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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fort und stand auf.
Zweiblum stand hinter Withel und hielt das Rapier des Diebs so, daß er die Spitze am Rücken spürte. Rincewind nickte langsam, schob die Hand in eine Tasche seines Umhangs und zog sie als Faust zurück.
»Keine falsche Bewegung!« befahl er.
»Mache ich das richtig?« fragte Zweiblum besorgt.
Rincewind entschloß sich zu einer freien Übersetzung. »Er meint: Wenn du dich von der Stelle rührst, spießt er deine Leber auf.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Withel.
»Willst du's drauf ankommen lassen?«
    »Nein.«
Als Withel herumwirbeln und sich auf den Touristen stürzen wollte, schlug Rincewind zu und traf ihn am Kinn. Eine Sekunde lang starrte ihn der Dieb verwundert an, und dann sank er aufs schmierige Pflaster.
Der Zauberer öffnete die Faust, und mehrere große Goldstücke entfielen seinen schmerzenden Fingern. Er blickte auf den reglosen Withel.
»Bei allen guten Geistern…«, ächzte er.
Rincewind hob den Kopf und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, als ihm ein weiterer glühender Holzsplitter über den Nacken strich. Auf beiden Straßenseiten sprinteten Flammen über die Dächer. Überall warfen Leute ihre Besitztümer aus den Fenstern und holten Pferde aus brennenden Ställen. Die Gebrochene Trommel hatte sich in einen regelrechten Vulkan verwandelt, und eine weitere Explosion schleuderte einen weißen marmornen Kaminsims davon.
»Es ist nicht weit bis zum entgegensetzten Tor!« rief Rincewind, um das laute Prasseln zu übertönen. »Komm!«
Er packte den widerstrebenden Zweiblum am Arm und zerrte ihn über die Straße.
»Meine Truhe…«
    »Zur Hölle damit!« kreischte Rincewind. »Wenn du noch länger an diesem Ort bleibst, kannst du mit ihrem Inhalt ohnehin nichts mehr anfangen. Komm jetzt!«
Sie liefen durch eine Menge entsetzter Bürger, die es ebenfalls für besser hielten, dieses Stadtviertel zu verlassen. Der Zauberer nutzte die gute Gelegenheit, um in tiefen Zügen kühle Morgenluft zu atmen. Etwas verwirrte ihn.
»Ich bin sicher, daß alle Kerzen erloschen sind«, sagte er. »Wie konnte das Feuer in der Gebrochenen Trommel entstehen?«
    »Keine Ahnung«, stöhnte Zweiblum. »Es ist schrecklich. Wir kamen so gut miteinander aus.«
Rincewind blieb so plötzlich stehen, daß ein anderer Flüchtling gegen ihn stieß und mit einem Fluch abprallte.
»Ihr seid gut miteinander ausgekommen?«
    »Ja, prächtige Burschen, fand ich. Es gab ein kleines Sprachproblem, aber sie waren so versessen darauf, mich in ihre Gruppe aufzunehmen, bedrängten mich immer wieder, ihr Angebot anzunehmen… Wirklich nette Leute.«
    Rincewind wollte ihm widersprechen, wußte aber nicht, wo er anfangen sollte.
    »Ein schwerer Schlag für den alten Breitmann«, fuhr Zweiblum fort. »Wie dem auch sei: Er war klug. Ich habe noch den Rhinu, den er als erste Prämie gezahlt hat.«
    Rincewind hörte das Wort ›Prämie‹ jetzt zum erstenmal, aber inzwischen arbeitete sein Verstand bereits auf Hochtouren.
»Du hast die Trommel fähr-sichert?« fragte er. »Du hast mit Breitmann gewettet, daß sie nicht niederbrennt?«
    »O ja. Normale Risikobewertung. Die Schadenersatzsumme beträgt zweihundert Rhinu. Warum?«
    Rincewind drehte sich um, beobachtete das sich schnell ausbreitende Feuer und überlegte, wieviel von Ankh-Morpork man mit zweihundert Rhinu kaufen konnte. Einen ziemlich großen Teil, glaubte er. Nur nicht gerade jetzt… Die Flammen rasten so schnell durch die Stadt, daß die Kaufverträge verbrannten, noch bevor man sie unterschreiben konnte.
    Der Zauberer sah auf den Touristen hinab.
    »Du…«, begann er und suchte in seinem Gedächtnis nach dem schlimmsten Wort in der Trob-Sprache. Die zufriedenen kleinen BinTrobi schienen nie gelernt zu haben, wie man richtig fluchte.
    »Du«, wiederholte er. Eine zweite eilige Gestalt stieß gegen Rincewind und verfehlte ihn nur knapp mit der langen Klinge, die ihn über die Schulter ragte. Rincewinds arg strapazierter Geduldsfaden riß.
    »Du kleiner (solcher, der einen kupfernen Nasenring trägt, während eines schweren Gewitters in einem Fußbad auf dem Berg Raruaruaha steht und ruft, das Gesicht der Blitz-Göttin Alohura sehe wie eine kranke Uloruaha-Wurzel aus)!«
    ICH ERFÜLLE NUR MEINE PFLICHT, sagte die Gestalt und marschierte von dannen.
Jede Silbe klang wie eine herabfallende Marmorplatte. Mehr noch: Rincewind zweifelte kaum daran, daß nur er die Stimme gehört hatte. Erneut griff er nach Zweiblums Arm.
»Laß uns von hier verschwinden«,

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