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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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Feuer!«, rufe ich aus. »Also ist es möglich!«
    »Ich blieb wie angewurzelt stehen und spitzte die Ohren, um mehr zu hören, aber der Trubel nahm zu. Als der Mann seine kleine Rede beendet hatte, war er von seinen Mitgelehrten, die ihm alle auf die Schultern klopften, so eingemauert, dass ich mich ihm nicht nähern konnte.«
    »Was können Sie tun?«, frage ich. »Wie können Sie …«
    »Tun?«, unterbricht er mich. »Die Fakten suchen. Ich kann diese Sprache gut genug lesen.«
    Er wendet sich wieder seiner Arbeit zu, und außer dem leisen Prasseln des Feuers im Ofen ist kein Geräusch zu hören.
    »Verdammte russische Geheimnisse«, murmelt er vor sich hin.
    Und ohne Vorwarnung, als würde es ihm ebenfalls zuhören, bewegt sich das Kind in mir, wie eine dunkle Feder, die in meinem Bauch herumkriecht. Da ist es wieder. Und die Furcht, dass er mich bald verachten wird, bricht über mich herein wie eine Flutwelle, die die Hügel hinunterströmt. Ich bin von Angst überflutet, und mir wird eiskalt.
    Das Kind ist nahezu alles, was ich habe, denke ich. Und seine Geburt wird dafür sorgen, dass mir alles andere genommen wird.
    * * *
    Später muss ich zu ihm gehen und ihn bitten, seine Anweisungen zu wiederholen. Er wirft mir einen seltsamen Blick zu.
    »Man sollte immer ein offenes Ohr haben, damit einem nichts entgeht«, sagt er tadelnd. Ich blicke auf meine gelblich verfärbten Hände hinunter.
    »Es tut mir leid, wenn ich unhöflich erscheine«, sage ich. »Es ist nur …«
    »Denkst du an deine Familie?«, fragt er mich überraschend.
    Und ich zögere, bevor ich antworte: »Ja, das tue ich.«
    »Da ist etwas für dich«, fügt er hinzu und deutet auf das Päckchen auf dem Tisch.
    »Wirklich? Von wem?«, frage ich. »Ist es von …?« Ich glaube einen Moment lang, dass Cornelius Soul es für mich hingelegt hat, und mein Herz schlägt höher. Mein Plan scheint aufzugehen.
    »Von mir«, erwidert er knapp. Er nimmt seinen Überrock und scheint dann zu zögern, als wollte er mir beim Öffnen zusehen. Als ich in das Paket schaue, entdecke ich, dass er mir ein Paar nagelneue Handschuhe gekauft hat. Ich nehme sie verblüfft heraus, ziehe sie an und strecke der Reihe nach alle Finger aus. Das weiche cremefarbene Ziegenleder ist wie eine zweite Haut.
    »Vielen Dank, Sir«, sage ich, aber als ich aufsehe, ist die Tür bereits zu, und er ist draußen in der Kälte verschwunden.
    Es tut mir leid, aber ich kann sie nicht bei der Arbeit tragen.
    Sie sind einfach zu perfekt. Es wäre respektlos, sie mit Chemikalien, Leim und Holzkohlenstaub schmutzig zu machen, obwohl ich nicht undankbar erscheinen möchte.
    Mr. Blacklock ist offensichtlich enttäuscht, als er zurückkommt und sieht, dass ich die Handschuhe ausgezogen und auf die Werkbank gelegt habe. Zuerst sagt er nichts. Später fragt er mich, ob etwas damit nicht in Ordnung sei.
    »Sind sie zu eng, zu steif?«, fragt er ernst.
    »Oh nein«, antworte ich und bedanke mich. »Es ist einfach so, dass sie meine Finger ungeschickt machen.«
    Sein Gesicht zuckt, als er das hört. Vermutlich hat er zwei Schillinge dafür ausgegeben.
    * * *
    Nach diesem Vorfall verläuft der Rest der Woche ruhig. Tagelang stelle ich Leuchtkugeln her, gewöhnliche und besonders kleine, die auch Körner genannt werden, bereite Raketenhülsen vor und fülle sie. Die Leuchtkugeln sind Teil der Raketen und verbrennen in der Luft als Sterne. Ich arbeite Seite an Seite mit Mr. Blacklock und sehe ihm hin und wieder dabei zu, wie geschickt er arbeitet, aber wir sprechen kaum miteinander. Ganz selten verlässt er die Werkstatt, um etwas zu erledigen. Heute trifft er sich mit Mr. Torré im Kaffeehaus, und danach fährt er zu einem großen Anwesen südlich des Flusses auf der anderen Seite von Southwark. Zum ersten Mal hat er mich mit einer Liste von Feuerwerkskörpern allein gelassen, die an diesem Tag fertiggestellt sein müssen.
    »Ich brauche heute Nachmittag Hammelkoteletts«, verkündet Mrs. Blight, als wir das Frühstück abräumen. Aber Mary Spurren kann nicht zum Fleischer gehen, weil Mrs. Nott heute wieder einmal nicht gekommen ist und Mary sich um die Wäsche kümmern muss. Sie ist schon jetzt schlecht gelaunt, schrubbt die Seife heftig in das Gewebe der Laken und klatscht die nassen Wäschestücke in die Waschschüssel. Mrs. Nott kommt selten am vereinbarten Tag, sondern stattdessen eine Woche später, wenn niemand mit ihr rechnet und die Wäsche ohnehin schon zur Hälfte erledigt

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