Die Farm
Veranda, eine Diskussion, die Percy und ich versäumten, weil wir auf die hintere Veranda verbannt wurden, verfrachteten Pappy und mein Vater den Jungen in den Pick-up und brachten ihn nach Hause. Ich saß neben Gran auf der Schaukel, als sie davonfuhren. Es wurde gerade dunkel. Meine Mutter pulte Wachsbohnen.
»Wird Pappy mit Mr Latcher reden?«, fragte ich.
»Das wird er bestimmt«, sagte meine Mutter.
»Worüber werden sie reden?« Ich hatte tausend Fragen und nahm an, dass ich jetzt das Recht hatte, alles zu erfahren.
»Sie werden bestimmt über das Baby reden«, sagte Gran. »Und über Ricky und Libby.«
»Werden sie streiten?«
»Nein. Sie werden sich einigen.«
»Worüber werden sie sich einigen?«
»Sie werden sich einigen, nicht über das Baby zu sprechen und Rickys Namen aus der Sache herauszuhalten.«
»Das gilt auch für dich, Luke«, sagte meine Mutter. »Das ist ein dunkles Geheimnis.«
»Ich werd’s niemandem erzählen«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. Der Gedanke, dass die Chandlers und die Latchers jetzt irgendwie verwandt wären, entsetzte mich.
»War es wirklich Ricky?«, fragte ich.
»Natürlich nicht«, sagte Gran. »Die Latchers sind nicht vertrauenswürdig. Sie sind keine guten Christen; deswegen wurde das Mädchen schwanger. Wahrscheinlich werden sie Geld wollen.«
»Geld?«
»Wir wissen nicht, was sie wollen«, sagte meine Mutter.
»Glaubst du, dass er es war, Mom?«
Sie zögerte, bevor sie leise sagte: »Nein.«
»Ich glaub’s auch nicht«, sagte ich. Damit war unser Urteil einstimmig. Ich würde Ricky immer verteidigen, und sollte jemand das Latcher-Baby erwähnen, würde ich denjenigen zum Kampf fordern.
Aber Ricky war der plausibelste Verdächtige, und wir alle wussten es. Die Latchers verließen ihre Farm nur selten. Die Jeters, die zwei Meilen von ihrem Haus entfernt lebten, hatten einen Sohn, aber ich hatte ihn nie in der Nähe des Flusses gesehen. Niemand außer uns wohnte wirklich in ihrer Nähe.
Ricky war der nächste Kater gewesen.
Kirchenangelegenheiten wurden plötzlich sehr wichtig, und die Frauen sprachen ununterbrochen darüber. Ich hatte noch viele Fragen auf dem Herzen, aber ich kam nicht zu Wort.
Schließlich gab ich auf und ging in die Küche, um mir das Spiel der Cardinals anzuhören.
Ich wäre nur zu gern hinten auf unserem Pick-up drüben bei den Latchers gewesen und hätte die Männer dabei belauscht, wie sie über die Sache verhandelten.
Lange nachdem ich ins Bett geschickt worden war, lag ich noch wach und kämpfte gegen den Schlaf an, denn die Luft war erfüllt von Stimmen. Wenn meine Großeltern im Bett redeten, hörte ich ihre leisen Stimmen am anderen Ende des schmalen Flurs. Ich verstand kein Wort, und sie taten ihr Bestes, dass niemand sie hörte. Aber manchmal, wenn sie sich Sorgen machten oder über Ricky sprachen, waren sie gezwungen, sich noch spätabends zu unterhalten. Ich lag in seinem Bett und horchte auf die gedämpften Laute. Mir war klar, dass die Lage ernst war.
Meine Eltern zogen sich auf die vordere Veranda zurück, saßen auf der Treppe und warteten, dass eine Brise Erleichterung von der unbarmherzigen Hitze brächte. Zuerst unterhielten sie sich flüsternd, aber ihre Last war zu schwer und ließ sich nicht unterdrücken. In der Gewissheit, dass ich schlafen würde, sprachen sie lauter als üblich.
Ich schlüpfte aus dem Bett und kroch über den Boden wie eine Schlange, blickte aus dem Fenster und sah sie nicht weit entfernt draußen sitzen. Sie wandten mir den Rücken zu.
Ich horchte auf jedes Wort. Die Sache bei den Latchers war nicht gut gegangen. Libby war irgendwo hinten im Haus mit dem Baby, das pausenlos schrie. Alle Latchers schienen von dem Geschrei genervt und erschöpft. Mr Latcher war wütend auf Percy, weil er zu uns gekommen war, aber noch wütender wurde er, als sie über Libby sprachen. Sie behauptete, dass sie mit Ricky nichts habe anfangen wollen, er jedoch habe sie dazu gebracht. Pappy leugnete es, hatte jedoch keine Beweise dafür.
Er leugnete alles und sagte, er bezweifle, dass Ricky Libby überhaupt kenne.
Aber es gab Zeugen. Mr Latcher sagte, dass Ricky zweimal, kurz nach Weihnachten, in Pappys Pick-up auf ihren Hof gefahren sei und Libby abgeholt habe. Sie waren nach Monette gefahren, wo Ricky Libby ein Soda spendierte.
Sollte diese Geschichte wirklich stimmen, meinte mein Vater jetzt, dann habe sich Ricky für Monette entschieden, weil ihn dort weniger Leute kannten. In Black Oak
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