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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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ungeschickt … dämlich.
    Artie sah ihn lange an und schniefte. Dann trank er einen Schluck Bier. »Der Scheiß geht vorbei. Wie immer. Ich war schon hier, bevor das Wort Bonus überhaupt erfunden war, klar? Verflucht, ich war schon hier, bevor du auf die Idee gekommen bist, die Bullenprüfung zu bestehen oder was immer man tun muss, um auf deinem Stuhl zu landen.« Er beugte sich vor und lächelte. »Vorher sind wir auch klargekommen. Das ist nicht das Ende der Welt. Kann sein, dass gerade nicht so viel Geld hin und her geht, aber du kannst sicher sein, dass kein Arsch Lust hat, sich neue Feinde zu machen. Wir treten alle Wasser, Jones, ist dir das noch nicht aufgefallen? Keiner kommt uns wirklich zu nahe.«
    »Ich habe in letzter Zeit eigentlich keinen richtigen Fall gehabt. Hab einfach zu viel Prozessscheiße um die Ohren.«
    »Das ist deine verdammte Strafe, Kumpel.« Artie lachteund Cass meinte beinahe die Zigaretten zu schmecken, die dieses kehlige Rasseln verursachten. »Und wann kommt der Arsch Bowman vor Gericht? Der Blödmann hält im Knast keine fünf Minuten durch.« Er zwinkerte. »Das garantiere ich dir.«
    »Es gibt noch keinen Termin«, antwortete Cass, »aber Gerüchten zufolge wollen sie ihn bis Ende nächsten Monats auf der Anklagebank haben. Wegen der PR und dem Mist. Ich will bloß noch, dass es vorbei ist. Dann kann ich damit abschließen.« Das hoffte er zumindest. Er träumte immer noch zu viel – von Kate, und von Claire. Und all den anderen. Aber vor allem von den beiden Frauen. Er trank einen größeren Schluck Bier. Der leichte Schwips tat ihm gut.
    »Heißt das, wir haben kein Problem, wir zwei?«, fragte er.
    Artie schniefte wieder. »Richtig. Du bist eine echte Last, Jones, aber du hast den Mist ja nicht von dir aus zum Kochen gebracht. Trotzdem können wir es bis auf Weiteres nicht an die große Glocke hängen, wenn wir uns mal treffen. Wie du dir denken kannst, hast du nicht als Einziger die Anwälte am Hals. Wir plädieren alle auf nicht schuldig, schieben die Sachen Macintyre und den scheiß Tschetschenen in die Schuhe, aber ich kann gut damit leben, wenn mich keiner mit dir sieht. Geht dir wahrscheinlich ähnlich, oder etwa nicht?«
    »Absolut. Für diesen Fall muss ich sauber sein wie ein Kinderpopo.«
    »Tja, dafür brauchst du mehr als Persil und eine heiße Dusche.« Artie lachte über seinen Witz und Cass lächelte pflichtschuldig. Sein Argwohn war verflogen. Er hatte Artie Mullins unterschätzt, und das hätte ihm nicht passieren dürfen. Artie war etwas Besonderes, war es immer schon gewesen.
    Als sein Telefon vibrierte, zog er es aus der Hosentasche und steckte das Tütchen ein.
    »Wir haben schon wieder einen toten Studenten«, sagte Armstrong.
    Cass stand auf und stellte sich mit dem Rücken zum Tisch. »Wo?«
    »Soho. In einer Wohnung über einem Geschäft namens ›Loving It‹ in der Old Compton Street.«
    »Das sind nur fünf Minuten von hier. Treffen wir uns da!«
    Cass beendete den Anruf und spürte Arties prüfenden Blick.
    »Lassen sie dich wieder richtig ran?« Der Gangster lächelte.
    »Aber nicht freiwillig, da kannst du Gift drauf nehmen. Tut mir leid wegen unserem Drink.«
    »Nicht schlimm«, sagte Artie. »Hab selbst genug zu tun. Pass auf dich auf, Cass Jones. Du weißt, wo du mich findest.«
    Als er in die klebrige Schwüle zurückkehrte, staunte Cass darüber, dass heute alle das Bedürfnis hatten, ihrer Sorge um sein Wohlbefinden Ausdruck zu verleihen. Wenn es irgendwas gab, worin er jemals mehr als gut gewesen war, dann darin, sich selbst am nächsten zu stehen. Und das würde sich sicher nicht gerade jetzt ändern.

    Das Geheimnis, wieso sich ein Student im dritten Semester, den doch sicher hohe Schulden drückten, eine Adresse in Soho leisten konnte, wurde innerhalb von Sekunden gelüftet, als Cass an dem Constable, der die schmale Eingangstür bewachte, vorbeiging und die schäbige Treppe zu der Wohnung hochstieg. Der Sexshop »Loving It« hatte schon schmierig genug ausgesehen, mit Fensterscheiben,die trotz der Dunkelheit in dem geschlossenen Laden unübersehbar schmutzig waren, aber die Wohnung war wirklich das letzte Loch. Schon nach zwanzig Minuten sehnte Cass sich nach einer Dusche, dabei hatte er noch gar nichts angefasst. Die Ränder des Teppichbodens waren unter der dicken Staubschicht kaum zu erkennen und in der Küche hatte sich der Dreck schon in die Spüle gefressen. Der Mülleimer quoll über und daneben verrottete eine halb volle

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