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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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wirklich, sie haben diesen Weg gewählt?«
    Terence nickte, ohne seine Gangart zu verlangsamen. »Und wir werden sie finden und das Boot wiederbekommen. Tossie und ich sind füreinander bestimmt, und kein Hindernis der Welt kann uns voneinander trennen. Es ist Schicksal. Wie Tristan und Isolde. Romeo und Julia. Oder Heloise und Abelard.«
    Ich wies ihn nicht darauf hin, daß alle diese Personen am Schluß tot oder zumindest schwer mitgenommen geendet hatten, weil mir einfach der Atem dazu fehlte. Cyril schwabbelte schwer schnaufend hinter uns her.
    »Wenn wir das Boot wiederhaben, kehren wir zurück und holen Professor Peddick. Wir bringen ihn nach Oxford und rudern dann nach Abingdon, wo wir über Nacht kampieren. Abingdon liegt nur drei Schleusen entfernt. Wenn wir uns ranhalten, könnten wir morgen zum Nachmittagstee in Muchings End sein.«
    Aber nicht, wenn ich es verhindern konnte. »Ist das nicht ein bißchen viel?« sagte ich. »Mein Arzt meinte, ich solle mich nicht überanstrengen.«
    »Du kannst vor dich hindösen, während ich rudere. Zum Tee ist die beste Zeit, denn sie müssen dich höflicherweise bitten, zu bleiben. Man braucht keine förmliche Einladung oder besondere Kleidung dazu. Bis morgen mittag müßten wir es bis Reading schaffen.«
    »Aber ich wollte mir doch gern einige von den Sehenswürdigkeiten anschauen«, sagte ich, meinen Kopf zermarternd, welche es eigentlich waren. Hampton Court? Nein, das lag unterhalb von Henley. Blieb Windsor Castle. Was hatten die drei Männer in einem Boot besichtigt? Gräber. Harris war ganz versessen darauf gewesen, anzuhalten und sich diese oder jene Gräber anzusehen.
    »Ich wollte ein paar Gräber anschauen«, sagte ich.
    »Gräber?« fragte Terence. »Hier gibt es keine interessanten Gräber, außer das von Richard Tichell in der Kirche von Hampton. Er stürzte sich aus einem der Fenster vom Hampton Court Palast. Außerdem liegt Hampton Court hinter Muchings End. Und wenn Colonel Mering an uns Gefallen findet, lädt er uns vielleicht zum Abendessen. Kennst du dich mit Japan aus?«
    »Japan?«
    »Da kommt der Fisch her«, sagte Terence nebulös. »Am besten wäre natürlich, wenn man uns für eine ganze Woche einladen würde, aber Colonel Mering mag keine Hausgäste. Sie werden dadurch gestört, sagt er. Die Fische, meine ich. Und er war in Cambridge. Vielleicht sollten wir uns als Spiritisten ausgeben. Mrs. Mering ist ganz verrückt auf Spiritisten. Hast du Abendkleidung eingepackt?«
    Die Zeitkrankheit mußte mich wieder gepackt haben. »Tragen Spiritisten Abendkleidung?« fragte ich.
    »Nein. Eine Art lange, fließende Robe mit weiten Ärmeln, in denen man Tamburine, Seihtücher und was auch immer verstecken kann. Nein, für uns, falls wir zum Abendessen eingeladen werden.«
    Ich hatte keine Ahnung, ob sich in meinem Gepäck Abendkleidung befand. Wenn wir das Boot erreichten (falls wir es überhaupt erreichten), mußte ich dringend meine Sachen durchsuchen, um festzustellen, was Miss Warder und Finch mir alles auf die Reise mitgegeben hatten.
    »Es ist zu schade, daß wir Prinzessin Arjumand nicht gefunden haben«, sagte Terence. »Dann wären wir mit Sicherheit eingeladen worden. Das verlorene Schaf und das fette Kalb, du weißt schon. Weißt du noch, wie Tossie die Uferböschung heruntergelaufen kam und mich fragte, ob ich die Katze gefunden hätte? Sie sah so lieblich aus, wie ich nur je ein Geschöpf gesehen habe.Die Locken golden schimmernd und die Augen so ›blau wie Elfenlein, mit Wangen gleich der ersten Morgenröte!‹ [39] Nein, leuchtender! Wie Nelken! Oder Rosen!«
    Wir eilten weiter, während Terence Tossies Aussehen mit Lilien, Beeren, Perlen und gesponnenem Gold verglich, Cyril sehnsüchtig an ein schattiges Plätzchen dachte und ich an Ludwig den Sechzehnten.
    Zwar stimmte es, daß Prinzessin Arjumand nicht die Katze von Königin Victoria war und Muchings End auch nicht Midway Island, aber man schaue sich nur einmal Drouet an! Ein Niemand, ein französischer Bauer, der weder lesen noch schreiben konnte, jemand, der normalerweise nie Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hätte.
    Bloß daß Ludwig der Sechzehnte auf seiner Flucht aus Paris mit Marie Antoinette sich aus dem Fenster seiner Kutsche lehnte, um Drouet nach dem Weg zu fragen, und ihm zum Dank, in einer dieser winzigen Aktionen, die den Lauf der Geschichte ändern, ein Trinkgeld gab. Einen Geldschein. Mit dem Bild des Königs darauf.
    Worauf Drouet erst wie wild durch den Wald

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