Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
spät, es ist kalt, und wir brauchen beide ein bisschen Schlaf.«
    Sie lächelte nachdenklich. »Sie sind ein guter Mann, Tom Bradley«, sagte sie. »Aber ich werde mich für meinen Vorwurf nicht entschuldigen. Dieser Wolff, den Sie am Telefon erwähnt haben – er ist ein Kollege von Ihnen, nicht wahr?«
    Tom nickte. »Aber wenn er es war, ist er seinen Job los«, knurrte er. »Dafür werde ich sorgen.«

    Der Anruf des Reporters hatte Catriona weit mehr aus der Fassung gebracht, als sie gedacht hatte. Als Tom gegangen war, hatte sie sich eine Tasse Tee gemacht, um die Kälte zu vertreiben, und damit ging sie in ihr Zimmer, dicht gefolgt von Archie. Sie setzte sich in den alten Korbsessel. Der Kater rollte sich auf ihrem Schoß zusammen, und sein Schnurren klang wie ein gut geölter Motor. Sie hüllte sich in den alten Pelzmantel, wölbte die kalten Hände um die Teetasse und dachte über die Konsequenzen dieses Anrufs nach.
    Sie mochte in den letzten Jahren wie eine Einsiedlerin gelebt haben, aber ihre Karriere und ihr Ansehen waren in der weiten Welt da draußen durch die Schallplatten und Kassetten, die noch immer verkauft wurden, erstaunlich lebendig geblieben. Auch ihre Wohltätigkeitsarbeit und die Gründung der Musikakademie hatten dazu beigetragen, dass sie für die Presse offensichtlich immer noch interessant war. Zweifellos würde das alles für die Klatschweiber ein gefundenes Fressen sein, und die Büchse der Pandora würde sich öffnen und alle ihre Geheimnisse preisgeben.
    Sie begriff, dass sie die Kontrolle über die Situation verloren hatte, und auch wenn Tom anscheinend ein ganz anständigerjunger Mann war, konnte er kaum etwas tun, um die Flut der Spekulationen aufzuhalten, nachdem der Damm einmal gebrochen war.
    Sie schloss die Augen und gestand sich ein, dass die Wahrheit ans Licht musste. Zu lange hatte sie ihr Geheimnis für sich behalten, hatte die dunklen Erinnerungen verdrängt, bis sie nur noch bleiche Schnappschüsse aus einer gespenstischen Vergangenheit waren, die ihr nichts mehr anhaben konnten. Jetzt musste sie den Mut finden, zu sprechen, wie sie es schon vor vielen Jahren hätte tun sollen. Für alles bezahlte man irgendwann einen Preis, eine Buße für das Schreckliche, das geschehen war – und nun war es an der Zeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen und sich von den Fesseln der Vergangenheit zu befreien.
    Duftender Dampf stieg aus der Tasse, und sie nippte an dem Gebräu aus Tee und Eukalyptus. Sie trank den Tee ohne Milch und nur mit einer Prise Zucker, aber es war eine alte Gewohnheit, ein Eukalyptusblatt in die Kanne zu geben; sie stammte noch aus ihrer Kinderzeit, als der Tee aus einem rußgeschwärzten Blechtopf über dem Lagerfeuer gekommen war. Der Mond schien durch das Fenster, und das Licht, das durch die überhängenden Zweige des Baumes fiel, tüpfelte die Bettdecke. Aber Catrionas Gedanken waren weit entfernt von diesem kleinen Zimmer. Wie im Lichtspieltheater, das für die Lebensweise ihrer Eltern das Ende bedeutet hatte, flimmerten die Erinnerungen an die Vergangenheit vor ihrem geistigen Auge, und jede Szene war eine Miniatur dessen, was sie gewesen war, und zeigte, wie jene Tage sie zu der Frau geformt hatten, die sie heute war.

    Harriet stieß Rosa an und deutete mit dem Kopf auf die Gestalt, die aus dem Farmhaus kam. »Ich dachte, er wollte angeln gehen?«, sagte sie leise, während sie Zaumzeug und Sattel schulterte und das Gatter des Corrals schloss.
    »Wollte er auch«, sagte Rosa argwöhnisch. »Aber vermutlichwollte er mehr als nur ein paar Fische angeln. Wie lange mag er bei Mum gewesen sein?«
    »Wenn Tom gesagt hat, er wolle angeln, dann hat er es auch getan«, verteidigte Belinda ihn.
    Harriet und Rosa musterten sie stumm, und Connor schnaubte verächtlich. Dann ging er davon, um die Pferde zu versorgen. Rosa hatte ihm die Situation auf dem Heimweg geschildert, und nun sah er sein Misstrauen gegen Tom gerechtfertigt.
    »Warum fragt ihr ihn nicht, wenn ihr mir nicht glaubt?«, fragte Belinda herausfordernd. »Er kommt.«
    Harriet rückte den Sattel zurecht und blieb abwartend stehen, als Tom über den Hof zum Corral schlenderte. Er sah gut aus, wenn die grauen Haare an seinen Schläfen so im Mondlicht glänzten, und sein Gang wirkte männlich. Als unaufrichtig hatte sie ihn nicht empfunden; sie hatte nur das Gefühl gehabt, dass ihm die Situation, in der er sich unversehens befand, unbehaglich war. Überrascht stellte sie fest, wie enttäuscht sie war,

Weitere Kostenlose Bücher