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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Frau an, die so wirkungslos auf das fette Wesen zielte, das die Hand ausstreckte und sie berührte.
    »Warum du?«, murmelte er und trommelte mit seinen perfekt manikürten Fingernägeln auf die Tischplatte. »Was wollte es von dir?«

14
    Das musste Cass Dr. Marsden und Eagleton lassen: Sie hatten die ganze Nacht durchgearbeitet, oder zumindest fast, um morgens als Erstes mit dieser Arbeit fertig zu werden. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch unter dem klinisch-chemischen Geruch der Pathologie roch es erdig wie nach einem frischen Grab. Die Leichen lagen unter den üblichen grünen Laken auf mehreren Stahlbahren hinter den beiden Gerichtsmedizinern. Cass konnte darauf verzichten, die verstümmelten Körper zu sehen; es war nicht nötig, er spürte den zupackenden Griff in seinem Innersten. Sie waren keine Menschen mehr, sondern nur noch physisches Beweismaterial.
    »Jasmine Green war mit ihren Gehirnverletzungen nicht allein.« Eagleton kramte auf seinem Schreibtisch und hob mehrere Objektträger hoch. »Wollen Sie mal sehen?«
    »Verstehe ich das denn?«, fragte Cass.
    »Unwahrscheinlich.«
    »Dann geben Sie sich keine Mühe. Die anderen haben die gleichen Läsionen?«
    »Ja. Ich habe keinerlei Hinweise auf eine Krankheit gefunden, aber die Beschädigung ist überall die gleiche. Angie Lane passte nicht so ganz, weil sie sich den Kopf beim Fallen an der Arbeitsfläche gestoßen und deshalb ein anderes Kopftrauma entwickelt hatte.«
    »Haben Sie noch eine Verbindung gefunden? Vielleicht über Drogen?«, fragte Armstrong.
    »Nicht dass ich wüsste. Wir haben alle möglichen Tests durchgeführt, aber ohne Ergebnis. Sogar die Chemikalien, die wir bei ihnen erwartet hatten, waren in unterschiedlichen Mengen zu finden, weil sie alle an verschiedenen Tagen zu verschiedenen Zeiten gestorben sind. Selbst nachdem Tod geben unsere Körper ihre Individualität ungern auf.«
    Der junge Arzt lehnte sich an den Schreibtisch, streckte ein Bein aus und zuckte vor Schmerz zusammen. Cass sagte nichts dazu. Eagleton hatte sich gut erholt und es war nicht unbedingt das Schlechteste, hin und wieder einen gewissen Schmerz zu spüren; es konnte niemandem schaden, daran erinnert zu werden, dass der Welt nicht zu trauen war.
    Cass hatte seine Erinnerungen, aber Eagleton war jünger – er würde emotional bald wieder auf der Höhe sein und die Ereignisse würden in seiner Erinnerung verblassen. Gut, dass sein Körper ihn dann und wann zur Vorsicht mahnen würde.
    Der Assistent des Gerichtsmediziners stellte sich wieder gerade hin. »Jetzt gibt es also auch über die Leichen eine maßgebliche Verbindung.«
    »Diese sechs Studenten haben alle irgendwas miteinander durchgemacht«, sagte Dr. Marsden und untersuchte die Objektträger, die Cass nicht hatte sehen wollen. »Irgendetwas hat diese Läsionen verursacht – aber ich muss zugeben, dass ich so etwas noch nie gesehen habe.« Er hob den Blick. »Ich weiß, das hören Leute wie Sie nicht gern. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Sie nach etwas Chemischem Ausschau halten sollten. Bis auf Angie hatte keiner von ihnen ein anderes physisches Trauma als die tödlichen Wunden an den Handgelenken. Trotzdem …« Er runzelte die Stirn. »Es sieht beinahe so aus, als hätte ihnen jemand kleine Linien ins Hirngewebe gebrannt.«
    »Wie bei einem ausgebrannten Computer?«, fragte Armstrong.
    »Könnte diese Verletzung eine Tendenz zum Selbstmord verursacht haben?«, fuhr Cass seinem Sergeant über den Mund.
    »Jede Gehirnverletzung kann vielerlei Folgen haben. Es ist also schwer einzugrenzen. Es gibt gewisse zu erwartende Nebenwirkungen, die davon abhängen, wo das Gewebe verletzt wurde. Armstrong ist mit seinem medizinischen Wissen etwas hinter dem Mond.« Dr. Marsden lächelte. »Mittlerweile ist man davon abgekommen, das Gehirn als einen großen Computer zu betrachten; wir stellen es uns eher wie ein Orchester vor, in dem jeder Teil seine Aufgabe hat und mit den anderen Teilen zusammenarbeiten muss, damit wir uns richtig verhalten. Der Informationsfluss wird über die Wirbelsäule abgewickelt. Wenn man etwas berührt, schmeckt oder fühlt, entscheidet das Rückgrat, welcher Teil des Gehirns für die Verarbeitung gebraucht wird, und sendet es dorthin. Diese Kids weisen zum Beispiel alle eine Beschädigung des Hirngewebes auf der rechten Seite auf. Die rechte Seite hat die Aufgabe, Information zu organisieren, doch der hintere Teil befasst sich insbesondere mit dem Sehvermögen. Es könnte sein,

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