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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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schmal und heruntergekommen, und von der Fassade blättert der Putz. Ich klopfe zweimal, bis eine Frau ruft: »Mach bitte auf!«, und ein Mädchen mich hereinlässt. Eine kleine, gepflegte Frau blickt verdutzt auf, als sie eine Fremde vor sich sieht.
    »Ich habe eine Nachricht für Cornelius Soul«, sage ich.
    Ihr Blick huscht zu der geöffneten Tür. »Von …?«
    »Von Blacklock’s Pyrotechny.«
    »Er ist oben in der Kammer und macht den Fensterladen wieder fest«, erklärt die Frau. »Dieser Regen letzte Nacht – hat reingeregnet.« Ihre Stimme ist sehr leise, sodass ich mir Mühe geben muss, sie zu verstehen.
    »Cornelius!«, ruft sie matt. »Er ist ein guter Sohn«, fügt sie unnötigerweise, an mich gewandt, hinzu, beinahe flüsternd. Eine Katze springt auf die leere Anrichte und leckt sich den Schwanz.
    »Möchtest du dich setzen, während du wartest?«, fragt die Frau mich. »Steh auf, Nat, und überlass dem Mädchen deinen Platz«, sagt sie, und ein kleiner Junge kauert sich höflich auf den Boden neben dem Herd, in dem kein Feuer brennt. Er starrt mich an und wickelt Garn auf einen Löffel.
    Die Frau sagt nicht viel, sondern fährt fort, an der Männerjacke zu nähen, die auf ihrem Schoß liegt. Dabei summt sie vor sich hin.
    Der Raum ist schlicht und sauber, aber von der Straße dringt aus der Werkstatt des Seifensieders der üble, bittere Geruch von kochender Lauge herein. Es gibt nur wenige Möbel und Einrichtungsgegenstände. Von dem krummen Balken über der Feuerstelle hängen ein paar Kleidungsstücke herunter. Die Frau sieht auf und scheint meine Gedanken zu lesen.
    »Das Geschirr ist beim Pfandleiher, aber ich werde es am Zahltag bestimmt zurückbekommen.« Sie befingert den halb fertigen Jackenaufschlag. Auf dem Tisch steht ein Topf mit etwas Kaltem darin, vielleicht Eintopf oder Suppe, das mit einer fettigen Haut überzogen ist. Daneben liegt ein Stück von einem Brotlaib, der in fünf Teile geschnitten ist.
    »Weniger Abwasch nach dem Essen«, sage ich, und überraschend breitet sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln aus, bei dem ihre Augen beinahe verschwinden.
    »Das könnte man so sagen«, erwidert sie ganz leise. »Ein winziger Segen.«
    Sie zieht an der Nadel.
    Oben sind Geräusche zu hören, und Cornelius Soul klettert in Hemdsärmeln rückwärts die Leiter herunter. »Alles erledigt, Mam«, sagt er forsch und dreht sich um, »obwohl das nicht mehr lange halten wird.«
    Als er mich in der Küche sieht, durchfährt ihn ein Ruck, als wäre er bei etwas ertappt worden. Ein jungenhaftes Erröten überzieht sein Gesicht. Ich stehe auf.
    »Ihre Mutter hat mir erzählt, was für ein fürsorglicher Sohn Sie sind«, sage ich. Er lacht laut, als glaubte er, ich würde mich über ihn lustig machen. »Mr. Blacklock braucht mehr Ware«, erkläre ich. »Mehr Schwarzpulver und mehr Mehlpulver.«
    »Was gibt es doch für Überraschungen, Miss Trussel«, erwidert er. Er hat sich so rasch erholt, als wäre er nur kurz gestolpert. »Sie sind einen weiten Weg gegangen, um mir das zu sagen.«
    »Es ist dringend«, sage ich.
    »Ich verstehe«, murmelt er und grinst, als glaubte er mir nicht. »Dann bis morgen bei Tagesanbruch.« Er verbeugt sich kunstvoll.
    Als ich zur Tür gehe, überkommt mich ein Anflug von Mut. »Wir denken an eine Lieferung, nicht an den Beginn einer Schlacht!«, erwidere ich brüsk und verabschiede mich. Mein Herz klopft die ganze Straße hinunter wie in Panik – es fällt mir nicht leicht, so keck zu sein. Jenseits des Curtain Court, als ich außer Sicht bin und in die Turnmill Street einbiege, prüfe ich den Sitz meines Umschlagtuches und stecke es auf die Weise fest, die ich ersonnen habe, um meinen Bauch zu verbergen. Durch einen eigentümlichen Zufall sehe ich plötzlich den Mann aus dem Kaffeehaus wieder, der mich so ausdauernd beobachtet hat. Ich bin mir sicher, dass es derselbe Mann ist. Aber obwohl ich ziemlich nahe an ihm vorbeikomme, erweckt er nicht den Eindruck, dass er mich wiedererkannt hat, und er verschwindet in einem Wirtshaus an der Ecke.
    Wie warm es ist!
    Ich schlage einen großen Bogen um den Fleischmarkt und komme in Snow Hill heraus.
    Zu Hause sitzt Mr. Blacklock in seinem Studierzimmer, nachdem sein neuer Kunde gegangen ist, und erscheint nicht zum Essen. Mrs. Blight hat schon gegessen und ist, bevor wir die Mahlzeit beendet haben, zum Star aufgebrochen. Mary Spurren ist deswegen ein wenig verdrießlich, ganz im Gegensatz zu mir.
    »Fühlst du dich nicht

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