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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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ich. Wie gesagt, sie hat sich dazu nie geäußert. Was solche Dinge anging, war sie recht zurückhaltend. Ein bisschen altmodisch, wenn Sie so wollen.«
    Okay, Wilders hielt also an seiner Geschichte fest, obwohl er wusste, dass Ronnie alles herausfinden würde. Daher ließ sie allmählich von ihrem Verdacht ab, dass er selbst der geheimnisvolle Lover der jungen Frau gewesen war.
    »Und hatte sie eine Familie?«, fragte Daniels.
    Wilders legte die Arme auf die Armlehnen seines Sessels und entspannte sich sichtlich. Ronnie merkte sich diesen Stimmungswechsel und überlegte, ob er mit seiner Abwehrhaltung zuvor seinen eigenen Ruf oder den eines Freundes hatte schützen wollen.
    Jetzt schüttelte er kummervoll den Kopf und erklärte: »Sie war Einzelkind, beide Eltern sind verstorben. Ihr Vater hat an dem Tag im American History Museum gearbeitet.«
    Ach so. An dem Tag.
    Alle Amerikaner sprachen noch mindestens einmal in der Woche von dem Tag. Hier in Washington konnte man dem Thema einfach nicht entkommen, und anscheinend vergingen keine vierundzwanzig Stunden, ohne dass es Ronnie wie eine Ohrfeige traf – oder wie ein Stich ins Herz.
    Anders als Leannes verstorbener Vater waren Ronnies Vater und ihre Brüder nicht im Smithsonian gewesen. Als die Anschläge begannen, hatten sie sich nicht einmal auf der Mall aufgehalten.
    Ihr Vater war Polizist gewesen, als hochrangiger Beamter direkt dem Chef des D. C. P.D. unterstellt. Er hatte seine Beförderung auf Drängen ihrer Mutter hin angenommen, denn es hieß, dass er in dieser neuen Position gefahrlos und mit viel Freizeit seinem Ruhestand entgegensehen konnte. Bloß dass weder Ronnies Vater noch sein Chef Persönlichkeiten waren, die in der Zentrale herumhockten und auf Berichte warteten. Als sie die Nachricht vom Ausmaß der Anschläge erhielten, begaben sie sich schnellstens zum Ort der Katastrophe, um bei der Befreiung der unter den Schuttbergen begrabenen Menschen zu helfen.
    Der Polizeichef hatte Ronnies Vater angewiesen, am Washington Monument eine Operationsbasis zu errichten. Zu dem Zeitpunkt sah es so aus, als sei der Obelisk von den Explosionen verschont geblieben.
    Vermutlich hatte ihr Vater dann dort seine Befehle gebellt, die Erstversorgung der Verletzten organisiert und mit seinem ruhigen, souveränen Auftreten allen ringsherum, die von Panik erfasst waren, Mut gemacht.
    Jemand hatte vorgeschlagen, sie sollten doch zur Aussichtsplattform hochfahren, um besser sehen zu können, was auf der National Mall vor sich ging.
    Die Bomben waren darauf programmiert zu explodieren, sobald jemand die Aussichtsplattform betrat. Ronnies Vater und vier seiner Leute wurden in den klaren blauen Himmel gesprengt. Teile von ihnen regneten herab, fielen auf die Statuen des Korean War Veterans Memorial und in den Reflecting Pool hinein.
    Die Explosion brachte den Obelisken zum Einsturz. Er löste sich in große Betonbrocken auf, und dabei kamen sieben Feuerwehrleute, die das Monument ebenfalls als Operationsbasis genutzt hatten, zu Tode. Einer davon war Ronnies Bruder Ethan, der unendlich stolz gewesen war, weil er gerade vor einer Woche in seiner Feuerwache zum Lieutenant befördert worden war. So wie Ronnie ihren Vater kannte, hatte er seinen jüngeren Sohn sicher und in der Nähe wissen wollen. Bestimmt hatte er ihn persönlich zu der Operationsbasis am Obelisken gerufen.
    Ronnies zweiter Bruder, Drew, war im Pentagon beschäftigt gewesen, das an dem Tag zum Glück verschont geblieben war. Aber Drew war gebeten worden, am Nachmittag zu einer Besprechung in die Innenstadt zu kommen. Da er den Autoverkehr meiden wollte, war er mit der Metro gefahren. Mit dem falschen Zug.
    Die Rettungsmannschaften hatten Wochen gebraucht, um sich zu dem zerquetschten Metallklumpen in der eingestürzten Röhre durchzuarbeiten. Und es hatte Monate gedauert, die Überreste Hunderter von Menschen zu sortieren, die sich in dem Zug befunden hatten, als der Tunnel eingebrochen war.
    Manchmal fragte Ronnie sich, ob sie nicht lieber hätte umziehen sollen. Eine tropische Insel hätte vielleicht Wunder gewirkt, hätte geholfen, ihren Geist zu beruhigen und ihr Herz ein wenig zu heilen. Doch ihre Mutter würde niemals hier weggehen. Sie brauchte den Kummer und die Paraden und das Märtyrertum. Sie brauchte die Gräber in Arlington. Soweit Ronnie wusste, enthielten diese Gräber kaum mehr als eine Handvoll Knochen oder ein paar Haarsträhnen – alles, was von ihrem Vater und ihren Brüdern, diesen großen,

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