Die Farben der Zeit
oder?«
»Nein«, sagte Verity. »Mrs. Mering hat Terence nach Goring geschickt, um Preise für das Angelspiel zu kaufen, und Tossie ist drüben bei den Chattisbournes, um sich ein Band für ihren Hut zu leihen. Sie wird den ganzen Nachmittag fort sein.«
»Wegen einem Band?«
Sie nickte. »Ich sagte ihr, sie brauche eine ganz bestimmte Schattierung Lila, so zwischen Mauve und Immergrün, mit einem leichten Stich Lavendel darin. Und die Chattisbournemädchen werden jede Einzelheit über Sie wissen wollen. Also sind Tossie und Terence bis zum Tee gut untergebracht.«
»Ausgezeichnet«, sagte ich. »Ich werde heute nachmittag Professor Peddick in die Mangel nehmen.«
»Das ist ganz ausgeschlossen!« sagte Mrs. Mering und verursachte mir beinahe eine Herzattacke, so sehr hörte sie sich wie Lady Schrapnell an. »Das Fest ist morgen! Dann muß die Kristallkugel hier sein!«
Ich schnappte einen Lampion, damit es aussah, als arbeitete ich und spähte um den Stand mit den Wollwaren herum zu dem halb aufgebauten Wahrsagerzelt.
Ein Handwerker mit Gehrock, Zylinderhut und einer Metzgerschürze stand mit dem Rücken gegen seine Kutsche gepreßt. »Die Firma Felpham und Muncaster’s bedauert außerordentlich, Ihnen solche Unannehmlichkeiten zu machen«, sagte er gerade unterwürfig, »und wird sich nach besten Kräften bemühen…«
»Unannehmlichkeiten!« schrie Mrs. Mering. »Wir versuchen, Geld für die Kirchenrestaurierung zusammenzubringen!«
Ich ging zu Verity zurück. »Die Kristallkugel ist nicht geliefert worden.«
»Was sie eigentlich selbst hätte vorhersehen können, oder?« sagte sie ironisch. »Wenn Sie Professor Peddick noch erwischen wollen, müssen Sie sich beeilen. Er will mit dem Colonel fischen gehen.«
»Sie muß morgen um fünf Uhr hier sein!« dröhnte Mrs. Mering.
»Aber, Mrs Mering…«
»Punkt fünf Uhr!«
»Wissen Sie, wo Professor Peddick gerade steckt?« fragte ich Verity.
»Ich glaube, in der Bücherei«, sagte sie, nahm einen weiteren Lampion und raffte ihren Rock zusammen, um wieder die Leiter zu erklimmen. »Er wollte etwas über die Schlacht von Bannockburn heraussuchen. Einen Moment noch!« Sie stieg wieder eine Stufe hinab. »Ich habe darüber nachgedacht, was Sie über Finch gesagt haben. Sie haben recht. Er ist nicht der Mensch, der Katzen ertränken kann.« Sie legte eine Hand auf ihre Stirn. »Ich kann nie klar genug denken, wenn mich die Zeitkrankheit erwischt hat.«
»Das Gefühl kenne ich«, sagte ich.
»Ich kann mir bloß partout nicht vorstellen, was Finch hier tut«, fuhr sie fort. »Sie etwa?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich werde noch einmal springen, um herauszufinden, ob die Gerichtsmedizinerin Glück hatte«, sagte Verity. »Mal sehen, ob ich etwas über Finch herausfinde. Dunworthy wollte mir nichts sagen, aber vielleicht kann ich Miss Warder ausquetschen.«
Ich nickte und ging los, um Professor Peddick zu finden, wobei ich einen Umweg in Kauf nahm, damit Mrs. Mering mich nicht sehen und erneut mit Beschlag belegen konnte.
Der Professor war weder in der Bibliothek noch im Salon. Ich ging zum Stall hinüber und dann zum Haus zurück, um Jane zu fragen, ob sie ihn gesehen hatte.
Ich war gerade auf halbem Weg, als Finch mit Jane zusammen aus dem Dienstboteneingang kam. Er sagte etwas zu ihr, und sie kicherte. Dann schaute sie ihm nach, als er fortging und schwenkte ihre Schürze hinterher.
»Jane«, sagte ich und ging zu ihr hinüber, »was wollte Finch hier?«
»Er brachte die Marmorkuchen für das Fest morgen«, sagte sie und blickte ihm sehnsüchtig hinterher. »Ich wollte, er wäre unser Butler statt Mr. Baine. Mr. Baine will mich immer dazu überreden, Bücher zu lesen. Er meint, ich solle mich bilden, und ob ich mein Leben lang ein Dienstmädchen bleiben wolle? Mr. Finch ist immer nett, er nörgelt nie an mir herum. Er unterhält sich einfach nur mit mir.«
»Worüber hat er mit Ihnen gesprochen?« Ich versuchte, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
»Ach, über alles mögliche. Über das Fest morgen und ob ich mir Lose für die Kuchen kaufe und darüber, daß Prinzessin Arjumand verschwunden war. Er interessierte sich besonders für Prinzessin Arjumand und wollte alles über sie wissen.«
»Prinzessin Arjumand?« fragte ich scharf. »Was sagte er?«
»Ach, bloß, wie froh er sei, daß sie nicht ertrunken ist, und ob sie schon mal Junge gehabt hätte, und daß Miss Stiggins sagte, es sei eine so hübsche Katze, und sie hätte
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