Die Farm am Eukalyptushain
Bad und ein gutes Essen dringend nötig. Connor schwang sich aus dem Sattel und streckte sich. Das Kreuz tat ihm weh, und die alte Verletzung an seinem Knie erinnerte ihn daran, dass ein Sechzehn-Stunden-Tag im Sattel bei fast vierzig Grad für einen Mann von zweiunddreißig Jahren nicht das Beste war.
Der knirschende Staub einer tausendköpfigen Rinderherde klebte an seiner Haut, die vom getrockneten Schweiß in seinen Kleidern juckte. Aber trotz Hitze, Fliegen und Staub würde er kein anderes Leben führen wollen. Während er sein Pferd versorgte und in den Corral brachte, musste er sich eingestehen, dassder dreiwöchige Viehtrieb ein notwendiger Teil des Lebens hier draußen war, und wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, liebte er die Freiheit, die sich dabei bot. Ein Mann, der hinter einer Rinderherde durch die weiten, leeren Ebenen von Queensland ritt, bekam Lust auf das Leben und auf die Traditionen seines Erbes.
»Essen ist fertig«, sagte der Treiber. »Ich glaube, ich könnte ein ganzes Pferd verdrücken.«
Connor wischte sich lachend den Schweiß aus dem Gesicht und rückte den Akubra auf seinem Kopf zurecht. »Ich würde beim Rindfleisch bleiben«, sagte er. »Schmeckt besser.«
Der Treiber wölbte die Hände um ein Streichholz und zündete sich die selbst gedrehte Zigarette an. »Die Missus ist schon auf, scheint’s«, knurrte er. »Ist Licht an.«
Connor schaute hinüber zum Farmhaus und nickte. »Sollte mich zurückmelden«, sagte er müde. »Bis nachher.« Er zog den Bund seiner Moleskin-Hose hoch und stopfte das Hemd hinein, während er den Hof überquerte. Lieber hätte er sich zuerst gewaschen, und außerdem knurrte ihm der Magen beim Gedanken an Eier, Speck und einen Berg Stampfkartoffeln. Aber wie er Ma kannte, wartete sie schon auf ihn.
Er klopfte an die Fliegentür, und als niemand antwortete, trat er ein. Vielleicht war sie eingeschlafen, bevor sie das Licht ausgeknipst hatte – dann würde er später wiederkommen. Aber er hatte immer die leise Angst, er könnte eines Tages nach Hause kommen und sie tot auffinden, ganz so wie seine Großmutter. Ma kam allmählich in die Jahre, auch wenn sie es nicht zugeben wollte, und ihrem wachen Verstand und ihrer Tatkraft zum Trotz ließ er sie nicht gern lange allein. Er wusste, dass seine Angst von seiner eigenen Unsicherheit herrührte, und Ma wäre sicher entsetzt, wenn sie seine Gedanken lesen könnte. Aber er war nun einmal so, und daran konnte er nichts ändern.
Leise Musik führte ihn ins Wohnzimmer. Es war eines von Mas Lieblingsstücken, und sie war offenbar eingenickt. Er nahmden Hut ab und betrachtete sie, und die Zuneigung zu dieser streitbaren und liebevollen Frau machte sein Gesicht sanft. Im Schlaf sah sie so verwundbar aus, so winzig in den Tiefen der dicken Sofapolster, dass ihn eine Woge von Beschützerdrang überkam.
Connor sah sich um. Das Zimmer leuchtete im gelben Glanz eines neuen Tages. Stäubchen tanzten in den Sonnenstrahlen, aber in den Ecken saßen noch tiefe Schatten. Er trat von der Couch zurück und ging auf Zehenspitzen zur Tür. Nach dem Frühstück würde er noch einmal vorbeischauen. Ma würde es nicht gefallen, dass er sie schlafend ertappte.
»Wer ist da?« Der graue Kopf hob sich vom Kissen, und die Augen blinzelten eulenhaft und schlaftrunken.
»Ich bin’s nur, Ma«, antwortete Connor von der Tür her. »Sorry. Wollte dich nicht wecken.«
»Wie spät ist es?«
Connor warf einen Blick zur Uhr auf dem Kaminsims. Dann fiel ihm ein, dass sie seit zehn Jahren auf halb vier stand, und er spähte aus dem Fenster. »Die Sonne ist aufgegangen«, sagte er. »Ungefähr fünf.«
Sie wühlte sich aus den Sofakissen und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Du darfst dich nicht so heranschleichen, Connor«, sagte sie mit sanftem Tadel. »Du hast mich erschreckt.«
Er kannte sie zu gut, um ihren vorwurfsvollen Ton ernst zu nehmen. »Dein Licht brannte«, sagte er. »Dachte, du bist schon wach.«
Sie funkelte ihn noch einen Moment lang an, aber sie konnte den strengen Blick nicht lange durchhalten. »Jetzt bin ich es«, sagte sie lächelnd. »Also, erzähl. Wie ging’s auf dem Viehtrieb?«
Connor nickte. »Gut. Schätze, die Herde konnte das gute Gras riechen. Gab keine Probleme, sie da hochzubringen.« Er schob die Hände in die Hosentaschen und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Sein Knie machte immer noch Beschwerden. »Die Weiden da oben sind gut, und reichlich Wasser ist auch
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