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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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viel Blut …«
    »Ich brauche Ihren Namen …«
    Bradley legte auf und schaltete das Handy aus. Der Detective Inspector konnte noch so oft unter dieser Telefonnummer zurückrufen, es würde nie jemand drangehen. Sobald er die Leiche gefunden hatte, war es für ihn nur noch ein Anruf von vielen und Bradley ein normaler Bürger, der nicht in die Schusslinie von Recht und Gesetz geraten wollte, weil er es sich nicht leisten konnte, von der Arbeit wegzubleiben, oder weil er selbst Leichen im Keller hatte und nicht in einer Polizeiakte landen wollte. Heutzutage gab es genügend solcher Leute in England, gewöhnliche Schmierlappen. Niemand würde lange nach ihm suchen. Er nahm das Handy auseinander und zermalmte die SIM-Karte unter seinem glänzend polierten Schuh. Auf der Hauptstraße warf er das Vorderteil des Handys in einen Mülleimer und die Rückenabdeckung in einen anderen.
    Er schritt so schwungvoll voran wie jemand, der mit seiner Arbeit zufrieden war und wusste, dass der Boss erfreut sein würde. Er musterte die ausdruckslosen Gesichter der Leute, die an ihm vorbeizogen und deren teigige Körper in billigen Anoraks, Joggingklamotten und Anzügen von der Stange steckten. Einst hatten sie ihn mehr verachtet als den Dreck an ihren Schuhen, hatten ihn mit ängstlichem Ekel betrachtet, wenn sie ihn überhaupt ansahen. Auch heute machten die Menschen ihm Platz und sie sahen ihn immer noch an, als wäre er anders als sie, aber mittlerweile eher mit ängstlicher Bewunderung im Blick. Sie erkannten– wenngleich womöglich nur unterbewusst – seine Überlegenheit an. Sie spürten sie in der feinen Wolle seines Mantels und seinem guten Haarschnitt. Sein Blick sagte alles. Er war besser als sie, das wusste er – und sie wussten es auch.
    Als er über den Bürgersteig schlenderte, hielt ein schwarzer Mercedes an. Für einen Augenblick verging ihm das Lächeln. Er hatte seinen Fahrer nicht bestellt, weil er vorhatte, zu Fuß nach Hause zu gehen. Bradley blieb stirnrunzelnd stehen. Die getönte Scheibe wurde heruntergefahren und von innen blitzten ein silberner Haarschopf und ein scharfes Lächeln auf.
    »Steigen Sie ein, Bradley. Sie müssen noch etwas für mich tun.«
    Das beruhigte ihn, er grinste. Es würde noch ein paar Stunden hell bleiben – Zeit genug, um noch den einen oder anderen Auftrag seines Chefs zu erledigen.
    »Gerne, Sir.«
    Er schlug sanft die Wagentür zu.

    Als Stunden später die Nacht hereingebrochen war, stand Mr Bright auf dem Dach des Senate House und blickte über die Stadt. Sie glitzerte im Regen und er wünschte kurz, dass ihm dieser Anblick mehr Vergnügen bereitete. Adam Bradley kam ihm in den Sinn. Er verspürte keine Reue, höchstens flüchtiges Bedauern, aber der Tod des Jungen war unvermeidlich gewesen. So hatte er immerhin einige Monate länger durchgehalten, als es ihm in seinem Loch mit der Nadel im Arm gelungen wäre. Er hatte eben von Anfang an eine Rolle in einem Stück gespielt, das sehr viel bedeutsamer war als sein kurzes erbärmliches Leben.
    Irgendwo in dem verwinkelten Netzwerk der Straßen unter ihm wartete Bradleys Leiche neben einem überquellendenMüllcontainer darauf, entdeckt zu werden. Er hatte keinen Ausweis dabei und sein Genick war sauber gebrochen. Schließlich gab es keinen Grund, ihn leiden zu lassen. Aus der Wohnung in Canary Wharf wurden einige Gegenstände aus seinem Besitz in eine kleinere Sozialwohnung geschafft, die ohne sein Wissen auf seinen Namen lief. Seine Bankkonten waren in einigen Belangen manipuliert und eine hübsche Summe in einer Schublade in der Wohnung deponiert worden, die er nie mit eigenen Augen gesehen hatte. Es war so einfach, neue Wahrheiten zu erfinden.
    Castor Bright überlegte, ob er sich ein Gefühl der Zufriedenheit gönnen durfte, weil alles so schön nach Plan lief, aber mittlerweile, da allenthalben Streitigkeiten und Misstrauen herrschten, wohin er nur blickte, war es schwer, noch so aufregende Dinge zu erleben wie früher. Es war einfach, neue Wahrheiten zu schaffen – und so war es schon immer gewesen.
    Er wandte der Stadt den Rücken zu und ging ins Haus. Es war wichtig, herauszufinden, wer die Interventionisten gegen ihn einsetzte. Von Cass Jones würde er vorerst nichts hören, schon gar nichts über Abigail Porter. Doch die Frage, ob Cassius Jones Abigail Porter finden konnte, war nicht wirklich der Grund für ihre Begegnung gewesen, sondern nur eine passende Ausrede.
    Jetzt erlaubte er sich doch ein kleines

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