Die Farbe des Himmels
Koch.
»Was hoißt des aigentlich – Abracci?«, fragte Kübler.
»Das musst du nicht wissen, lern erst mal richtig Deutsch!« Messmer griff hastig nach dem Müllsack neben seinem Stuhl, der umzufallen drohte.
»Ach halt doch dei Gosch! Hauptsach’, mei Rosinante vrschdoad mi.«
Messmer verstaute die Gebäcktüte in einer Plastikfolie für Beweismittel. »Verdammt, warum hat sie nicht eine Visitenkarte oder einen Hotelprospekt in die Mülltonne geworfen?«
Thea hatte plötzlich eine Eingebung. »Micha, ist dir bei deiner Nachbarschaftsbefragung gestern vielleicht diese blau gekleidete Frau vom Friedhof untergekommen?«
»Untergekommen? Wie meinst du das?«, feixte Messmer. »Dafür hatte ich nun wirklich keine Zeit; ich war schließlich im Dienst.«
»Des isch a Grund, abbr koi Hindrnis«, kam es von Kübler.
Thea ignorierte die beiden. »Wir hatten doch vermutet, dass diese Frau eine Bekannte der Linder sein könnte. Vielleicht wohnt sie ja in der Nachbarschaft.«
»Hättest du die vielleicht erkannt?«, fragte Messmer leicht genervt. »Mit diesem Sonnenhut und der dunklen Brille wäre sie doch nicht einmal ihrer eigenen Mutter aufgefallen. Aber ich hab natürlich bei allen nachgefragt, wann sie die Linder zuletzt gesehen haben und ob jemand von ihnen auf Hausers Beerdigung gewesen ist. Fehlanzeige. Dabei war sie möglicherweise die letzte Person, die das Opfer lebend gesehen hat.«
»Und wenn es die Schwester war?«, sagte Thea langsam und genoss jedes einzelne Wort.
Messmer sah sie einen Augenblick sprachlos an. War er wirklich noch nicht selbst darauf gekommen?
»Du meinst, die aus Italien?«
»Hat sie noch eine andere?« Thea bereitete es diebisches Vergnügen, zur Abwechslung einmal ihn auf den Arm zu nehmen.
»Sah sie denn wie ein Ex-Model aus?«, fragte Joost.
»Gibt es den Prototyp eines Ex-Models? Vergiss nicht, dass wir sie auf die Entfernung gar nicht genau sehen konnten.« Messmer raufte sich die Haare.
»Wir legen also eine neue Spur an«, sagte Joost. »Unbekannte weibliche Person. Möglicherweise Franziska Linder. – Hat sich eigentlich jemand um Helenes Hengst im Steigenberger gekümmert?«
»Das ist kein Hengst«, sagte Koch. »Maschio heißt auf Deutsch so viel wie ›Bock‹.«
Messmer prustete in seine Apfelschorle. »Wie passend!«
»Ich bin vorhin mit Kurt zum Steigenberger gefahren, während du in Linders Mülltonne rumgekrochen bist«, sagte Koch. »Maschio behauptet, er sei erst am Donnerstagabend in Stuttgart angekommen, mit dem Auto. Helene habe ihn am selben Vormittag in München angerufen, wo er geschäftlich zu tun hatte, und ihm von Hausers Tod berichtet. Er sei sofort hergekommen, um an der Trauerfeier teilzunehmen. Seine Eltern seien auch da gewesen. Sie wohnen alle zusammen im Steigenberger. Schließlich sei die Familie, und somit auch er, langjähriger Geschäftspartner von Wolf Hauser und fühle sich ihm sehr verbunden, bla, bla, bla.«
»Und besonders seiner Frau«, ergänzte Messmer.
»Du hast ihm zweifellos gesagt, dass wir über die Liaison Bescheid wissen«, mutmaßte Messmer.
»Ja, leider. Denn von da an war er sehr unkooperativ. Die Rezeption hat mir allerdings bestätigt, dass er erst am Donnerstagabend, gegen neunzehn Uhr, eingecheckt hat. Aber was heißt das schon. Ob er wirklich bei der Beerdigung war?«
»Das lässt sich leicht nachprüfen. Wir brauchen nur den alten Merkle zu fragen«, sagte Messmer. »Aber trotzdem. Maschio hat ein Motiv und muss erst mal für Donnerstagmorgen ein Alibi nachweisen.«
»Wir bleiben dran. Ich werde mich in München erkundigen, wo er angeblich am Donnerstag zu tun hatte.«
»Okay, und was gibt es noch an Neuigkeiten?« Joost blickte in die Runde.
»Ich war bei der Obduktion von Antonia Linder.« Kümmerle blätterte in seinem Notizblock. »Krach meint, es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie sich selbst erschossen hat. Kein normaler Mensch hält sich die Waffe mit der rechten Hand in zwei Zentimetern Abstand schräg unter die linke Brust, um sich die Lunge kaputt zu schießen. Schon gar nicht eine Krankenschwester, die sich in Anatomie auskennen müsste. Die Waffe ist bei der Kriminaltechnik und wird nach Fremdspuren untersucht.«
»Gut.« Joost rührte in seinem Kaffee. »Ich frage mich immer noch, ob sie nicht doch Hauser im Affekt erschlagen hat. Aber wer hat dann sie erschossen? Die eigene Schwester?«
»Vielleicht war die auch schon an Hausers Todestag hier«, sagte Ströbele.
»Ich vermute, dass die
Weitere Kostenlose Bücher