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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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an, wo er an der Tafel Fotos und Zettel neu sortierte.
    »Haben wir die Handys der Kids schon hier?«
    »Sind gerade reingekommen, glaube ich.«
    »Gut. Ich will, dass sofort alle Nummern abgeglichen und die Anrufe überprüft werden.«
    »Wie weit zurück? Die letzten Monate?«
    »Nein«, antwortete Cass. »So weit es geht. Uns darf nichts entgehen. Irgendwo gibt es hier bestimmt einen Computer, der das kann.«
    »Sonst noch was?«
    »Ja, die Kontoauszüge der Toten, mindestens vom letzten halben Jahr.« Er runzelte die Stirn. »Was machen Sie da?«
    »Ich schiebe Lidster von den anderen weg, bis wir rausgefunden haben, warum er keine Läsionen hatte.«
    Cass starrte auf das Foto des dunkelhaarigen jungen Mannes – ein Gespenst, das ihn von der Tafel her anlächelte – und plötzlich war ihm alles klar. Er verfluchte seine Müdigkeit, weil sie ihn so langsam machte. Lidster hatte keine Läsionen . Natürlich nicht. »Armstrong.«
    »Sir?«
    »Wenn Sie in London einen Studenten ermorden wollten, wie würden Sie vorgehen?«
    Armstrong sah ihn an.
    Cass stieß mit dem Finger an die Tafel.
    »Sie würden uns ein Szenario bieten, über das wir nicht hinaussehen würden.«
    »Glauben Sie wirklich?« Armstrongs Augen wurden größer, als er begriff, worauf das hinauslief.
    »Da müssen wir noch mal nachbohren.« Cass lächelte. »Holen Sie Ihren Mantel. In Soho gibt es einen Sex-Shop, den wir uns mal genauer ansehen sollten.«
    »Mit diesem Satz hätte ich niemals gerechnet, als ich zur Polizei gegangen bin.«
    Cass lachte. Allmählich sah es so aus, als wäre Armstrong doch ganz in Ordnung.

    Obwohl die Tür offen stand, stank es im »Loving It« dermaßen nach Schweiß, dass das einen gewissen Besuchermangel durchaus erklären könnte. Als Cass auf den Mann hinter der Verkaufstheke zuging, verstärkte sich der Geruch. Besonders überraschend war das nicht, denn Neil Newton trug dasselbe Hemd wie am Vortag, doch selbst wenn er es frisch angezogen hätte, war es zu eng und zu sehr aus Nylon für einen Mann mit einem Transpirationsproblem. Cass unterdrückte eine Grimasse, während der warme Schweiß und das penetrante billige Parfum um die Oberhand kämpften.
    »Mr Newton?«
    Newton, der in eine Katalogseite mit Dildos in Übergröße vertieft war, hob erstaunt den Blick. Er hatte dunkle Augenringe und frische Pickel am Kinn. So sah ein Mann aus, der in letzter Zeit wenig geschlafen hatte. Cass kannte das, so hatte sein Spiegelbild an diesem Morgen auch ausgesehen.
    »Ich habe Sie nicht noch mal erwartet«, sagte Newton. »Was kann ich für Sie tun?« Als er so durch die Nase krächzte, scheiterte Cass bei dem Versuch, Mitleid mit ihm zu empfinden. Er war einfach zu schmierig.
    »Wir würden uns Joes Zimmer gern noch mal ansehen«, sagte Armstrong.
    »Überhaupt kein Problem, ich muss nur eben hier unten abschließen.« Auf der Suche nach dem Schlüssel flatterte Newton mit den Händen, die mit Billigschmuck überladen waren.
    »Geht schon, wir kommen allein klar.«
    »Nein, nein – ich kann mich sowieso nicht konzentrieren«, seufzte Newton. »Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich den Laden überhaupt geöffnet habe. Ich wollte nur nicht in der Wohnung rumhängen.« Mit präzisen Trippelschritten begleitete er sie nach draußen. »Sie wissen, wie das ist.«
    Cass sagte nichts, sondern wartete, bis Newton abgeschlossen hatte, und folgte ihm dann über die Seitentreppe in die Wohnung. Hier stank es glücklicherweise nicht ganz so sehr; vielleicht war der Geruch in die Polster und Möbel gezogen, statt wie unten die Luft zu verpesten.
    »Ich war nicht mehr in seinem Zimmer«, sagte Newton. Seine Ringe funkelten, als er die Hände rang. »Ich kann mich nicht dazu durchringen. Und Ihre Leute haben gesagt, sie schicken jemanden, der sich um …«, er suchte nach dem richtigen Wort, »… um die Schweinerei kümmert.«
    In Lidsters Zimmer durchsuchten die beiden Polizisten Schränke und Schubladen des jungen Mannes auf Hinweise zu seinem Leben.
    »Sie waren bei Ihrer Schwester, als er starb, habe ich das richtig in Erinnerung?« Cass wandte den Kopf, um den Ladenbesitzer anzusehen. Er hörte kurz auf, an seinen Wurstfingern zu ziehen.
    »Ja, ja, das stimmt. Warum fragen Sie?«
    »Reine Routine.« In Lidsters Schränken herrschte die gleiche Ordnung wie überall in seinem Zimmer; sogar seine Socken lagen säuberlich zusammengerollt neben seinen Boxershorts. »Wann sind Sie nach Hause gekommen?«
    »Spät. Wegen dieser

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