr am Samstagmorgen, als Thea den Dienstwagen in der Tiefgarage des Olgahospitals parkte. Die Stuttgarter nannten das traditionsreiche Kinderkrankenhaus, das 1842 gegründet und damals unter dem persönlichen Schutz der russischen Zarentochter Olga und späteren Königin von Württemberg stand, schlicht »unser Olgäle«.
    Im Eingangsbereich herrschte ein Höllenlärm. Unzählige Kinder, die aussahen, als seien sie niemals krank gewesen, tobten auf dem riesigen Holzschiff in der Mitte des Foyers herum. Thea fiel auf, wie viele Mütter in ihrem Alter mit ihren Kleinkindern in der Anmeldung warteten, und fragte sich flüchtig, ob sie jemals in solch eine Situation kommen würde. Sie wurde im September dreißig und hatte sich bislang kaum Gedanken um eigene Kinder gemacht.
    Thea fand die Pädiatrie II ohne größere Probleme. Das Schwesternzimmer stand einen Spalt offen, und sie trat nach kurzem Klopfen ein.
    »Herr Dr. Schwarzenbach, wenn ich mich nicht irre?« Sie irrte sich nicht, den Namen hatte sie auf dem kleinen Schild am weißen Kittel des älteren Herrn, der ihr freundlich die Hand reichte, gelesen.
    »Sie kommen von der Kripo, wurde mir gesagt. Was haben wir denn verbrochen?«
    »Ich benötige eine Auskunft über die Dienstzeiten einer Ihrer Stationsschwestern. Genauer gesagt, von Frau Antonia Linder.«
    »Worum geht es genau?« Das freundliche Lächeln von Dr. Schwarzenbach wurde etwas schmaler.
    »Frau Linder wird im Moment als Zeugin in einem Mordfall geführt.«
    Dr. Schwarzenbach lächelte nicht mehr. »Ich verstehe immer noch nicht, wozu Sie Einsicht in ihren Dienstplan brauchen.«
    »Wir tragen rein routinemäßig die

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