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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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mit einem Bastard von ihm schwanger sind? Dachten Sie, Sie könnten mir das Kind anhängen? Dass ich Ihre Rettung wäre? Habt ihr beide euch das so ausgedacht? Wie muss er über mich gelacht haben, als er zugesehen hat, wie ich mich um seine beschädigte Ware bemüht habe, wie ein Narr, der nichts mitbekommt! Der Teufel möge ihn holen! Vorausgesetzt, es ist von ihm.«
    »Es ist nicht, wie …«
    »Ich habe große Lust zu beenden, was ich begonnen habe, aber dazu bin ich mir zu schade«, sagt er und knöpft seine Hose zu. Wieder spuckt er aus, als müsste er einen üblen Geschmack im Mund loswerden. »Gott weiß, was ich mir sonst noch holen würde.« Er presst die Lippen zusammen, steckt die Hand in die Tasche und zieht ein paar Münzen heraus, die er mir eine nach der anderen vor die Füße fallen lässt.
    »Für Ihre Heimfahrt«, sagt er steif, dreht sich um und ist im Nu verschwunden. Ich höre noch das Knirschen seiner Absätze auf dem Kies, als ich seinen Umriss schon nicht mehr erkennen kann.
    Ich bin eine Schande.
    Mühsam bücke ich mich und taste im Dunkeln nach den staubigen Schillingen, denn wie sollte ich sonst nach Hause kommen?
    Die kalten Lichter blenden mich, als ich das Drehkreuz erreiche. Die Frau, die ein Mann ist, grinst mich anzüglich an, als ich mich hinausschiebe. »War er nicht gut genug für dich, Süße?«, ruft sie mir hinterher. »Oder ist er mit einer anderen abgehauen?« Ihr gellendes Gelächter erfüllt meinen Kopf.
    Ich habe mein Leben ruiniert.
    * * *
    In der Kutsche wird mir bewusst, dass ich nicht einmal auf das Finale des Feuerwerks geachtet habe. Vor Elend fühle ich mich schwach bis auf die Knochen. Ich habe das Feuerwerk nicht gesehen. Ich habe es nicht gesehen. Ich schließe fest die Augen und versuche, an Feuer zu denken, das silbern und weiß leuchtet. Dann denke ich kaum noch etwas, bis die Droschke langsamer wird, anhält und mich in die Nacht entlässt.
    Das Klappern der Pferdehufe verklingt. Die Nacht ist kohlrabenschwarz. Ich kann die Hand nicht vor den Augen erkennen.
    Ich gehe hinten über den Hof und betrete das Haus durch die Spülküche. Die Tür quietscht beim Öffnen. Tastend suche ich nach der Zunderbüchse auf der Anrichte und streiche ein Zündholz an. Niemand ist in der Küche, und die Glut ist für die Nacht aufgehäuft. Mary Spurrens Kerzenhalter steht nicht auf dem Regal. Sie muss zu Bett gegangen sein.
    Ich weiß nicht, wie spät es ist. Aber als ich an Mr. Blacklocks Studierzimmer vorbei zur Treppe gehe, sehe ich einen Lichtschein unter der Tür. Ich trete ganz leise auf und atme kaum, damit er mich nicht hört.
    Als plötzlich Mr. Blacklocks Stimme ertönt, fahre ich zusammen, meine Hand zuckt, und das heiße Wachs läuft mir über die Finger. »Wer ist … da?«, fragt er verdrießlich. Seine Stimme klingt seltsam.
    »Wer …?«, ruft er wieder,
    »Ich bin’s nur, Agnes«, antworte ich leise. Meine Finger brennen, und ich bleibe zögernd vor der Tür stehen, aber seine Stimme ist so merkwürdig, und die Tür steht schon ein bisschen offen. Also stoße ich sie weiter auf und schaue ins Zimmer.
    Mr. Blacklock ist vor dem Kamin auf dem Teppich zusammengesunken.
    »Was ist passiert? Sind Sie krank?«, frage ich und eile zu ihm. Dann erkenne ich plötzlich an seinem geröteten Gesicht und den umgestürzten, leeren Flaschen neben ihm, dass er betrunken ist. Er versucht aufzustehen, während ich ihn an den Schultern fasse und mich bemühe, ihn zu dem Sessel zu ziehen. Aber ein betrunkener Mann ist doppelt so schwer wie ein nüchterner, und als ich ihn loslasse, sackt er wieder auf den Boden. Sein Gesicht ist nass, als hätte er geweint.
    Ich sinke in den Sessel vor ihm. Ich weiß nicht, was ich anderes tun soll.
    »Feuerwerk?«, murmelt er vom Fußboden aus. Er spricht mit so schwerer Zunge, dass ich mich vorbeugen muss, um ihn zu verstehen.
    »Ich muss Ihnen wieder sagen, das Feuerwerk war nicht so gut wie das, was Sie mir versprochen haben«, erwidere ich niedergeschlagen. Mehr kann ich nicht sagen. Mr. Blacklock trinkt nicht so viel wie andere Männer. Trotzdem liegt er jetzt hier ordentlich betrunken vor mir. Wie lange kann ein Mann um seine Frau trauern und in seiner Seele gesund bleiben?
    Ich könnte Mary Spurren holen, und vielleicht würde es uns zu zweit gelingen, ihn die Treppe hinauf in sein Bett zu bringen, jedoch … irgendwie widerstrebt es mir, dass jemand ihn in diesem Zustand sieht. Aber ich traue mich auch nicht, ihn allein zu

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