Die Farben der Zeit
daß es sich bei dem einzigen Mal, als Sie einen wichtigen Gegenstand von seinem Platz in Raumzeitgefüge entfernen konnten, um eine Selbstkorrektur gehandelt hätte.«
Wieder nickte er.
»Ebenso, daß unsere Inkonsequenz zu keiner der Waterloo-Simulationen paßte. Ich möchte, daß Sie prüfen, ob sie paßt, wenn Sie den Fokus verändern.«
Gehorsam setzte sich T. J. an die Computerkonsole und streifte die Ärmel seiner Robe hoch. »Wohin?«
»Kathedrale von Coventry«, sagte ich. »Vierzehnter November…«
»Vierzehnter November?« fragten T. J. und Carruthers wie aus einem Mund. Miss Warder schenkte mir einen jener Wie-oft-sind-Sie-eigentlich- gesprungen?-Blicke.
»Vierzehnter November«, wiederholte ich bestimmt. »1940. Die genaue Zeit weiß ich nicht. Irgendwann zwischen sieben Uhr und elf Uhr abends. Ich vermute, halb zehn.«
»Aber das ist während des Angriffs«, sagte Carruthers. »Der Zeitpunkt, dem sich keiner von uns nähern konnte.«
»Was soll das alles, Ned?« fragte T. J.
»Das Geheimnis des Füllfederhalters und Hercule Poirot«, erwiderte ich. »Wir haben das Pferd von hinten aufgezäumt. Was, wenn die Rettung der Katze überhaupt nicht die Inkonsequenz war? Wenn sie Teil einer Selbstkorrektur des Kontinuums war, und die wirkliche Inkonsequenz früher geschah? Oder später?«
T. J. fing an, Zahlen einzutippen.
»Bei Veritys Sprung gab es keinen erhöhten Schlupfverlust«, fuhr ich fort, »obwohl fünf Minuten früher oder später verhindert hätten, daß sie Prinzessin Arjumand rettete, oder wenn das Netz sich nicht geöffnet hätte, aber keine diese beiden Verteidigungsstrategien setzte ein. Und warum schickte der Schlupfverlust mich nach Oxford, um Terence kennenzulernen und ihn davon abzuhalten, Maud zu begegnen, ließ mich ihm Geld für das Boot leihen, damit er Tossie treffen konnte? Was, wenn das die Absicht des Kontinuums gewesen wäre? Und was, wenn alle Zeichen, die wir für Hinweise auf einen Zusammenbruch deuteten – daß ich ins Mittelalter zurückgeschleudert wurde, daß Carruthers in Coventry feststeckte – ebenso Teil einer Selbstkorrektur gewesen sind?«
Koordinatenreihen erschienen. T. J. studierte die Spalten, gab noch mehr Zahlen ein und betrachtete die neuen Muster. »Nur den Fokus?« fragte er.
»Sie sagten, Diskrepanzen entstünden nur in der nächsten Umgebung des Zwischenfalls«, sagte ich.
»Wenn der Zwischenfall aber gar nicht in Muchings End geschah? Wenn es der Angriff auf Coventry war? Was Verity und ich für Diskrepanzen hielten, war vielleicht der Gang der Ereignisse, die geschähen, wenn die Inkonsequenz nicht beseitigt würde.«
»Interessant.« T. J. tippte rasch weitere Zahlen ein.
»Nur den Fokus«, sagte ich. »Dieselben Ereignisse, derselbe Schlupfverlust.«
»Es wird ein bißchen dauern«, sagte er eifrig tippend.
Ich wandte mich Carruthers zu. »Hier, das sollst du für mich in Coventry herausfinden.« Ich griff an Miss Warder vorbei nach einem Handcomputer und diktierte: »Die Namen der im Jahr 1940 in der Kathedrale Tätigen, Laien und Kleriker, sowie die Eheschließungen in der Kathedrale von 1888 bis…« ich zögerte und dachte nach, »bis 1915. Nein, 1920, um ganz zu sicher zu gehen.«
»Und wenn die Unterlagen bei dem Angriff zerstört wurden?«
»Besorgst du dir die Unterlagen über die Kirchenpfründe von der Kirche von England aus dem Jahr 1940. In Canterbury muß es Akten darüber geben und auch noch an diversen anderen Orten. Sie können nicht alle im Blitzkrieg getroffen worden sein.«
Ich drückte auf dem Handcomputer DRUCKEN, wartete, bis das Blatt herauskam und riß es ab. »Das brauche ich so bald wie möglich.«
Carruthers starrte darauf. »Soll ich etwa sofort los?«
»Ja«, sagte ich. »Es ist wichtig. Wenn ich recht behalte, halten wir des Bischofs Vogeltränke noch rechtzeitig vor der Einweihung in Händen.«
»Dann sollten Sie sich beeilen«, sagte Miss Warder trocken. »Die Einweihung ist in zwei Stunden.«
»Die Einweihung?« fragte ich verständnislos. »Aber das ist unmöglich.« Und dann stellte ich endlich die Frage, die ich sofort beim Verlassen des Netzes hätte stellen sollen: »Welcher Tag ist heute?«
Verity kam, beladen mit Faksimiles, hereingerannt. Sie trug jetzt ein Lamellenkleid und Turnschuhe, und ihre Beine waren genauso lang, wie ich sie mir vorgestellt hatte. »Ned, die Einweihung ist in wenigen Stunden!«
»Das habe ich auch gerade festgestellt«, sagte ich, während sich meine
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