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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Faltar.
    »Kinowin und die ganze Gilde müssen das noch absegnen«, meinte Heralt.
    Die anderen drei sahen den Magier mit dem lockigen Haar verwundert an.
    »Das ist nun mal Vorschrift. Aber niemand wird sich ihm widersetzen«, fügte Heralt hinzu.
    »Er trägt bereits das Amulett«, sagte Lyasa.
    Du meinst, Anya trägt es. Cerryl schüttelte über den Gedanken, der ihm auf einmal gekommen war, den Kopf. Warum dachte er so etwas? Jeslek war viel stärker als Anya.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Faltar leise. »Derka meint, er will nach Hydlen zurückkehren. Nach Hydolar, um es genau zu sagen.«
    »Derka will Fairhaven verlassen?«, fragte Cerryl.
    »Sterol zieht in Derkas Gemächer um«, sagte Lyasa. »Das hat Kiella mir erzählt.«
    »Ich verstehe es nicht«, sagte jetzt auch Heralt. »Als Sterol noch Erzmagier war, hat Jeslek so weit entfernt vom Turm gelebt wie nur möglich. Jetzt wird Sterol direkt unter Jeslek wohnen.«
    Cerryl hob seinen Krug Bier, das im Vergleich zum Bier im Goldenen Widder schal schmeckte, und trank einen und dann noch einen Schluck.
    »Drei Stockwerke massiver Stein«, sagte Lyasa.
    »Das ist nichts verglichen mit den Bergen«, gab Faltar zurück.
    »Jeslek wird sowieso nicht oft hier sein«, meinte Heralt. »Er muss etwas gegen Gallos und Spidlar unternehmen.«
    »Wahrscheinlich hat Sterol ihm deshalb auch das Amulett überlassen«, warf die schwarzhaarige Lyasa ein.
    »Aber wer soll als zweiter Obermagier Jesleks Platz einnehmen?«, fragte Faltar. »Weiß das schon jemand?«
    »Anya würde sicher gern einspringen«, bemerkte Lyasa.
    »Ich habe nichts darüber gehört«, sagte Heralt. »Ob Sterol den Posten will?«
    »Nein, dann müsste er ja Jeslek unterstützen«, widersprach Faltar entschieden.
    Cerryl sah Faltar an. Das war sicher nicht Faltars eigene Idee gewesen, dachte er. Aber er schwieg.
    »Cerryl? Du sagst ja gar nichts.«
    »Was soll ich schon sagen? Jeslek kehrt aus Gallos zurück, wo er mit der Chaos-Energie eine ganze Gebirgskette hat wachsen lassen. Der ehrenwerte Sterol verzichtet auf das Amulett und empfiehlt der Gilde, Jeslek als Erzmagier einzusetzen. Niemand weiß, wer der neue Obermagier werden soll, nur dass es höchstwahrscheinlich nicht Sterol sein wird. Was soll ich als junger, unerfahrener Magier dazu sagen?«
    »Ich glaube, du hast schon etwas gesagt«, meinte Lyasa.
    Cerryl schüttelte den Kopf. »Ich habe schon früher gesagt, dass er meiner Ansicht nach eines Tages Erzmagier werden würde. Er ist es sogar eher geworden, als ich es für möglich gehalten hätte.«
    »So wie du«, sagte Lyasa. »Angeblich bist du seit Generationen der jüngste Magier der Stadtwache.«
    Wahrscheinlich warten alle nur darauf, dass ich einen Fehler mache … Kann das sein? Hat Jeslek meiner Abordnung zugestimmt, weil er mich scheitern sehen will? Cerryl hätte beinahe geschaudert. Diese Vorstellung passte jedenfalls zu der Art und Weise, wie Jeslek vorging. Der neue Erzmagier stellte Magiern, die er nicht mochte, unerfüllbare Aufgaben und bestrafte sie, wenn sie versagten, soweit sie nicht schon vorher gestorben waren. Insgeheim förderte er gleichzeitig die weniger fähigen Magier, die ihn unterstützten. Im Weißen Orden wurden nur wenige Auseinandersetzungen offen ausgetragen. Man sorgte einfach nur dafür, dass der Gegner in eine möglichst ungünstige Lage kam, bis er ohne sichtbare Einwirkung irgendeines Magiers den Tod fand. »Das ist doch nur Gerede«, protestierte Cerryl. »Außerdem muss ich mich jetzt vor allen bemühen, ein Magier der Stadtwache zu bleiben.« Und genau das ist der schwierige Teil.
    »Aber du machst dich doch gut in der Stadtwache.«
    Cerryl hoffte es jedenfalls. Er stand auf. »Wohin willst du?«, fragte Lyasa grinsend. »Doch nicht zu einer gewissen Heilerin?«
    »Nein. Ich muss noch ein paar Berichte schreiben und ein paar Dinge nachlesen.«
    »Arbeit, immer nur Arbeit …«, sagte Faltar leichthin.
    »Manchmal«, gab Cerryl zu, »manchmal kann man nichts dagegen tun.« Er freute sich nicht darauf, weiter Über den Stadtfrieden zu lesen, aber er musste das Buch durcharbeiten und verstehen, bevor er mit größeren Zwischenfällen konfrontiert wurde. Und da Jeslek wieder in Fairhaven war, musste er jederzeit mit solchen Schwierigkeiten rechnen. Jederzeit.

 
XXXII
     
    D ie Schiffe aus Recluce fahren über jedes Meer und in jede Bucht und auf jedem gibt es einen Schwarzen Wetter-Magier. Die Händler im weiten Land von Candar jedoch hatten keine

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