Die Farben des Chaos
unserem eigenen Land Unruhe entstehen.«
»Unsere Händler sind jetzt schon unruhig«, warf der kleine und rundliche Isork ein. »Sie behaupten, Tag für Tag nur Verluste zu machen.«
Kinowin trat vor und nickte Sterol zu, der mit einem Nicken antwortete.
Der Obermagier räusperte sich. »Wir haben dies von den Händlern gehört, es ist wahr. Aber es zählen nicht nur Händler zu unseren Untertanen. Diejenigen, die genügend Geld oder Macht haben, uns zu erreichen, stellen nicht ein Zehntel der Menschen, die von uns abhängen und aus deren Mitte wir unsere Bewaffneten und Lanzenreiter rekrutieren. Und auch in Fairhaven selbst ist nicht alles immer so friedlich, wie es scheint.«
Leises Gemurmel erhob sich im Saal.
Kinowin richtete sich etwas auf und sprach weiter. »Einer unserer jungen Magier war zum Wachdienst am Nordtor eingeteilt. Er hat mir von einer Begegnung dort berichtet. Ich habe auch die Wächter befragt und alle haben beschworen, dass es sich so zutrug, wie er es mir berichtete. So sollte es auch sein, und dies spricht sehr für die Ausbildung, die er vom ehrenwerten Jeslek erhalten hat. Bevor wir weiter über diese Angelegenheit sprechen, möchte ich Euch bitten, seine Geschichte anzuhören.« Er deutete auf Cerryl, der daraufhin vortrat. »Hier herauf mit Euch, Cerryl, damit alle Euch hören können. So … und jetzt erzählt der Gilde, was Ihr mir erzählt habt.«
Als Sterol seitlich vom Podest stieg, setzte Cerryl gerade den Fuß auf den mit goldenen Adern durchwirkten Marmor. Er musste sich räuspern, bevor er beginnen konnte. Er bemühte sich, nicht zu Anya und Fydel zu blicken, die wie üblich nebeneinander saßen. Faltar hatte Dienst am Südtor. Auch den Blicken Myrals, der in der ersten Reihe saß, wich Cerryl aus. »Es war vor etwa zwei Achttagen. Ich hatte Dienst am Stadttor und überwachte die Hauptstraße. Eine alte Frau kam mit einem Stab und einem alten Bauernkarren, auf dem einige Körbe standen. Ich erkannte, dass sie keine Plakette hatte. Sie kam mir arm vor und war vielleicht auch krank. Deshalb rief ich zu Gyral hinunter – er war der befehlshabende Offizier –, er möge sie bitte warnen, dass sie entweder eine Plakette kaufen oder die Hauptstraße verlassen müsse.« Cerryl räusperte sich leise. Angesichts der versammelten Magier war er nervös.
»Sie wollte weder anhalten noch von der Straße verschwinden. Sie schrie uns an und rief: ›Die Straßen sind für alle da!‹ oder etwas in der Art. Sie sagte, sie sei eine einfache Frau und auf diese Straße angewiesen, um zum Markt zu gelangen und ihre Körbe zu verkaufen, damit sie ihre Familie bis zur Ernte ernähren könne. Sie habe keine Kupferstücke für die Weißen Dummköpfe. Ich warnte sie, dass sie den Karren und die Körbe verlieren würde, wenn sie keine Plakette kaufen wolle, und da kreischte sie wieder, die Straßen seien für alle da. Sie hob den Stock und bedrohte die. Wächter.« Cerryl schluckte. »Ich habe den Stock mit einer Feuerkugel verbrannt. Dann schrie sie, die Dunkelheit und die Schwarzen Engel sollten uns holen. Sie zog ein Messer und griff die Wächter an. Ich musste sie einäschern.« Cerryl sah sich unsicher zu Kinowin um.
Der Obermagier murmelte: »Bleibt noch einen Augenblick hier.« Dann wandte er sich an die Versammlung. »Ich glaube, der junge Cerryl hat versucht, gerecht und verständnisvoll zu handeln, als er sich bemühte, die Gesetze und die Ordnung in Fairhaven aufrechtzuerhalten.«
. »… mehr als gerecht«, murmelte jemand im Hintergrund.
»… von den Dämonen verdammte Bauern …«
»… Narren, die sie sind …«
»Und doch«, fuhr Kinowin mit leicht erhobener Stimme fort, um den Magiern Schweigen zu gebieten, »und doch war diese Bauersfrau nicht bereit, unsere Gesetze zu befolgen. Sie wollte auf dem einfachsten Weg zum Markt und möglichst viel Geld verdienen. Unterscheidet sie sich vom Präfekten Lyam? Oder von den Schmugglern, die sich um die Steuern und Zölle herumdrücken wollen? Wenn wir hier zusammenkommen, dann vergessen wir manchmal, wie ich glaube, dass die Gesetze und die Notwendigkeit, solche Regeln aufzustellen und zu achten, selbst von den Menschen in Fairhaven nur am Rande zur Kenntnis genommen werden. Viel zu oft betrachten unsere Kaufleute die sauberen, geraden Straßen als Selbstverständlichkeit. Viel zu oft erkennen wir nicht, wie zornig sie auf uns sind, obwohl wir eine wundervolle Stadt geschaffen und ganz Candar Wohlstand gebracht haben. Zu oft glauben
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