Die Farben der Zeit
Sesselschoner, knickste vor Tossie und sagte hastig: »’Tschuldigung, Miss. Mr. Baine, die Männer mit dem Teezelt sind da, und Miss Stiggins’ Lakai will wissen, wo er die Extrastühle hinstellen soll.«
»Danke, Jane«, sagte Baine. »Sagen Sie, ich käme sofort.«
»Ja, Sorrr.« Jane knickste und rannte hinaus.
»Ich jedenfalls erwarte gegrillte Forelle zum Frühstück. Da Mrs. Posey angeblich so beschäftigt ist, werden Sie sie halt zubereiten«, sagte Tossie, und wenn ich an Baines Stelle gewesen wäre, hätte ich ihr eins mit der Kokosnuß übergezogen.
Baine indes schaute kaum zu ihr hin, eindeutig bemüht, sein Pokergesicht nicht zu verlieren. »Wie Sie wünschen, Miss«, sagte er und setzte dann, mit einem Blick auf Prinzessin Arjumand, hinzu: »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben dürfte, Miss, es ist nicht gut, wenn Sie Ihre Katze dazu ermuntern, Fisch zu essen. Es ist…«
»Schweigen Sie!« sagte Tossie gebieterisch. »Sie sind ein Dienstbote. Bringen Sie sofort die gegrillte Forelle!«
»Sehr wohl, Miss«, sagte Baine und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen, wobei er krampfhaft mit den Kokosnüssen jonglierte, um sie nicht fallen zu lassen.
»Auf einem silbernen Teller«, rief Tossie ihm nach. »Und binden Sie diesen gräßlichen Hund von Terence an. Er hatte heute morgen versucht, meine süße Miezmiez zu jagen.«
Damit war die Sache entschieden. Unter keinen Umständen durfte Tossie gestattet werden, Terence zu heiraten, egal, was aus dem Raumzeitkontinuum wurde. Ein Universum, in dem Cyril (und Baine) mit so etwas konfrontiert wurden, war es nicht wert, darin zu leben.
Ich rannte die Treppe hoch zu Professor Peddicks Zimmer, fand ihn aber nicht vor. Terence hingegen war in seinem Zimmer und rasierte sich gerade, als ich hereinkam.
»Ich hab’ nachgedacht«, sagte ich und beobachtete fasziniert, wie er sein Kinn mit Rasierseife einschäumte. »Heute ist der dritte Tag, an dem Professor Peddick aus Oxford abwesend ist, und wir waren noch immer nicht in Runnymede. Vielleicht sollten wir heute dorthin rudern und morgen nach Oxford zurückkehren. Hier stehen wir doch nur im Wege herum, bei dem Basar und dem ganzen Rummel.«
»Ich habe Miss Mering versprochen, daß ich bleibe und beim Fest helfe«, entgegnete Terence und schabte mit der tödlich aussehenden Klinge über seine Wange. »Sie möchte, daß ich das Ponyreiten beaufsichtige.«
»Wir könnten ihn heute nachmittag mit dem Zug nach Oxford zurückbringen«, schlug ich vor, »und rechtzeitig zum Fest wieder hier sein. Seine Schwester und seine Nichte werden Professor Peddick bestimmt vermissen.«
»Er hat ihnen doch ein Telegramm geschickt«, sagte Terence und rasierte sein Kinn.
»Aber vielleicht sind sie nur kurze Zeit zu Besuch«, wandte ich ein. »Es wäre eine Schande, wenn er sie nicht treffen könnte.«
Terence wirkte nicht sehr überzeugt.
»›Die Zeit flieht‹«, sagte ich in der Überzeugung, daß ein Zitat vielleicht richtig am Platz wäre, »›und niemals kehr’n vertane Chancen wieder.‹«
»Sehr richtig«, erwiderte Terence und zog die Klinge selbstzufrieden über seinen Adamsapfel. »Aber so etwas wie Professor Peddicks Verwandtschaft bleibt ewig.« Er wischte die Seifenreste mit dem Handtuch ab. »Dieser Blaustrumpf von Nichte ist wahrscheinlich nur nach Oxford gekommen, um eine Kampagne für die Einrichtung von Frauencolleges oder fürs Frauenstimmrecht oder was auch immer zu starten, und die beiden bleiben das ganze Semester über da. Moderne Mädchen! Gott sei Dank ist Miss Mering von der altmodischen Sorte, schüchtern und bescheiden, lieblich wie der tauige milchweiße Dorn, süß wie ein Schauer entzückter Freude.«
Es war hoffnungslos, aber ich probierte es noch ein paar weitere Minuten, bevor ich mich zu Professor Peddick aufmachte, um ihn zu bearbeiten.
Ich kam nicht weit. Mrs. Mering paßte mich auf meinem Weg zum Fischteich ab und schickte mich ins Dorf, um Plakatzettel zu besorgen, und als ich zurückkam, war es beinahe Mittag.
Verity stand auf dem Rasen auf einer Leiter und hängte Lampions zwischen die Holzbuden, welche die Arbeiter zusammennagelten. »Glück mit dem Tagebuch gehabt?«
»Nein«, antwortete sie mißgestimmt. »Ich suchte jede Rüsche und Ritze in ihrem Zimmer ab. Nichts.« Sie stieg von der Leiter herunter. »Glück mit Terence gehabt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wo steckt er?« fragte ich und schaute auf die Buden. »Er ist doch nicht mit Tossie zusammen,
Weitere Kostenlose Bücher