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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zauberer erkannte den Mann auf den ersten Blick. Er hatte ihn oft gesehen. Die breite Brust, der Hals so dick wie ein Baumstamm, unter der Mähne aus schwarzem Haar ein überraschend kleiner Kopf, der aussah wie eine Tomate auf einem Sarg… Jetzt fiel ihm ein Name ein, und er lautete: Hrun der Barbar.
Hrun gehörte zu den dauerhafteren Helden des Runden Meers: Er kämpfte gegen Drachen, plünderte Tempel aus, stellte sein Schwert manchmal in die Dienste des Meistbietenden und nahm an jeder ordentlichen Straßenprügelei teil. Im Gegensatz zu anderen Rincewind bekannten Helden vermochte er sogar mehr als zwei Silben lange Worte auszusprechen, wenn man ihm genug Zeit und den einen oder anderen Hinweis gab.
Am Rand von Rincewinds Hörweite ertönte ein seltsames Geräusch. Es klang, als fielen Schädel die Treppe eines fernen Kerkers hinunter. Er blickte zu den Wächtern hinüber, um festzustellen, ob sie es ebenfalls gehört hatten.
Die Aufmerksamkeit der männlichen Dryaden galt Hrun, der sich durch einen ähnlichen Körperbau auszeichnete. Ihre Hände ruhten nur noch leicht auf den Schultern des Zauberers.
Rincewind duckte sich, sprang wie ein Akrobat nach hinten, kam wieder auf die Beine und lief los. Als Druellae hinter ihm etwas rief, verdoppelte er die Geschwindigkeit.
Etwas hielt ihn an der Kapuze fest und riß sie ab. Ein Dryade an der Treppe breitete die Arme aus und grinste steif, als ihm der Zauberer entgegenraste. Rincewind wurde nicht langsamer und duckte sich erneut, diesmal so tief, daß sich sein Kinn auf einer Höhe mit den Knien befand. Eine baumstumpfgroße Faust zischte ihm dicht am Ohr vorbei.
Vor ihm wartete ein ganzes Dickicht aus Baummännern. Er wirbelte herum, wich einem zweiten Hieb des verwirrten Wächters aus und stürmte zum Kreis zurück. Unterwegs begegnete er den Dryaden, die ihn verfolgten und erzielte auf sie die gleiche Wirkung wie eine Kugel auf mehrere Kegel.
Aber es gab noch andere: Sie bahnten sich einen Weg durch die Gruppe der Frauen, schlugen mit den Fäusten auf hornige Handflächen und lächelten voller Vorfreude.
»Bleib stehen, falscher Zauberer!« rief Druellae und trat vor. Hinter ihr drehte sich der Kreis aus magischen Tänzern; sein Fokus trieb nun durch einen von violettem Licht erfüllten Korridor.
Das war zuviel für Rincewind.
»Hör endlich auf damit!« platzte es aus ihm heraus. »Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin ein Zauberer, und zwar ein richtiger!« Trotzig stampfte er mit dem Fuß auf.
»Ach, tatsächlich?« erwiderte die Baumnymphe. »Dann laß uns sehen, wie du Magie beschwörst!«
    »Äh… «, stotterte Rincewind und dachte an ein bestimmtes Problem. Seit sich der alte und geheimnisvolle Zauberspruch in seinem Gedächtnis eingenistet hatte, fehlten ihm sogar die Erinnerungen an jene einfache Thaumaturgie, die dazu diente, Kakerlaken zu töten oder sich am verlängerten Rücken zu kratzen, ohne dabei die Hände zu benutzen. Die Magier der Unsichtbaren Universität erklärten das Phänomen folgendermaßen: Die unfreiwillige Einprägung des Zauberspruchs beanspruchte das Erinnerungspotential aller magischen Speicherzellen im Gehirn. Wenn Rincewind noch niedergeschlagener und verzweifelter war als sonst, fand er eine eigene Antwort auf die Frage, warum es selbst unbedeutende Zauberformeln ablehnten, länger als einige wenige Sekunden in seinem Kopf zu verweilen.
Sie fürchteten sich dort.
»Äh…«, wiederholte er.
»Eine banale Prise Magie würde uns genügen«, sagte Druellae und beobachtete, wie Rincewind aus Wut und Verlegenheit zu zittern begann. Sie hob die Hand, und daraufhin näherten sich einige männliche Dryaden.
Der Zauberspruch wählte diesen Augenblick, um in den vorübergehend leeren Sattel von Rincewinds Bewußtsein zu springen. Dort hockte er und grinste höhnisch.
»Ich kenne einen Zauberspruch«, brachte Rincewind hervor.
»Ja?« fragte Druellae skeptisch. »Bin gespannt, wie er klingt.«
Die magische Formel versuchte, die Herrschaft über Rincewinds Zunge zu gewinnen. Tief in ihm rang das Gewissen mit dem Stolz und gewann die erste Runde.
»Du hast gesagt, du könntest m-meine G-gedanken lesen«, erwiderte er undeutlich. »Nur zu!«
Die Baumnymphe kam noch etwas näher heran und blickte spöttisch in Rincewinds Augen.
Ihr Lächeln verblaßte. Abwehrend hob sie die Hände, taumelte zurück und stöhnte entsetzt.
Rincewind sah sich um. Die übrigen Dryaden wichen ebenfalls von ihm fort. Was hatte er getan? Offenbar etwas

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