Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
gestreckt, als erfülle es ihn mit Verlegenheit, zusammen mit der Klinge gesehen zu werden.
K!sdra hob das eigene Schwert und grinste vom einen Ohr bis zum anderen, als der Zauberer sich zögernd näherte. Als er bis auf einige Meter herangekommen war, sprang der Drachenreiter.
Später erinnerte er sich nur an zwei Einzelheiten des Kampfes. Erstens: Die Klinge des Zauberers zuckte auf eine geradezu gespenstische Weise nach oben und traf sein Schwert mit solcher Wucht, daß es ihm aus den Fingern gerissen wurde. Und zweitens: Während des Duells hielt sich der Magier mit einer Hand die Augen zu. Später behauptete K!sdra, daß er seine Niederlage in erster Linie diesem Umstand verdankte. Der Drachenreiter wich zurück, um einem weiteren Hieb auszuweichen, stolperte und fiel der Länge nach ins Gras. Psepha knurrte, breitete die Schwingen aus und stieß sich vom Ast ab.
Einen Augenblick später stand der Zauberer direkt vor K!sdra. »Wenn das Biest Feuer spuckte, lasse ich die Klinge los! Ich meine es ernst! Ich lasse sie wirklich los! Sag es dem Drachen!« Seltsam: Das schwarze Schwert zitterte, und der Zauberer schien damit zu ringen.
»Psepha!« rief K!sdra.
Der Drache brüllte verärgert, verzichtete jedoch darauf, Rincewind den Kopf abzureißen. Er schlug mehrmals mit den Flügeln und kehrte zum Baum zurück.
»Heraus damit!« heulte der Zauberer.
K!sdra schielte an dem dunklen Schwert vorbei.
»Heraus womit?« fragte er.
»Was?«
    »Womit soll ich heraus?«
    »Ich will wissen, wo meine Freunde sind! Damit meine ich den Barbaren und seinen Begleiter, einen kleinen Mann.«
    »Vermutlich hat man sie zum Wyrmberg gebracht.«
Rincewind zerrte mit wachsender Verzweiflung an dem Schwert und versuchte das blutgierige Summen der Klinge zu überhören. »Was ist ein Wyrmberg?« erkundigte er sich.
»Der Wyrmberg. Es gibt nur einen. Ein Drachenhort.«
    »Und du hast hier gewartet, um mich ebenfalls dorthin zu verschleppen, stimmt's?«
K!sdra röchelte unwillkürlich, als ihm die Schwertspitze die Haut am Adamsapfel aufritzte.
»Ihr wollt bestimmt vermeiden, daß die Leute von euren Drachen erfahren, wie?« brummte Rincewind. Der Drachenreiter vergaß seine Situation lange genug, um zu nicken, wodurch er sich fast selbst die Kehle aufschlitzte.
Der Zauberer sah sich um, schluckte und begriff, daß er diese Sache konsequent zu Ende führen mußte.
»Na schön«, sagte er so ruhig und gelassen wie möglich. »Du solltest mich besser zu dem Wyrmberg führen.«
    »Man erwartet von mir, daß ich dich dort tot abliefere«, erwiderte K!sdra mürrisch.
Rincewind starrte auf den Drachenreiter hinab und verzog das Gesicht langsam zu einem breiten, irren und völlig humorlosen Grinsen. Es kam einem mimischen Krampf gleich. Normalerweise wird ein solches Grinsen von Vögeln begleitet, die in den Mund hineinspazieren und kleine Brocken aus den Zähnen picken.
»Lebend genügt völlig«, sagte der Zauberer. »Wenn wir von irgendwelchen Toten reden… Denk daran, wer hier das Schwert in der Hand hält.«
    »Wenn du mich umbringst, verschwindest du geröstet in Psephas Magen!« rief der stolze Drachenreiter.
»Dann beschränke ich mich eben darauf, dir einzelne Körperteile abzuhacken«, kündigte Rincewind an und versuchte es erneut mit dem Grinsen.
»Oh, schon gut«, brummte K!sdra verdrießlich. »Glaubst du etwa, ich hätte keine Phantasie?«
Er kroch unter der schwarzen Klinge hervor und winkte dem Drachen zu, der daraufhin erneut die Flügel ausbreitete und heranglitt. Rincewind hielt den Atem an.
»Äh, müssen wir unbedingt mit dem Ding fliegen?« fragte er. K!sdra warf ihm einen verächtlichen Blick zu, während Krings Spitze noch immer auf seinen Hals zielte.
»Wie könnten wir sonst den Wyrmberg erreichen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Rincewind. »Wie?«
    »Ich meine, es gibt keine andere Möglichkeit. Entweder fliegen wir, oder…«
    »Wir gehen zu Fuß?« hoffte der Zauberer.
K!sdra schüttelte den Kopf.
Rincewind sah zu dem Drachen auf. Ganz deutlich sah er das Gras, auf dem das riesige Geschöpf hockte, doch als er eine Schuppe berührte, von der ein vager goldener Glanz ausging, fühlte sie sich beruhigend fest an. Seiner Ansicht nach sollten Drachen entweder ganz existieren oder überhaupt nicht. Ein nur halb realer Drache war schlimmer als beide Extreme.
»Ich wußte gar nicht, daß Drachen durchsichtig sind«, meinte er. K!sdra hob die Schultern. »Jetzt weißt du's.«
Er schwang sich eher unbeholfen auf den Rücken

Weitere Kostenlose Bücher