Die Farben des Chaos
Mittel als Weidenrinde?«
»Stärkere Mittel? Gewiss doch. Mohnsamen als Pulver oder Saft, in Wein gerührt, ist viel stärker.« Likket gackerte. »Stark genug, dass manche Leute auf der Stelle einschlafen. Das ist aber nur für die geeignet, die beinahe schon im Sterben liegen.«
Cerryl nickte. »Und es gibt noch andere Tränke, nehme ich an?«
»Ach, ja …« Likket hob eine mundgeblasene Glasflasche, die mit einem Korken verschlossen war. »Dies ist Manzinella-Sirup … wenn er aus grünen Blättern gemacht wird, hilft er gegen Durchfall. Wenn man ihn aber aus den graubraunen Blättern macht, löst er einen gewaltigen Durchfall aus …«
Cerryl lächelte und wartete, dass Likket es ihm näher erklärte.
Der Regen fiel stärker, als Cerryl endlich den Laden des Apothekers verließ, und so waren auch die Kopfschmerzen stärker geworden. Er wandte sich nach Westen und ging zur Hauptstraße und den Hallen der Magier zurück.
Im Vorraum angekommen und vor dem Regen endlich in Sicherheit, nickte er Kochar zu, Jesleks rothaarigem Anwärter, der offenbar in Richtung Innenhof und Speisesaal unterwegs war.
»Guten Tag, Kochar.«
»Guten Tag, Ser«, sagte Kochar rasch und fast ohne den Schritt zu verzögern.
Cerryl ging durch den Innenhof und ein seitliches Gebäude zum hinteren Hof, über den er schließlich das Gebäude erreichte, in dem sein Quartier lag. Als er seine Tür öffnete, tauchte weiter unten auf dem Flur Faltar auf.
»Es gibt schon wieder Lamm mit Rahmsoße. Lass uns zum Widder gehen.«
Cerryl überlegte, kratzte sich am sauber rasierten Kinn.
»Ich habe Leyladin schon Bescheid gesagt. Sie wird auch dorthin kommen.« Faltar grinste und wirkte mit der blonden Locke, die beinahe bis zur linken Augenbraue reichte, ein wenig liederlich. »Sie hat vorhin Myral behandelt.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Zu Hause. Ich wäre auch am liebsten zu Hause, wenn ich so einen Palast hätte. Bist du oft dort?«
»Nicht sehr oft. Sterol hat sie in ganz Candar hin und her geschickt und ich komme ja nicht mehr viel herum.«
»Es heißt, nur Muneats Haus und vielleicht noch die von Chorast, Scerzet und Jiolt wären schöner. Loboll … ich weiß nicht.«
»Ich auch nicht.« Einmal, noch als Lehrling des Schreibers Tellis, hatte Cerryl ein Buch ins Haus des Kommissionärs Muneat geliefert. Damals war ihm schon der Eingangsflur schier überwältigend vorgekommen, aber den Rest des Hauses hatte er nicht gesehen. Die anderen Häuser, die Faltar erwähnt hatte, kannte er überhaupt nicht.
»Kommst du mit?« Faltar hob die Augenbrauen.
»Ich glaube, das Lamm im Speisesaal können sich andere zu Gemüte führen«, erklärte Cerryl. »Aber ich will mich vorher noch waschen.«
»Wir treffen uns dann im Widder«, sagte Faltar. »Oh … Heralt kommt auch. Das ist doch in Ordnung?«
Cerryl wunderte sich, dass Faltar überhaupt gefragt hatte. »Natürlich. Ich mag Heralt.«
»Gut, dann treffen wir uns dort.« Mit breitem, selbstzufriedenem Lächeln wandte Faltar sich um.
Cerryl betrat sein halbdunkles Zimmer, schloss die Tür und setzte sich einen Augenblick an seinen Schreibtisch. Die Füße taten ihm weh. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, Jahr für Jahr den ganzen Tag auf den Beinen zu sein, wie es für die meisten Leute der Stadtwache selbstverständlich war. Aber er konnte sich sowieso nicht vorstellen, Jahr für Jahr immer das Gleiche zu tun.
Er holte tief Luft und massierte sich die Stirn. Die Kopfschmerzen waren nicht besser geworden.
Er zuckte zusammen, als es klopfte. Zögernd stand er auf und ging der Wolke aus Sandelholz und Trilia entgegen, die ihm verriet, wer draußen stand.
»Darf ich hereinkommen?« Anya hatte ihr strahlendes, falsches Lächeln aufgesetzt.
»Natürlich.« Cerryl winkte sie herein.
Die rothaarige Frau huschte an ihm vorbei und setzte sich auf die Bettkante.
Cerryl drehte seinen Stuhl herum, damit er sie ansehen konnte. »Wir haben uns eine Weile nicht gesehen.«
»Wie gefällt Euch die Arbeit als Magier der Stadtwache?«, wollte Anya wissen.
»Bisher war es recht abwechslungsreich.« Er lächelte und hoffte, dass sein Lächeln aufrichtiger wirkte als ihres. »Und was habt Ihr gemacht?«
»Ich habe Sterol und Jeslek geholfen. Schriftstücke aufgesetzt … solche Sachen.«
»Ihr müsst eine schöne Handschrift haben.«
»Sicher nicht so gut wie ein ehemaliger Schreiber, aber sie ist ausreichend. Ich habe einige Dinge gelernt, bevor die Gilde mich gefunden hat.«
»Stammt
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