Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Kuppel wieder schloß, löste ihre Sitzgurte und half Bart beim Aussteigen. Er knipste Licht an, ließ eine Schiebetür zur Seite gleiten und führte Bart in ein Wohnzimmer aus Glas und Chrom, angenehm möbliert, in gedämpftes Licht getaucht, jedoch unbewohnt und leicht verstaubt wirkend. Raynor drückte auf einen Knopf; einschmeichelnde Musik erklang, und Bart spürte die Teppiche wohlig unter seinen Füßen.
    Raynor bot ihm einen Sessel an.
    »So, hier sind Sie für ein Weilchen in Sicherheit«, sagte er, »aber man weiß nie, für wie lange. Bisher war ich über jeglichen Verdacht erhaben.«
    Die Formulierung erschien sehr eigenartig. Wie war es ihm gelungen, den Überprüfungen und der Gehirnwäsche zu entgehen, der sich sämtliche bei den Lhari beschäftigten Mentorianer unterziehen mußten? Und welche Rolle spielte er in der ganzen Sache? Bart lehnte sich zurück; der Sessel war äußerst bequem, er zerstreute jedoch nicht völlig seine Vorbehalte.
    »Wo ist mein Vater?«
    Raynor Drei stand vor ihm und sah mit seltsam angespannten Zügen und schmerzvoll zusammengepreßtem Mund auf ihn herab. Schließlich sagte er: »Vermutlich kann ich es nicht länger aufschieben. Ich hatte gehofft – « er brach ab. »Ich habe seine Sachen hier, Bart. Ich werde sie Ihnen geben.«
    Die Worte schienen mehr zu bedeuten, als sie kundtaten. Eine Vorahnung umklammerte mit festem Griff Barts Hals; er konnte kaum sprechen.
    »Wo ist er?« forderte er. »Wo ist mein Vater? Was wird hier gespielt?«
    Raynor Drei bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Seine Finger dämpften die heiseren Worte, in denen ein unbeschreibliches Gefühl mitschwang: »Ihr Vater ist tot, Bart. Ich – ich habe ihn getötet.«

Kapitel 5
     
    Einen Augenblick lang war Bart wie betäubt; seine Ohren weigerten sich, die Worte aufzunehmen. War das wohl ein weiterer grausamer Trick, eine Falle? War er hereingelegt worden? Er stand auf und sah sich mit wilden Blicken im Raum um, so als wären die Glaswände ein Käfig, der ihn einschloß.
    »Mörder!« schleuderte er Raynor entgegen; er machte mit geballten Fäusten einen Schritt auf ihn zu. Zu lange war er herumgestoßen worden – hier hatte er einen der Verantwortlichen direkt vor sich, und diesmal würde er zurückschlagen! Zunächst einmal würde er Raynor Drei auseinandernehmen -Stück für Stück! Wut und Schmerz gewannen die Oberhand, um so stärker, weil er diesen Mann instinktiv sympathisch gefunden und ihm vertraut hatte. »Sie – Sie verfluchter Mörder!«
    Raynor Drei sah ihn mit verzerrtem Gesicht an, machte aber keine Anstalten, sich zu verteidigen. »Bart«, sagte er mitfühlend, »setzen Sie sich und hören Sie mir zu. Ich – nein* ich bin kein Mörder. Ich – hätte es nicht so formulieren sollen – «
    Barts Hände fielen herab, und er hörte seine eigene spröde Stimme, spröde vor Kummer und Schmerz.
    »Vermutlich wollen Sie mir jetzt erklären, daß er ein Spion war oder ein Verräter, und daß Sie ihn töten mußten! Sie – Sie Lhari-Sklave!«
    »Nein, nicht einmal das«, erwiderte Raynor Drei. »Ich habe alles versucht, um ihn zu retten, Bart. Ich tat alles, was ich konnte; ich bin kein Mörder. Ich habe ihn umgebracht, das stimmt. Gott möge mir vergeben, da ich mir selbst nicht vergeben kann. Aber wenn Sie erfahren – « Der Kummer, der sich auf seinem Gesicht spiegelte, war echt. Barts Hände öffneten sich, und er starrte hinunter auf Raynor Drei, erfüllt von Verwunderung und Seelenschmerz. Die Worte brachen aus ihm heraus wie Schluchzer.
    »Ich wußte schon die ganze Zeit, daß er tot war! Ich – ich versuchte, nicht daran zu glauben, aber ich habe es gewußt!«
    Raynor senkte den Kopf. »Ich wünschte, ich wäre nicht derjenige gewesen, der es Ihnen sagen mußte. Ich mochte Ihren Vater, Bart; ich habe ihn bewundert. Er hat ein großes Risiko auf sich genommen, um einer vagen Chance willen, und es hat ihn das Leben gekostet. Ich hätte ihn davon abbringen sollen. Aber es ist zweifelhaft, ob das überhaupt jemandem gelungen wäre.«
    »Wäre ich bloß hier gewesen!« rief Bart auf.
    Langsam schüttelte Raynor Drei den Kopf. »Auch wenn Sie hier gewesen wären, wäre es passiert«, erklärte er. Aber Bart hörte ihm nicht zu. Er saß vornübergebeugt in seinem Sessel, das Gesicht in die Hände gestützt, sein ganzes Wesen von Aufruhr und Schock gezeichnet.
    Paps, ach Paps! Der Gedanke an dich, daß du schließlich dasein ¦ würdest und das ganze Dilemma wäre vorüber, das hat

Weitere Kostenlose Bücher