Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
geht denn«, gestattete die Königin. Sie kraulte immer noch Tyrs Ohren und bedächte sie sogar mit der Spur eines Lächelns. »Genug ist für einen Tag geschehen. Geht, ehe mein Gemahl zurückkehrt und euch hier findet und alles auf seine Weise entscheidet.« Bei diesen Worten wechselten alle besorgte Blicke. »Aber vielleicht würde einer von euch einstweilen hierbleiben?« Die Königin blickte auf Tyr hinab.
    Tyr glitt von ihrem Schoß hinunter, rannte zu Harran, ließ sich von ihm an die Brust drücken und fuhr ihm mit der Zunge übers Gesicht — dann rannte sie zu der eisernen Kutsche zurück, sprang hinein und blieb mit heraushängender Zunge sitzen, während sie darauf wartete, daß sie eine Spazierfahrt machen durfte.
    »Ich kann die Versetzung in den neuen Körper mühelos vornehmen«, sagte Ischade, während sie Mriga, Siveni und den noch etwas verwirrten Harran wegführte. »Aber ihr werdet mir alle große Gefallen schulden ...«
    »Wir werden uns doppelt dafür revanchieren.« Sivenis etwas ergrimmter Ton ließ erkennen, daß es ihr nicht gefiel, jemandem etwas zu schulden.
    Harran blickte von einer zur anderen. »Ihr seid meinetwegen in die Hölle gekommen?«
    Mriga blickte mit stiller Freude auf ihren Herrn und Liebsten, während Ischade sie zur Oberwelt zurückbrachte. »So nennt man sie hier nicht«, entgegnete sie. Sie verstand allmählich den Grund dafür.
    Hinter ihnen machte Tyr ihre Spazierfahrt — die erste von vielen — und ging ihren eigenen Geschäften nach, als der Tod von der Arbeit nach Hause kam.
    Die Königin der Hölle erhob sich, um ihn wie immer zu begrüßen, und ging kühl und ernst und leuchtend zur Flügeltür. Dort ließ ihr Gemahl die nackten Gebeine fallen, mit denen er sich schon seit langem einen Spaß mit ihr machte, lehnte das Paddel, das auch ein Ruder war, an den dunklen Türrahmen, eilte ihr lachend entgegen und legte diese eine seiner vielen Gestalten ab. Niemand war hier, der die dunkle Herrlichkeit sehen konnte, um die die Höllenkönigin die Arme schlang, oder wie ihr finsterer Ernst in Gegenwart dieser dunklen Schönheit von ihr abfiel, die kein Sterblicher sich vorzustellen vermag, wie ihr Schein aufleuchtete bei seiner Berührung, als umarme die Nacht den Tag. Sie lachten miteinander, irrsinnig vor Glück wie Frischverliebte, die sie immer gewesen waren, die sie immer bleiben würden.
    »Liebster«, sagte die Königin der Hölle, »ein Hund ist mir nach Hause gefolgt. Darf ich ihn behalten?«
    »Die Hölle habe ich mir ein wenig anders vorgestellt«, gestand Harran.
    »Ich auch.« Ischades Stimme klang fast fröhlich, als sie sie durch das Unterwelt-Abwind führte. Tatsächlich wirkte dieser Ort wenig höllenhaft. Abwind oder nicht, es sah erstaunlich gut aus: die Häuser waren weniger verwahrlost, die Hütten fester gebaut, die Leute ringsum zwar schattenhaft still, aber kräftig und von angenehmem Äußeren — und Staunen sprach aus ihren Mienen. Der Himmel hatte silbern zu leuchten begonnen, und sowohl Sivenis als auch Mrigas Gewandung war wieder von der gewohnten Farbe. Mriga blickte Siveni an und sah, daß selbst ihr >übelriechendes Ziegenfell< furchterregend und bedrohlich schön aussah, statt zerlumpt. Ischades dunkle Schönheit brannte gefährlicher denn je. Und waren ihre Gewänder etwa nicht mehr ganz so schwarz wie sonst? Und Harran ...
    Aber nein. Harran sah so wundervoll aus wie immer, als Mriga wahnsinnig gewesen war. Sie lächelte ihn an. Die Aussicht auf ein Leben mit ihm, irgendeine Art von Leben — obwohl die Einzelheiten noch vage waren — leuchtete auf allem und von allem, als wäre die Welt überzogen mit Erwartung und Freude. Die Welt fing ganz von vorn an.
    »Da ist ja gar kein Müll in den Gossen«, stellte Harran erstaunt fest, als Ischade sie durch eine schmale Abwindstraße zum Fluß führte.
    »Stimmt«, bestätigte Mriga. Von Augenblick zu Augenblick sahen die alten baufälligen Häuser mehr wie Paläste aus, und jedes Wildkraut am Straßenrand blühte. »Es ist, wie sie gesagt hat. Man macht aus diesem Ort, was man selbst will. Die Hölle — oder etwas anderes. Und auf der Oberwelt ist es ebenso, nur ist die Veränderung nicht so einfach wie hier. Die Herausforderung ist größer.«
    Sie stiegen vorsichtig die Böschung hinunter zum Ufer. Der Fluß hatte sich von schwarz zu zinngrau erhellt, obwohl in der Kälte vor dem Morgengrauen noch silberner Nebel davon aufstieg. Auf der anderen Seite ragte Freistatt empor, ein

Weitere Kostenlose Bücher