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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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die Gäste, fremde und bekannte, und das Personal stand aufgereiht an der Wand neben der Tür zur Küche. Als sie die letzte, breite Treppe hinunterging, verstummte die lebhafte Unterhaltung, und alle drehten sich zu ihr um. Langsam schritt sie Stufe um Stufe hinunter; der Rock raschelte um ihre Knöchel, und das enge Mieder machte das Atmen schwer. Es war das alte Lampenfieber – aber es schien Jahre her zu sein, dass sie zuletzt einen so dramatischen Auftritt gehabt hatte.
    Die wartenden Gäste begannen zu applaudieren, und das Personal rief: »Happy Birthday!« Sie lachte, klatschte entzückt in die Hände und machte einen kleinen Knicks. Aber dann verflog ihr Hochgefühl, und alle Freude war dahin, denn sie bemerkte, dass Mr Kane am Fuße der Treppe auf sie wartete. In seinem Blick lag ein merkwürdiges und nur allzu vertrautes Funkeln, als er ihr die Hände entgegenstreckte und sie und ihre Mutter die letzten Stufen heruntergeleitete.
    »Happy Birthday«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Catriona sah, dass ihre Mutter die Hand in seine Armbeuge schob, und war gezwungen, es ihr nachzutun. Er führte sie beide in den Salon, wo Aperitifs und Canapés warteten. Phoebe trug ein großes Silbertablett umher und zwinkerte ihrer Freundin im Vorbeigehen zu. Catriona suchte nach Dimitri, aber offenbar verspätete er sich – er hatte es doch sicher nicht ernst gemeint, als er sagte, er wolle nicht kommen.
    Die Gesellschaft zog hinüber in den Speisesaal. Das Essen war sicher köstlich, aber Catriona schmeckte kaum etwas; sie war zwischen ihrer Mutter und Mr Kane eingeklemmt, spürte den Druck seines Schenkels an ihrem und die scheinbar unschuldige Berührung seines Arms an ihrer Brust, wenn er nach seinem Glas griff.
    Velda war so lebhaft wie seit Monaten nicht mehr und erlaubte ihr sogar, zum Dessert ein wenig verdünnten Wein zu trinken. Dann wurde es Zeit, die Torte anzuschneiden und die Geschenke auszupacken. Sie löste die Schleifen und riss das Papier ab und zeigte aufrichtige Freude über Glasperlenketten, Schals, Handschuhe und Bücher, die sie von Gästen und Angestellten bekommen hatte. Noch nie hatte sie so viele Geschenke erhalten, und wenn Kane nicht gewesen wäre, der jede ihrer Bewegungen beobachtete, wäre dies der schönste Geburtstag ihres Lebens gewesen.
    Die Kapelle fing an zu spielen, und sie kehrten zurück in den Salon. Sie erstarrte, als Mr Kane den Arm um ihre Taille legte und sie zum ersten Walzer auf die Tanzfläche führte. Die Füße wollten ihr nicht gehorchen, und sie stolperte gegen ihn. Sie fühlte seine heißen Hände und den Druck seiner Finger in ihrem Rücken, als er sie an sich drückte. Sein Rasierwasser duftete stark, und sie roch auch sein frisch gewaschenes Hemd und die Nelke in seinem Knopfloch.
    »Du siehst sehr erwachsen aus«, raunte er. Inmitten von Musik und Geplauder waren sie so allein wie eine Insel im Ozean. »Aber ohne Puder und Schminke bist du mir lieber – du siehst damit aus wie ein Flittchen.«
    Gekränkt wollte sie sich aus seiner Umarmung winden, aber er lächelte nur und wirbelte sie auf der Tanzfläche herum. Er hatte sie in seiner Gewalt, und das würde so bleiben.
    Als die Musik aufhörte, gelang es ihr zu entkommen, aber sofort entführte einer der jüngeren Gäste sie zu einem schnellen Foxtrott, und wenn Kanes ominöse Anwesenheit nicht gewesen wäre, hätte sie sich jetzt tatsächlich amüsieren können.
    Den ganzen Abend über ging sie ihm aus dem Weg. Ab und zu sah sie ihn mit anderen Damen und mit ihrer Mutter tanzen, aber sie wusste, dass er alle ihre Bewegungen verfolgte und nur darauf wartete, sie wieder zum Tanzen einzufangen, damit er sie wieder an sich drücken könnte. Das schien ihm ein perverses Vergnügen zu bereiten – zu wissen, dass sie ihm nicht entkommen und vor allen Leuten eine Szene machen konnte.
    Immer wieder tanzte er mit ihr, und sie wusste, es war Zeit, Velda zu sagen, was hier vorging. Diesmal würde sie ihre Mutter zwingen, ihr zuzuhören. Was für eine Krankheit es auch sein mochte, die sie da in ihren Klauen hielt – sie würde sicher etwas unternehmen, um ihre Tochter zu beschützen.
    Sie sah Velda mit einer anderen Frau am Ende des Raumes sitzen. Kane tanzte mit einer lebhaften Brünetten und war vorläufig beschäftigt. Catriona schüttelte den Kopf, als jemand sie zum Tanzen aufforderte, und schlängelte sich durch das bunte Treiben. »Mam«, sagte sie.
    »Ich unterhalte mich gerade, Catriona. Unterbrich mich

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