Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)
erwachendes Entsetzen in seinen Augen stand, als es mit seinen hin und her schlabbernden rosa Ohren, durch die die tief stehende Wintersonne schien und die seine Sicht beeinträchtigten, auf dem Weg zur Schlachtbank einhertrottete.
Warum sollte es mir schwerfallen, mich bereitwillig zu fügen? Es ist das, was ich wollte.
* * *
Wir stehen ein wenig abseits der Menge und warten auf das Feuerwerk. In den Ulmen hinter uns rascheln die Blätter.
»Ich kann die Nachtigallen nicht hören«, sage ich und ziehe mein Tuch enger um mich. Ich fürchte mich vor dem, was er gleich sagen wird. Cornelius Soul wirkt in der Dunkelheit größer als sonst. Er rückt näher an mich heran und dann noch näher.
»Sie werden singen, wenn Sie nur Geduld haben.« Er holt tief Luft. »Ich will aufrichtig sein, Miss Trussel. Es hat mich glücklich gemacht, als ich merkte, dass Sie warme Gefühle für mich hegen.«
Ich schlucke. »Wirklich?«, erwidere ich leise.
»Und der heutige Abend bereitet mir Vergnügen«, fährt er fort. »Sind die Gärten so, wie Sie sie sich erhofft haben?« Er legt den Arm um mich und streichelt langsam mit der Hand über meinen Rücken.
Verwirrt richte ich den Blick auf die strahlenden Lichter der Rotunde in der Ferne. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so sein würde«, flüstere ich.
»Wenn der Herbst kommt, Agnes«, murmelt er plötzlich, »sollen wir dann heiraten?« Zum ersten Mal nennt er mich beim Vornamen. Aber das ist zu spät, denke ich, viel zu spät. Was soll ich tun? Auf seinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus.
»Agnes?«
Im Schatten in der Nähe höre ich die Stimme einer Frau. »Mein kleiner Mops«, murmelt sie mit vor Trunkenheit oder Zärtlichkeit lallender Stimme. »Mmmm, mein kleiner Mops.« Dann sagt ein Mann etwas, was ich nicht verstehe, und sie stößt ein betrunkenes, kehliges Schnauben aus.
»Müssen wir warten, bis …?«, flüstere ich, aber meine Worte werden von der ersten Salve der Kanonenschläge, die scharf widerhallen, übertönt. Ich drehe mich um, und der Feuerwerkskörper, den ich sehe, blitzt auf wie eine niedersausende Axt.
Cornelius Soul zieht mich an sich und küsst mich auf den Hals, was ich nicht mag. Ich will ihn wegschieben, um ihm das zu sagen. Panik steigt in mir auf. Herbst ist zu spät, denke ich immer wieder. Zu spät. Zu spät. Im Licht der Lampen in den Bäumen über uns sehe ich, dass seine Augen halb geschlossen sind. Seine Zähne wirken lang und gelb, wie die Zähne eines Fuchses oder eines Aasfressers.
»Mir ist kalt«, sage ich unhörbar im Heulen und Krachen der Raketen. Ich zittere.
Dann bückt er sich plötzlich, hebt meinen Rocksaum an und reibt den Stoff zwischen Daumen und Zeigefinger. Was tut er da? Ich weiß, dass mein Unterrock zu sehen ist, und die kühle Luft streift meine bloßen Beine. Es fällt mir schwer, mich nicht loszureißen. Der Stamm der Ulme drückt gegen meinen Rücken. Mir wird bewusst, dass er nicht der Typ Mann ist, der eine Zurückweisung leichtnimmt. Er ist viel stärker, als ich dachte. Ich schlucke. Er schlingt seinen kräftigen Arm um mich und drückt mich fester an sich. Sein Atem kommt schnell und stoßweise. Und dann greift seine andere Hand unter meine Röcke und schiebt sie in die Höhe. Ich spüre die kalte Luft an meinen Oberschenkeln, als er sich zurücklehnt, um seine Hose aufzuknöpfen. Das war es nicht, was ich wollte. »Nein!«, schreie ich und versuche, das Getöse des Feuerwerks zu übertönen. Hinter mir knallen und zischen die Römischen Lichter, und ich höre das bewundernde Raunen des Publikums.
Jetzt geschieht es, und ich kann es nicht verhindern.
Oh, möge Gott mir beistehen, seine Hände berühren die Rundung meines nackten Bauches, die pralle Kugel über dem Unterleib, die nicht mehr mit Molligkeit oder zu vielen dicken Röcken zu verwechseln ist.
»Du bist hochschwanger!«, stößt er ungläubig hervor. Seine Augen sind weit aufgerissen und starren mich in dem gelblichen Licht an.
Dann wendet er sich ab und lacht und spuckt aus. Ich sehe, wie seine Kiefermuskeln arbeiten, als er die Zähne zusammenbeißt.
»Du schlauer Teufel, Blacklock, und das, nachdem du mir ständig Moralpredigten gehalten hast!«
»Nein, nein …«, setze ich an.
»Da ist es ja nicht verwunderlich, dass er kein Verlangen nach Hurerei oder Spielen hatte! Er hatte es ja zu Hause so bequem und praktisch. Und was haben Sie sich gedacht, Miss Trussel, als es schiefgelaufen ist und Sie gemerkt haben, dass Sie
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