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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Denken. Mehr konnte er heute sowieso nicht mehr tun. Er dachte daran, es noch mal bei Mr Bright zu versuchen, aber er traute ihm nicht. Steckte er hinter dieser Falle oder war er derjenige, der Abigail Porters Verschwinden organisiert hatte? So oder so, im Augenblick gab es keinen Grund, Kontakt zu Mr Bright aufzunehmen.
    »Ich bin der festen Überzeugung, dass Alison McDonnell ihrem Land in der Vergangenheit gut gedient hat. Mit einem gewissen Bedauern muss ich jedoch meinem Zweifel daran Ausdruck verleihen, dass sie noch über die nötige Kompetenz für ihr wichtiges Amt verfügt.« Auf dem Bildschirm versuchte der Innenminister, sich in der Meute der Journalisten Gehör zu verschaffen, die ihm die Kameras ins Gesicht drückten und Fragen zuriefen. »Ja, ich habe vor, um die Führung unserer Partei zu kämpfen. Ich glaube, dass ich die Unterstützung unserer Bänke habe, sowohl der Vorder- als auch der Hinterbänke, die nur das Beste für die Regierung und, was viel wichtiger ist, für die Menschen in Großbritannien wollen.«
    »Können Sie noch etwas zu dem angeblichen Attentatsversuch sagen?«, fragte eine gesichtslose Stimme hinter einem gereckten Mikrofon.
    »Dazu kann ich zurzeit nichts sagen, aber ich habeeine offizielle Untersuchung dieser Vorfälle angeordnet. Ich kann mir schwer vorstellen, dass irgendein Politiker auf dieser Welt sich einfallen ließe, uns in diesen krisengeschüttelten Zeiten falschen Terror vorzuspielen, um die öffentliche Meinung in seinem Sinne zu beeinflussen; allerdings sind erhebliche Sicherheitsprobleme, die ich im Zuge der Untersuchung ansprechen werde, unübersehbar.«
    Cass trank sein Bier. Mann, wenn die Premierministerin solche Freunde hatte, brauchte sie wirklich keine Feinde mehr. Indem der Innenminister eine Verwicklung McDonnells in die Ereignisse bestritt, die Abigail Porter in die U-Bahn-Station von Covent Garden geführt hatten, sorgte er dafür, dass auch jene sich Gedanken machten, die bis dahin nicht an dem Anschlag gezweifelt hatten.
    Es gab einen Schnitt und die Kamera war auf die Frau selbst gerichtet. Sie sah müde und furchtbar gestresst aus. »Ich kann dazu jetzt gar nichts sagen, doch ich gehe davon aus, dass meine Kabinettskollegen und die gesamte Partei in dieser Zeit weiterhin zu mir stehen.«
    So richtig überzeugt wirkte sie nicht, genauso wenig wie ihre Getreuen, die sich mit ihr in Number 10, Downing Street zurückzogen. Ein Mann drehte sich um und ließ in aller Ruhe den Blick über die kleine Journalistengruppe schweifen, die Zutritt zu der berühmten Straße erhalten hatte. Das musste der Ersatz für Abigail Porter sein, dachte Cass. Als die Tür zuging, konnte er sich gut vorstellen, wie sie drinnen die Schultern hängen ließen. Er empfand Mitgefühl für McDonnell, denn er wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, wenn man gejagt wurde, und was auch immer auf dem U-Bahn-Gleis passiert war, die Premierministerin konnte nichts dafür. Sie hatte es bestimmt nicht initiiert. Das Ganze hatte mit ihr überhaupt nichts zu tun.
    Cass trat ans offene Fenster und zündete sich eine Zigarettean. Wo war der musikalische Landstreicher, wenn er ihn brauchte? Er hatte vielleicht gesehen, wer bei ihm eingebrochen war und sein Messer entwendet hatte. Doch es sah so aus, als hätte sich der alte Mann einige Nächte freigenommen, ausgerechnet jetzt, da er von Nutzen hätte sein können. Die Nachtluft war kühl; sie erfrischte angenehm die Haut, sodass Cass sich lebendig fühlte, umgeben von der Ungeduld der Toten.
    Obwohl sie eine Verbindung zwischen den Studenten gefunden hatten, waren sie bei der Suche nach dem Selbstmordmotiv im Grunde nicht viel weitergekommen, und Cass’ Magen zog sich zusammen, als er an den Hoffnungsschimmer in den Augen von Cory Denters Mutter dachte. Er erinnerte ihn an den flehenden Blick aus zwei anderen dunklen Augen; viel jünger waren sie gewesen und längst tot. Cass hatte dem Jungen das Gesicht weggeschossen. Er hatte kein Leuchten. Chaos im Dunkel . Seine Gedanken trieben in die dunklen Ecken seines Geistes, losgelöst von der Normalität.
    Er würde Mrs Denter enttäuschen müssen, es sei denn, Corys Tod stellte sich auch noch als Mord heraus. Doch das war unwahrscheinlich. Cory war etwas zugestoßen, das nicht so leicht zu erklären war wie Mord. Als er den Rauch ausatmete, zog er kurz in einer Linie dahin, bevor die Londoner Brise ihn zerzauste. Mord. Wenn er nicht gut aufpasste, würde er vielleicht in wenigen Tagen selbst

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