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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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machen.«
    »Fragten Sie wegen Terence und daß ich es verhindert habe, daß Terence Maud trifft?«
    »Ja«, sagte sie. »Kann ich Ihre Schokolade haben?«
    »Ja. Was sagte er dazu?«
    »Er sagte, seiner Meinung nach sei es unwichtig, daß Terence eigentlich Maud treffen sollte oder falls er es getan hätte, wäre die Begegnung unbedeutend gewesen, denn wäre es anders, hätte sich das Netz nicht geöffnet.«
    »Und wenn ich mit dem Zurückbringen der Katze eine Inkonsequenz erzeugt habe?«
    Verity schüttelte den Kopf. »T. J. glaubt nicht daran. Er denkt, ich habe sie verursacht.«
    »Wegen dem, was Baine uns erzählt hat.«
    Sie nickte. »Und wegen des exzessiven Schlupfverlustes.«
    »Aber ich dachte, die hingen damit zusammen, daß Coventry ein Krisenpunkt ist.«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nicht das Gebiet um Coventry. Das Gebiet um Oxford im April 2018.«
    »2018? Welcher Krisenpunkt ist das?«
    »Das weiß keiner«, sagte Verity. »Deshalb wollte Dunworthy ja mit Mrs. Bittner sprechen, um zu erfahren, ob sie sich an etwas Ungewöhnliches in jenem Jahr oder aus der damaligen Zeitreiseforschung erinnert, das Licht in die Sache bringen könnte, aber es war ergebnislos. Wenn ich also die Inkonsequenz erzeugt habe, dann können Sie mit dem Zurückbringen der Katze keine erzeugt haben. Ihre Handlung würde meine korrigiert und damit die Dinge zum Positiven statt zum Negativen gewendet haben. Und Terence davon abgehalten zu haben, jemanden zu begegnen, würde die Dinge schwerlich verbessern, besonders wenn diese Begegnung bedeutet hätte, daß er nicht rechtzeitig in Iffley gewesen wäre, um Tossie zu treffen. Was heißt, daß Terence Maud gar nicht treffen sollte und daß wir uns keine Sorgen zu machen bräuchten, daß es hier um ein Symptom weiter um sich greifender Inkonsequenz handele.«
    »Ein Symptom? Was meinen Sie damit?«
    »Laut Fujisaki besteht die erste Verteidigung des Kontinuums gegen Inkonsequenzen in exzessivem Schlupfverlust. Wenn das nicht hilft, treten vermehrt Zufälligkeiten auf, und wenn das auch nicht hilft, kommt es zu Diskrepanzen.«
    »Diskrepanzen? Sie meinen, der Lauf der Geschichte verändert sich?«
    »Nicht gleich. Aber das System wird instabil. So wie es T. J. erklärte, wird aus einer festgelegten einzigen Linie von Ereignissen ein Nebeneinander von Wahrscheinlichkeiten.«
    »Wie in Schrödingers Kiste«, sagte ich und dachte an das berühmte Experiment mit dem Geigerzähler und der Flasche Zyanidgas. Und der Katze.
    »Genau«, erwiderte Verity strahlend. »Einmal den Lauf der Dinge, wie sie geschehen würden, wenn keine Inkonsequenz aufgetreten wäre, und daneben ein anderer Strang, die beide gleichzeitig existieren. Wenn das Kontinuum seine Selbstkorrektur beendet hätte, würde es in einen der beiden Stränge kollabieren. Aber bis dahin würden Diskrepanzen zwischen den beobachteten und den aufgezeichneten Ereignissen auftreten. Die einzige Aufzeichnung, die wir hier aber haben, ist Tossies Tagebuch, und das können wir nicht entziffern, und so können wir auch nicht feststellen, ob Terences Nichtbegegnung mit Maud eine Diskrepanz ist oder nicht.«
    Sie biß in ein weiteres Biskuit. »Darum war ich auch so lange fort. Nachdem ich mit T. J. gesprochen hatte, ging ich zur Bodleiana-Bibliothek hinüber und startete eine Suche nach Terence, dann zum Oriel-College, um die Gerichtsmedizinerin zu fragen, ob sie etwas über ihn in dem Tagebuch entdeckt oder Mr. C’s Name herausgefunden habe.«
    »Und?« fragte ich. Vielleicht hatte sie, und Verity war deshalb so glücklich.
    »Nein. Sie hat zwar eine ganze Passage rekonstruieren können, die aber unglücklicherweise nur die Beschreibung eines Kleides war, das Tossie sich hat machen lassen. Vier Absätze über Abnäher, Brüsseler Spitze, französischer Stickerei, Einsätzen mit Durchbruchstickerei und…«
    »Rüschen«, sagte ich.
    »Rüschen, Rüschen, Rüschen«, sagte Verity voller Abscheu. »Und nicht ein Wort von der Katze oder einem Ausflug nach Coventry oder des Bischofs Vogeltränke. Sie haben nicht irgendwo Schokolade versteckt? Oder Käse? Ich bin so hungrig. Ich wollte zum Balliol rübergehen, um zu Abend zu essen, nachdem ich mit der Gerichtsmedizinerin gesprochen hatte, aber auf dem Weg dorthin lief ich Lady Schrapnell in die Hände.«
    »Lady Schrapnell?« Ich hatte sie über all die anderen Krisen fast vergessen. »Sie weiß doch nicht etwa, wo ich bin? Sie haben es ihr nicht gesagt, oder?«
    »Natürlich

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