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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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ihn so aus der Ruhe bringt. Vielleicht findet er ihn zu selbstbewusst, zu lebensfroh.
    »Und achte nicht auf seine liederlich schmutzige Zunge«, fügt er hinzu, aber ich weiß überhaupt nicht, was er damit meint.
    Mrs. Mellins Münzen in meinem Mieder sind gelb, denke ich, aber irgendwie anders. Ich stelle mir vor, wie sich Mrs. Mellins Gesicht auf der Oberfläche jeder Münze spiegelt, die sie in der Hand gehalten hat.
    Wie mild die Sonne für April ist, und wie lange sie jetzt nachmittags scheint. Im Haus ist mir in meinem Schultertuch aus Wolle fast schon zu warm, aber ich wage nicht, es abzunehmen, denn es verhüllt meine Figur. Die Bänder meines Mieders sind so locker wie möglich geschnürt, doch bald werde ich es nicht mehr tragen können. Wenn dieser Tag kommt, wird mein Zustand für jeden, der mich anschaut, offensichtlich sein.
    »Meine verfluchte Unachtsamkeit!«, sagt Mr. Blacklock plötzlich halblaut und fegt die Rechnung auf dem staubigen Tisch beiseite.
    »Was ist denn?«, frage ich.
    »Bei der letzten Schwarzpulverbestellung bei Mr. Soul habe ich Mr. Torrés Feuerwerksvorführung im St.-James-Park nicht eingerechnet. Folglich haben wir nur noch ein Fass Schwarzpulver übrig, und das wird nicht ausreichen.«
    »Nein«, sage ich. Die lange Liste der benötigten Feuerwerkskörper hängt an der Wand. »Wir haben noch nicht mal mit den Römischen Lichtern angefangen.« Mr. Blacklock beginnt, auf einem Stück Papier herumzukritzeln.
    »Es ist schon fast vier, und ich habe eine Verabredung mit einem neuen Kunden, die ich nicht versäumen darf«, sagt er und sieht sich zerstreut um.
    »Joe! Joe Thomazin!«, ruft er. »Wo ist dieser Junge denn!«
    »Er ist nicht da, Sir, er macht schon die Botengänge.«
    »Verdammt noch mal! Das hier ist dringend!«
    »Soll ich sofort selbst zu Mr. Souls Haus gehen und mehr Schwarzpulver bestellen?«, schlage ich vor. Mr. Blacklock steht da und betrachtet finster die Liste, als wäre er in Gedanken versunken und hätte mich nicht gehört. Ich versuche es noch einmal.
    »Soll ich …«
    »Schwer zu sagen, wo er sein könnte«, unterbricht mich Mr. Blacklock. »Er ist zwischen verschiedenen Orten unterwegs, glaube ich. Und ich muss eingestehen, dass ich keine feste Adresse von ihm habe. Er bezieht sein Material aus mehreren Lagerhäusern, deshalb hat es keinen Zweck, ihn in der Stadt zu suchen.« Er hustet heftig in seine Faust. »Am ehesten könnte er bei Child’s sein, aber ich bin nicht gewillt …« Er zögert, räuspert sich und ändert offensichtlich seine Meinung. »Nein. Du musst sofort dort hingehen und ihm unsere Lage erklären. Sonst komme ich heute Nachmittag nicht mehr zur Ruhe, weil ich genau weiß, wie rasch sich dieses Fass leeren wird.«
    * * *
    Im Kaffeehaus ist es verqualmt und laut. Niemand beachtet mich, und ich kann Cornelius Soul unter all den Männern nirgends entdecken. Die einzige Frau ist ein blasses Mädchen, das lustlos mit einem Tuch die Tische abwischt. Ich gehe zu ihr, um sie nach Mr. Soul zu fragen.
    »Wer will das wissen?«, erkundigt sie sich ohne Interesse.
    »Mr. Blacklock, Mr. John Blacklock«, antworte ich. Sie schlurft nach hinten und lehnt sich an den Türrahmen. Die Tür zum Hof steht offen.
    »Cartright! Das Hausmädchen von Blacklocks ist hier«, brüllt sie, und ich zucke zusammen. »Sucht Cornelius Soul. War der nicht eben hier? Wo ist er noch mal hingegangen?«
    Ein Mann antwortet etwas, aber ich kann ihn nicht verstehen. Dann taucht er in der Tür auf und macht sich dabei die Hose zu.
    »Er ist bei seiner Mutter, Mädchen«, sagte er nicht unfreundlich, als er mich im Gastraum stehen sieht. »Du kennst den Weg zum Curtain Court, in der Ecke von St. Giles?« Er beschreibt mir, wie ich gehen soll, und ich höre aufmerksam zu.
    Auf dem Weg nach draußen beugt sich ein Mann, der in der Nähe der Tür sitzt, vor und mustert mich genau, als hätte er mich mit jemandem verwechselt. Er ist ungepflegter als die Männer um ihn herum, und er hat ein rundes Gesicht mit Bartstoppeln. Als er seine lange Pfeife hinlegt und ansetzt, mich anzusprechen, ziehe ich mein Schultertuch enger um mich und weiche seinem Blick aus. Erleichtert schließe ich die Tür und entkomme seinem misstrauischen Starren. Der saure Geruch von Pfeifenrauch hängt noch eine Weile in meiner Kleidung, und während ich durch das Viertel gehe, vergesse ich den Mann. Es ist ein warmer Tag, und ich bin froh, dass es nicht regnet.
    * * *
    Das Haus ist

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