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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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einer unbekannten Nummer aus anrief. Als Cass sich meldete, erwartete er fast, die schöne Stimme vom Vorabend wieder zu hören. Es dauerte einen Augenblick, bis er kapiert hatte, dass es sich bei dem Anrufer um den Chef der ATD handelte, obwohl er sogar seinen Namen genannt hatte.
    »Warum rufen Sie mich an?«
    »Es geht um Abigail Porter«, antwortete Fletcher, »die Frau, deren Schwester sich umgebracht hat.«
    »Was ist mit ihr?« Groß, gertenschlank und ein silbernes Funkeln in den Augen. Man musste Cass nicht daran erinnern, wer Abigail Porter war.
    »Sie wird vermisst.«
    »Sie ist nicht bei ihren Eltern?«
    »Nein, dann würde sie ja nicht vermisst.«
    Cass schwieg einen Augenblick. Porter war die Leibwächterin der Premierministerin. Es war verstörend, zu erfahren, dass die eigene Schwester Selbstmord begangen hatte – Cass wusste das nicht erst seit dem Tod seines Bruders –, aber er bezweifelte, dass sie deswegen durchgedreht war. Durch ihren Job war ihre Psyche zigmal begutachtet worden, sodass sie ganz normal trauern und damit auch fertig werden müsste. Es sei denn, sie hatte einen Zusammenbruch. Man konnte nie wissen, was unter der Oberfläche brodelte.
    »Ich kann meine Frage nur wiederholen«, sagte er endlich. »Wieso rufen Sie mich an?« Am liebsten hätte er gesagt, das sei nicht sein Scheißproblem, aber David Fletcher hatte es in der Hand, ihm das Leben schwer zu machen; und auch wenn es reichlich spät war, sich in Diplomatie zu üben, hatte Cass schon genug Mist an den Hacken, als dass er sich überflüssige Grobheiten hätte leisten können.
    »Glauben Sie mir, das hatte ich nicht vor. Ich für meinenTeil weiß auch nicht, warum der letzte Versager von Paddington Green mehr Erfolg haben sollte als ich.«
    »Sie haben also meine Akte gelesen.« Cass hätte beinahe laut gelacht. Fletcher war wenigstens ehrlich.
    »Mehrfach.«
    »Und Sie rufen mich trotzdem an?«
    »Anscheinend haben Sie Freunde in höheren Sphären. Hier geht es um die nationale Sicherheit, und ich hatte nicht vor, mit Ihnen darüber zu reden, aber offenbar bleibt mir keine andere Wahl.«
    »Wer hat denn nun gesagt, dass Sie mich anrufen sollen?« Ein eiskaltes Gefühl in der Magengrube war der erste Hinweis darauf, dass Cass etwas dämmerte. Ein Rad im anderen .
    »Mein Chef, aber ich hab keinen Schimmer, wer dem den Befehl gegeben hat. Ist mir auch egal, kommt eh aufs selbe raus. Ich soll Sie zur Sicherheitspolizei abkommandieren. Sie müssen herkommen und sich briefen lassen.«
    Fletcher hörte sich an, als würde er mit zusammengebissenen Zähnen reden, was Cass durchaus verstehen konnte. Man behandelte sie wie Marionetten, und Cass wusste auch, wer die Fäden zog: der ominöse Mr Bright. Was zum Teufel hatte er jetzt schon wieder mit ihm vor? Was hatte das Verschwinden von Abigail Porter mit Cass zu tun – und warum sollte ihn das irgendwas angehen?
    »Angeblich liegt es daran, dass das Zentrum für Nationale Sicherheit mit der Serie globaler Anschläge alle Hände voll zu tun hat, aber das kaufe ich ihnen nicht ab. Ich weiß nicht, wer Sie sind, Jones, aber irgendwer glaubt jedenfalls, dass Sie Ihren Job besser machen als ich meinen.«
    »Darauf würde ich nicht setzen«, erwiderte Cass, »aber Sie können Ihrem Boss Folgendes bestellen: Ich lasse mich nicht zur Sicherheitspolizei versetzen – ich habe hier Fällezu bearbeiten, die ich nicht einfach im Stich lasse. Aber Sie haben mich neugierig gemacht und ich werde Ihnen gut zuhören, denn Sie können mir glauben, ich möchte auch gern wissen, warum mich jemand an diesem besonderen Fall dranhaben will. Aber ich kann nichts versprechen.«
    »Das wird ihm nicht gefallen.«
    »Tja, dann wollen wir mal sehen, wie dringend er mich haben will. Das sind erst mal meine Bedingungen.«
    »Gut. Wir sehen uns in einer Stunde im Zentrum für Nationale Sicherheit.«
    »Nein. Ich habe noch was zu erledigen. Die können bis morgen warten.« Er machte eine Pause. Scheiß drauf, er konnte es auch gleich auf die Spitze treiben. »Und kommen Sie zu uns aufs Revier.« Er legte auf, bevor Fletcher protestieren konnte. Cass unterdrückte den Impuls, sich umzuschauen. Selbst wenn Mr Bright ihn beobachtete, würde er es nicht merken. Das Netzwerk war einfach zu gut. Er hatte in den ersten sechsunddreißig Jahren seines Lebens nicht mal gemerkt, dass es sie gab; warum sollte er sie ausgerechnet jetzt erwischen?
    Cass verdrängte die Gedanken an Abigail Porter. Das Problem sparte er sich

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