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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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Fenster schaute.
    Er ließ sich auf den Sitz plumpsen.
    »Also, was wollen Sie?« Ich zitterte vor Wut, als wir endlich im Auto saßen und in Richtung Innenstadt fuhren.
    Er lächelte süßlich. »Ich habe dich genau beobachtet, als wir bei Nannini saßen – ich darf doch Franzi sagen, nicht wahr?«
    Ich brachte kein Wort heraus.
    »Mir war bald klar, dass du von dem Verhältnis deiner Schwester mit Hauser keine Ahnung hattest. Wie solltest du auch? Antonia hatte dich schnell genug in die Klinik abgeschoben, und das nicht ohne Grund, verstehst du? Und nach deiner Entlassung bist du gleich nach Italien gegangen. Aber klug, wie du bist, ist dir bei unserem netten Gespräch natürlich sofort klar geworden, wie ausgesprochen günstig sich die Dinge für Antonia entwickelt hatten. Plötzlich warst du aus dem Weg und mit dir dein kleines Problem. Ich meine, es gibt manchmal Zufälle, aber solche gelegen kommenden Zufälle sollte man doch hinterfragen,     oder?«
    Mir war speiübel.
    »Ich habe dich immer für sehr intelligent gehalten, Franzi. Du bist schnell drauf gekommen, dass Antonia dieses Hindernis, das zwischen Wolf und ihr stand, auf kluge Weise beiseite geräumt hatte. Sie musste dich doch anlügen. Und sie hält Notlügen offenbar für verzeihlich. Mal ehrlich, hast du dreißig Jahre lang nicht durchschaut, was damals wirklich passiert ist? Brauchte es dazu tatsächlich erst unser Gespräch in Siena?«
    Konnte dieses Ekel nicht einfach aufhören zu reden?
    Er sah mich so heuchelnd mitfühlend an, dass ich ihm am liebsten in sein fettes Gesicht geschlagen hätte.
    »Ich kann deine Rachegefühle sehr gut verstehen, Franziska«, sagte er scheinheilig. »Ich werde dich nicht verpfeifen.«
    Ich glaubte nicht, was ich da hörte. Seine Finger spielten mit dem Sicherheitsgurt, als wolle er schon die Schlinge für mich knüpfen.
    »Aber für meine Großzügigkeit könntest du mir einen Gefallen tun«, redete er weiter. »Ich will heute noch nach Baden-Baden und bin gerade nicht flüssig.«
    Ich trat so unvermittelt auf die Bremse, dass wir fast gegen die Windschutzscheibe geprallt wären.
    »Raus!«, schrie ich, außer mir vor Ekel und Zorn. »Verschwinden Sie aus meinem Wagen und aus meinem Leben!«
    Er sah mich entgeistert an. »Nun, es war ein Angebot«, sagte er lakonisch, stieg auf offener Straße aus und knallte die Tür so heftig zu, dass mein Talisman vom Rückspiegel fiel.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich ins Hotel zurückgekommen bin. Ich habe die ganze restliche Fahrt über am ganzen Leib gezittert. In meinem Zimmer musste ich mich übergeben. Dieser fette, widerwärtige Kerl in meinem Auto war mehr, als ich ertragen konnte. Es war wie ein Déjà-vu, als hätte ich das schon einmal erlebt. Und schlagartig wusste ich, warum ich das Lieblingslied der Signora immer so verabscheut habe. Es erinnerte mich an den schrecklichsten Abend meines Lebens, dreißig Jahre zuvor. Es war die ganze Zeit tief in meinem Unterbewusstsein vergraben gewesen, aber plötzlich war es mir wieder so gegenwärtig, als wäre es gestern gewesen.
    Ich bin mit Wolf in seinem roten Ford Capri, und mir schlägt sein widerlich nach Alkohol riechender Atem ins Gesicht. Ich spüre seine groben, schweißigen Hände auf meiner Brust und höre aus dem blechern scheppernden Autoradio Adriano Celentanos »Azzurro«.

SIEBEN
     
    Als Thea am nächsten Morgen vor Ströbeles Büro stand, schlug ihr Herz bis zum Hals, und der Rucksack auf ihrer Schulter schien doppelt so viel zu wiegen wie am Abend zuvor. Sie musste dreimal ansetzen, bevor sie klopfte, und als die vertraute Stimme drinnen »Herein« rief, wäre sie am liebsten davongelaufen.
    »Thea!« Ströbele erhob sich freudig von seinem Schreibtisch. »Was führt dich zu mir?«
    »Ich habe ein Problem, Walter«, begann Thea zaghaft. »Und ich möchte mit dir darüber sprechen.«
    »Aber natürlich, Engelchen. Wir haben nur nicht sehr viel Zeit, die Besprechung fängt gleich an. Wenn es länger dauert, sollten wir vielleicht später reden.«
    »Nein, nein, ich will es hinter mich bringen.« Thea nahm den Rucksack von der Schulter und stellte ihn auf dem Besucherstuhl ab.
    »Hast du was ausgefressen?« Ströbele sah sie forschend an.
    »Könnte man so sagen«, sagte Thea vorsichtig.
    »Dann schieß los.«
    »Gestern, bei der Durchsuchung bei Frau Linder …«
    »Ja?«
    »Ich mach’s kurz. Ich habe etwas mitgenommen, was ich eigentlich nicht gedurft hätte.«
    »Du meinst aber nicht, dass du eine

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