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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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selbstzufriedenes Lächeln. Wäre Mr Solomon hier, würde er Mr Bright lachend auf die Schulter schlagen und ihn für die meisterhafte Kontrolle der Spielfiguren loben. Das hätte jedenfalls der Solomon von damals getan, bevor diese Versuche aus dem Ruder gelaufen waren und das Sterben auch seine geistige Gesundheit angegriffen hatte. Damals, als sie Brüder gewesen waren, hätte Solomon mit seinem sanftenCharme und Charisma Gefallen an dem gefunden, was Mr Bright gerade tat. Er hätte es »kapiert«. Manchmal mussten die Menschen ins Feuer geworfen werden, bevor sie aus den Flammen wieder erstehen konnten, besser und stärker als zuvor. Das war Mr Brights Plan für Cassius Jones.
    Obwohl, manchmal – das war Mr Solomons Stimme, die sich ungebeten in seinem Kopf zu Wort meldete, der Solomon aus längst vergangenen Äonen, mit einer leichten, gemütvollen Stimme –, wenn man etwas ins Feuer wirft, schreit es nur und verbrennt.
    Mr Bright ignorierte diesen Gedanken und drückte auf den Knopf, damit der Aufzug ihn nach unten brachte. Später würde er noch bei dem Experiment vorbeischauen, aber jetzt wollte er erst mal zum Ersten gehen und ein Weilchen bei ihm bleiben. Bei seinem alten Freund war es friedlich. Sie verstanden einander. Und er konnte gut zuhören.

    In Cass’ Wohnung war von einem Einbruch nichts zu merken. Wer auch immer ihm das Küchenmesser gestohlen hatte – das unübersehbar in seinem Messerblock fehlte –, hatte einen Schlüssel benutzt. Cass hatte das Messer mehrere Meilen von Powells Haus entfernt in einer Mülltonne entsorgt, aber als er jetzt nach Hause kam, bereute er diese voreilige Tat. Er hätte es einfach mitnehmen und gut spülen sollen, doch er hatte es unbedingt loswerden wollen. Da ihm nun nichts anderes übrig blieb, als auch das restliche potenzielle Beweismaterial zu vernichten, packte er den Messerblock mit den übrigen Messern in eine Tragetasche, die er weiter unten an der Straße in einen Müllcontainer warf. Als er wieder oben in seiner Wohnung war, schloss er ab und legte die Kette vor. Dann starrte er auf die Tür. Es war, als würde man das verdammte Gatter schließen, nachdem das Pferd schon durchgegangen war. Jemand warin seiner Wohnung gewesen. Sein Blut kochte. Er würde dem Arschloch am liebsten den Kopf abreißen. Wer wollte ihn reinlegen?
    In der Küche wusch er seine Schuhsohlen ab, dann zog er sich aus. Cass war in Powells Haus sehr vorsichtig vorgegangen, aber er wusste am besten, wie gut die Spurensicherung war und wie leicht man Spuren hinterließ, auch wenn man noch so sehr aufpasste. Nachdem er jedes Zimmer gründlich auf weitere gestohlene oder im Gegenteil belastende Gegenstände untersucht hatte, gönnte er sich endlich eine Dusche und zwang sich, unter dem heißen Strahl zu entspannen. Vielleicht hätte er den Mord an Powell doch anzeigen und darauf vertrauen sollen, dass seine Kollegen die Wahrheit herausfanden, aber hier waren so viele Geheimnisse ineinander verschlungen und er hatte zu viele Feinde bei der Polizei, die sich freuen würden, wenn er für einen Mord büßen müsste, den er nicht begangen hatte.
    Cass war längst nicht aus dem Schneider. Er hackte den Rest Kokain in eine lange Linie und schnupfte es in der Hoffnung, die schmierige Angst in der Magengrube in Schach halten zu können. Er musste noch mal mit Dr. Gibbs reden. Wenn der hörte, dass sein Freund tot war, würde ihm sofort der Polizist einfallen, der ihn zur Flush5-Station verhört hatte. Cass wollte ihm irgendeinen Quatsch erzählen, dass er die Adresse verloren habe und ob Gibbs sie ihm noch mal geben könne. Wenn er Glück hatte, war der Arzt zu müde und zu beschäftigt, um sich Gedanken über die Motive eines Polizisten zu machen. Toll war das nicht, aber mehr hatte er nicht zu bieten, es sei denn, er hätte bis zum nächsten Morgen eine geniale Idee.
    In der Zwischenzeit konnte er immerhin eines tun. Er schrieb Perry Jordan eine SMS, der ihm per E-Mail mitteilen sollte, wo sich ein Londoner Arzt namens RichardShearman aufhielt. Wahrscheinlich war er im Privatsektor beschäftigt, möglicherweise in einem Flush5-Krankenhaus.
    Die Taubheit, die über seine Zähne und seine Nase kroch, war so angenehm wie die gleichzeitig zurückkehrende Zuversicht. Er würde herausfinden, welche Scheiße da lief, damit würde er auch noch klarkommen.
    Nachdem er sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte, schaltete er den Fernseher ein. Die Hintergrundgeräusche halfen ihm beim

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