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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Gedanken überschlugen. Ich hatte angenommen, mir blieben ein paar Tage, um Beweise für meine Theorie zu sammeln, aber nun blieb kaum die Zeit, um nach Coventry und wieder zurück zu fahren.
    »Kann ich helfen?« fragte Verity.
    »Wir brauchen den Beweis, daß die Inkonsequenz beseitigt ist«, sagte ich. »Eigentlich wollte ich Carruthers losschicken…«
    »Ich kann gehen«, sagte Verity. Ich schüttelte den Kopf.
    »Soviel Zeit haben wir nicht mehr. Wann beginnt die Einweihung?« fragte ich Miss Warder.
    »Um elf Uhr.«
    »Und wie spät ist es jetzt?«
    »Viertel nach neun.«
    Ich schaute zu T. J. hinüber. »Wie lange dauert’s noch, bis die Simulation steht?«
    »Eine Minute.« T. J.’s Finger flogen über die Tasten. »Fertig.« Er drückte »RETURN«, die Koordinaten verschwanden, und das neue Modell erschien.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Das Modell auf dem Monitor sah haargenau aus wie das vorherige – ein konturloses, schattenhaftes Grau.
    »Nun, wollen Sie mal sehen?« fragte T. J., noch mehr Tasten drückend. »Das hier ist der neue Fokus… und darüber habe ich eine Waterloo-Suppenkesselsimulation gelegt.«
    Er sprach in das Computermikrofon. Beide Modelle erschienen, eines über dem anderen, und sogar ich konnte erkennen, daß sie übereinstimmten.
    »Stimmen sie überein?« wollte Miss Warder wissen.
    »Allerdings.« T. J. nickte nachdenklich. »Bis auf ein paar kleine Differenzen. Der Verlust bei dem Zwischenfall ist nicht so groß, und sehen Sie, hier und hier stimmt’s nicht ganz überein«, er deutete auf nichts Erkennbares, »aber es handelt sich eindeutig um das Muster einer Selbstkorrektur. Sehen Sie, wie sich der Schlupfverlust gegen 1888 hin verringert. Er verschwindet ganz am…«
    »Achtzehnten Juni«, vollendete ich.
    T. J. gab einige Zahlen ein. »Achtzehnter Juni. Ich werde noch ein paar Überprüfungen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen laufen lassen müssen, um herauszufinden, was das hier soll«, er klopfte auf das nicht näher Erkennbare, »aber es sieht eindeutig so aus, als sei das die Inkonsequenz.«
    »Welche?« fragte Carruthers. »Und wer verursachte sie?«
    »Das solltest du für mich in Coventry herausfinden«, entgegnete ich mit einem Blick auf meine nutzlose Taschenuhr. »Aber wir haben keine Zeit mehr.«
    »Natürlich haben wir noch Zeit«, sagte Verity. »Dies hier ist ein Zeitreiselabor. Wir können Carruther zurückschicken, um die Informationen zu holen.«
    »Er kann nicht ins Jahr 1940 zurück«, sagte ich. »Er war bereits da. Und das letzte, was wir brauchen ist eine weitere Inkonsequenz.«
    »Nicht 1940, Ned. Die vergangene Woche tut’s auch.«
    »Er kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein«, sagte ich, und dann wurde mir klar, daß er das auch nicht sein würde. Letzte Woche war er in 1940 gewesen, nicht in 2057. »Miss Warder, wie lange brauchen Sie, um einen Sprung zu berechnen?«
    »Einen Sprung! Ich muß bereits drei Rendezvous…«
    »Ich werde die Chorgewänder pressen«, sagte Verity.
    »Er braucht… Carruthers, wie lange wirst du brauchen? Einen Tag?«
    »Zwei«, sagte Carruthers.
    »Für zwei Tage. Wochentage. Am Wochenende sind die Kirchenarchive geschlossen. Und es müssen zwei Tage sein, an denen er bereits in 1940 war. Und dann bringen Sie ihn sofort hierher zurück.«
    Miss Warder schaute störrisch. »Woher soll ich wissen, daß er nicht wieder in Coventry steckenbleibt?«
    »Deshalb.« Ich wies auf den Computer. »Die Inkonsequenz ist beseitigt.«
    »Ist schon gut, Peggy«, meinte Carruthers. »Setz dich hin und berechne den Sprung.« Er wandte sich mir zu. »Hast du die Liste mit den Sachen, die ich rausfinden soll?«
    Ich reichte sie ihm. »Und noch was. Ich brauche eine Liste der Vorsitzenden aller Frauenausschüsse der Kirche im Jahr 1940.«
    »Um die Vorsitzende des Blumenausschusses brauche ich mich nicht zu kümmern«, sagte Carruthers. »Die kenne ich schon. Es ist Miss Sharpe, diese Harpye.«
    »Aller Frauenausschüsse, einschließlich des Blumenausschusses«, sagte ich.
    Verity drückte Carruthers einen Stift und einen Notizblock in die Hand. »Damit Sie kein Papier von letzter Woche mit zurück durchs Netz bringen müssen.«
    »Fertig?« sagte Carruthers zu Miss Warder.
    »Fertig«, erwiderte sie argwöhnisch.
    Er stellte sich ins Netz, und Miss Warder kam herbei, um seinen Kragen zu glätten. »Sei ja vorsichtig«, sagte sie und richtete seine Krawatte.
    »Ich bin doch nur ein paar Minuten weg.« Er grinste

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