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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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sein. Was habe ich also noch zu verlieren? Nichts mehr.
    Sein Kopf ist warm. Die Uhr tickt. Ein Kohlestück fällt durch den Rost. Ich höre eine Maus hinter der Wandtäfelung rascheln und trippeln. Der oberflächliche, prächtige Glanz der Spring Gardens scheint weit weg zu sein.
    Mr. Blacklock schläft tief und fest und weiß nichts davon, dass er in meinem Schoß liegt. Es macht nichts, dass ich seine dunklen Haare berühre. Niemand weiß es. Und niemand weiß, dass ich mich vorbeuge und ihn küsse, nur einmal, ganz sanft. Ich schließe die Augen, als ich seine Haut schmecke.
    * * *
    Als das Feuer erloschen ist, bin ich erschöpft.
    Ich winde mich aus Mr. Blacklock Armen, die im Schlaf schlaff geworden sind, und stehe auf. Dann lasse ich ihn auf dem Kaminvorleger liegen, ohne ihn aufzustören, und decke ihn mit meinem Wollumhang zu. Er brummt etwas vor sich hin, rührt sich jedoch nicht. Sein Atem kommt und geht gleichmäßig. Ich drehe die Lampe herunter, blase sie aber nicht aus, für den Fall, dass er vor der Morgendämmerung aufwachen sollte. Dann nehme ich das, was von meiner Kerze noch übrig ist, und gehe in meine Kammer.
    Das schmale Bett ist so kalt nach der Wärme, die ich gerade erlebt habe, und beim Einschlafen spüre ich immer noch die Form und das Gewicht seines Kopfes in meinen Händen. Es kommt mir nicht falsch vor, ihn gehalten zu haben. Manchmal, wenn ich John Blacklock ansehe, scheint es mir, als würde ich mein eigenes dunkles Ich betrachten, so als wären wir eins. Aber dann erinnert mich ein bestimmter Ausdruck auf seinem Gesicht daran, wie sehr er seine tote Frau vermisst, und ich bin plötzlich innerlich ganz ruhig. Es ist, wie wenn der Wind sich legt und die gekräuselte Oberfläche eines Teiches glatt wie ein Spiegel wird und den Himmel abbildet.

31

    Als ich nach ein paar Stunden traumlosen Schlafes aufwache, ist es draußen ruhig. Der Himmel ist von einem verwaschenen Hellblau, als wäre ein Tropfen Milch in ein Glas Wasser gefallen und hätte sich sacht ausgebreitet. Ich komme zu spät zum Frühstück. Mrs. Blight räumt die Teller ab und lächelt spöttisch, und als ich in die Spülküche gehe, hat Mary Spurren eine streitsüchtige Miene aufgesetzt. Die ganze Zeit schon versuche ich herauszufinden, ob Mr. Blacklock schon unten gewesen ist. Wie viele Teller stehen dort an der Seite? Mary Spurren schüttet das Wasser über den Spültisch und macht ihre Schürze noch nasser, als sie war.
    Dann ruft Mrs. Blight aus der Küche: »Mr. Blacklock hat heute Morgen einen Brief bekommen, der ihn genötigt hat, sofort nach Hertfordshire abzureisen.«
    »Oh?«, sage ich, als wäre mir das gleichgültig.
    »Deshalb wird er ein paar Tage weg sein, und das, wo ich gerade ganz schön viel Zeit damit verbracht habe, das Abendessen für die ganze Woche zu planen. Ärgerlich ist das. Eine Tante von ihm liegt im Sterben, seine letzte lebende Verwandte, hat er gesagt, und er würde hinfahren, um ihre Angelegenheiten zu regeln, wenn das nötig sein sollte.«
    »Er hat sonst keine Verwandten?«, frage ich. »Nicht einen?«
    »Hat nie einen erwähnt«, erwidert sie und legt im Herd Kohlen nach. »Heute Mittag essen wir Pfannkuchen, und ich will keine Klagen hören.«
    »Wie war er?«, frage ich. »Bevor er aufbrach, wie war seine Stimmung?«
    Mrs. Blight denkt nicht lange über diese Frage nach. »Er hege keine besondere Zuneigung zu seiner Tante, hat er gesagt, als ich ihm mein Beileid aussprechen wollte. Deshalb bezweifle ich, dass es ihm irgendwie die Stimmung verdorben hat.«
    »Ich meine, sah er so aus, als fühlte er sich unwohl oder elend?«
    »Nein, tat er nicht. Gib mir mal die Schüssel da!«, sagt sie und zeigt auf die Anrichte.
    * * *
    Ich finde meinen Umhang ordentlich gefaltet neben dem Herd vor. Als ich allein bin, untersuche ich ihn sorgfältig. Ich kann nichts entdecken, aber als ich ihn an mein Gesicht halte, scheint etwas von seiner Person daran zu haften. Ich vergrabe mein Gesicht einen Augenblick lang in dem Stoff und atme tief ein. Vielleicht Tabak. Der Geruch von Mr. Blacklocks Kleidung. Ich frage mich, ob es seine Trauer sein könnte, die ich rieche. Ich hülle mich in den Umhang, als wäre nichts geschehen.
    Ich gehe zum Lebensmittelhändler.
    Im Laden kaufe ich ein Dutzend braune Eier und verzichte darauf, mit Mrs. Spicer zu plaudern. Auf dem Rückweg zum Haus achte ich nicht darauf, an wem ich vorbeigehe. Und so sehe ich auch Lettice Talbot nicht, bis ich fast über

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