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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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wohl?«, frage ich fröhlich. Vielleicht ist ihre Erkältung zurückgekehrt. Sie steht vom Tisch auf, um den Pudding zu holen.
    »Seltsame Vorstellungen hast du, Agnes Trussel«, faucht sie unerwartet. »Weißt du nicht, wie man sich im Dienst benimmt?«
    »Was meinst du damit?«, frage ich verwundert, aber sie dreht sich wieder zum Herd um und hebt den Pudding aus dem kochenden Wasser. Sie hört mich nicht, als hätte der Ärger ihr die Ohren verschlossen. Der Dampf riecht gut. Ich sehe zu, wie sie ungeschickt das Tuch aufknüpft und den Pudding auf die Platte gleiten lässt. Ich bin so hungrig, dass ich nicht weiter darüber nachdenke, bis wir zu Ende gegessen haben. Mein anschwellender Bauch sorgt für einen ungeheuren Appetit.
    »Sich einfach davonzustehlen«, fährt sie schließlich fort. »Denkst du, das merkt niemand?« Der Topf, an dem sie fast grausam herumgeschrubbt hat, glänzt an der Seite.
    »Aber ich habe einen Botengang für Mr. Blacklock gemacht!«, rufe ich empört. Sie sagt nichts darauf, und ihre Stimmung verdüstert den Rest des Abends. Mir ist es lieber, wenn Mr. Blacklock mit uns gemeinsam zu Abend isst.
    Woran er wohl arbeiten mag, dass er jetzt so oft Mahlzeiten auslässt? Ist es von so großer Dringlichkeit, oder will er es geheim halten? Ist er auf etwas Neues gestoßen? Vielleicht könnte ich ihn fragen, überlege ich, merke aber, dass ich mich nicht traue. Es könnte schließlich sein, dass er es nicht sagen will.
    * * *
    Das Morgenlicht strömt in die Werkstatt, als Mr. Blacklock am nächsten Morgen die Fensterläden öffnet. »Ich muss zum Holzplatz hinuntergehen«, sagt er.
    »Warum, Sir?«
    »Wir brauchen Sägemehl von Kiefern, um Funkenregen herzustellen. Mr. Torré plant einen Vulkanausbruch für das Feuerwerk am St. James’ Square«, erklärt er. »Und was Mr. Torré will, das bekommt er, was auch immer wir davon halten mögen. Es muss Kiefernholz sein, denn das Harz in dem Sägemehl gibt den Funken im Feuer Nahrung.« Ich nicke. Ich denke daran, wie ein Kiefernscheit im Feuer knistert und zischt und sich an den Schnittstellen klebrige Blasen bilden. Mir kommt der Gedanke, dass Mr. Blacklock für diesen Anlass möglicherweise etwas Besonderes plant, etwas Neues, vielleicht einen Feuerwerkskörper, der eine Schleife beschreibt oder einen leuchtenden Stern auswirft, irgendetwas, was man in London noch nie gesehen hat.     
    »Soll ich mitkommen und die Beutel tragen?«, frage ich voller Hoffnung. Vielleicht erzählt er es mir auf dem Weg dorthin.
    Er zieht ein finsteres Gesicht. »Nein, ganz bestimmt nicht, Joe Thomazin wird mitkommen. Auf dem Holzplatz wimmelt es von Gaunern und unflätigen Schurken – das ist kein Ort für eine anständige Frau. Außerdem ist die zusätzliche Pulverlieferung von Mr. Soul heute Morgen fällig«, fügt er hinzu.
    Als er gegangen ist, vergewissere ich mich, dass meine Haube richtig sitzt. Ich habe meine Hände sehr sauber geschrubbt. Eine Zeit lang arbeite ich fleißig, aber meine Gedanken beginnen zu wandern, und unwillkürlich suche ich den Raum nach Anhaltspunkten ab, nach Hinweisen darauf, was Mr. Blacklock vorhat. Seine Werkbank ist heute ungewöhnlich aufgeräumt und verrät nichts. Die Werkzeuge sind ordentlich aufgereiht, nur eine abgenutzte Bürste befindet sich nicht an ihrem Platz. Fünf kleine Hülsen für je eine Unze liegen in einer Reihe und warten darauf, gefüllt zu werden, daneben sehe ich ein kurzes Stück Stoppine und einen Topf mit eingetrocknetem Leim. Es gibt keine Zettel mit mysteriösen Zeichnungen und auch keine ungewöhnlichen Apparaturen. Aber dann sehe ich mir die Werkbank genauer an und entdecke einen schwachen, leuchtenden Schatten auf der Oberfläche, als hätte jemand eine größere Menge eines rötlichen Pulvers hastig weggebürstet. Ich wage nicht, es zu berühren, und als ich vorsichtig daran schnuppere, kann ich keinen besonderen Geruch feststellen.
    Draußen schlägt die Kirchturmuhr zehn. Ich kann hören, dass in der Nähe jemand irgendetwas schrubbt.
    Ich wende meine Aufmerksamkeit den Regalen zu, klettere auf einen Hocker und nehme ein Gefäß nach dem anderen herunter. Ich trage sie ans Licht, um sie genau zu untersuchen.
    Alle wurden vor Kurzem geöffnet.
    Als ich Mr. Blacklocks Werkstatt zum ersten Mal betrat, standen diese ganzen Behältnisse mit chemischen Substanzen schon seit Jahren unbenutzt und unberührt auf den Regalen und waren von schmutzigen Spinnweben überzogen. Und plötzlich,

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